Grün, rot, blau, gelb und lila sind die fünf Themen-Räume zu Politik, Gesellschaft, Arbeit, Bauen und Kultur. Die Ausstellung Charleston und Gleichschritt – Karlsruhe in der Weimarer Republik im Prinz-Max-Palais zeigt den Besucherinnen und Besuchern zentrale Ereignisse zwischen 1918 und 1933 anhand historischer Fotografien, Kleidungsstücke und Objekte.
„Die Jahre der Weimarer Republik gehörten auch in Karlsruhe zu den spannendsten und spannungsreichsten Zeiträumen der Stadtgeschichte“, erklärt Dr. Ferdinand Leikam, Leiter der Historischen Museen der Stadt Karlsruhe, der am 4. Juni durch die Sonderschau führen wird. So brachte etwa der neu eingeführte Acht-Stunden-Tag vielen Menschen mehr Freizeit – wovon damals vor allem die Fußballvereine profitierten.
Auch die Zahl der Schallplatten- und Staubsauger-Besitzer stieg an, da immer mehr Haushalte über einen Stromanschluss verfügten. Mit dem Rundfunk kam 1923 ein völlig neues Medium auf, zudem gewannen Musikstile wie Jazz und Tänze wie Charleston rasch sehr viele Fans. Die Ausstellung im Stadtmuseum illustriert diese historischen Entwicklungen mit imposanten Originalen wie schimmernden Vinylscheiben oder luftigen Tanz-Kleidchen.

„In der Frauenmode spiegelten sich gesellschaftliche Veränderungen: Immer mehr Frauen übten einen Beruf aus, Kleider und Haarschnitte wurden kürzer. Allerdings blieb im häuslichen Bereich und im Erwerbsleben die traditionelle Rollenverteilung weitgehend bestehen“, sagt Ferdinand Leikam, der die Ausstellung „Charleston und Gleichschritt“ kuratiert hat.
Die Aufbrüche in der Weimarer Republik stießen auch auf Missbilligung, weil sie mit traditionellen Wertvorstellungen kollidierten. Zudem brachten die Folgen des Ersten Weltkriegs und die Wirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre Erwerbslosigkeit, Inflation und Wohnungsknappheit. „Viele Menschen wandten sich als Folge der sozialen Not von der demokratischen Staatsordnung ab und radikalen Parteien zu, was schließlich zum Aufstieg der Nationalsozialisten und zum Untergang der Weimarer Republik führte“, so Historiker Leikam.

Einige der damaligen Erfolge wirken aber auch noch heute positiv im Stadtbild nach, etwa die Errichtung der Dammerstock-Siedlung im Stil des „Neuen Bauens“, mit der die Stadt Karlsruhe innovative Ideen vom gesunden Wohnen umsetzen und Wohnraum für die mittleren und unteren Einkommensschichten schaffen wollte.
Der Eintritt in die Ausstellung ist frei (Di u. Fr 10-18 Uhr, Do 10-19 Uhr, Sa 14-18 Uhr, So 11-18 Uhr), das Begleitprogramm startet am 4. Juni um 18 Uhr mit einer halbstündigen Führung in kleiner Gruppe (Gesichtsmaske nicht vergessen!). Anmeldung drei Tage vorher unter stadtmuseum@kultur.karlsruhe.de oder 0721/133-4231.
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