[Kommentare] Vergangenes Wochenende gab es zwei spezielle Partys für Mamas: Karlsruherinnen feierten im Club Die Stadtmitte bei “Mama macht Party” und im En Vogue unter dem Motto “Mama geht tanzen”. Auch in anderen Clubs werden solche Partys angeboten. Sie beginnen früh, meist um 20 Uhr, und enden, wenn andere Partys erst beginnen. Das soll es Müttern ermöglichen, trotz Familie feiern zu gehen. Eine gute Sache?
Pro: Endlich zu humaner Zeit feiern gehen!
von Nina Setzler
Über dieses Party-Format freuen sich auch Nicht-Mütter! Endlich zu humaner Zeit in den Club und tanzen, bevor die Müdigkeit zuschlägt. Schon mit Anfang Zwanzig war mir nicht klar, warum das Club-Leben erst nachts um eins wirklich losgeht. Manche Menschen pflegen den Ritus des „Vorschlafens“, wenn sie spät Abends noch zum Feiern aufbrechen wollen. Zu denen zähle ich nicht, stattdessen mag ich After-Work-Partys, einfach weil sie früher am Abend liegen.
In den Metropolen dieser Welt haben Daytime-Partys Konjunktur – in Karlsruhe wird das Clubbing nun zumindest mit den Formaten „Mama macht Party“ (Die Stadtmitte) und „Mama geht tanzen“ (En Vogue) zeitlich etwas nach vorne verlegt. Um acht Uhr losziehen, um halb neun an der Bar, kurz danach auf der Tanzfläche, wo die Meute schon wartet. Um zehn dann bereits leicht beschwipst viel getanzt und eine Line Dance-Choreo bewundert, die der Großteil der Mamas offenbar im Schlaf beherrscht.
Die Stimmung bei „Mama macht Party“ ist ausgelassen, ein Chart-Hit aus der Jugend jagt den nächsten. Nur mit Frauen zu feiern, ist mal etwas ganz anderes. Vor allem: sehr entspannt. Die Outfits leger, T-Shirts und bequeme Schuhe, kein übertriebenes Aufbrezeln für nötig befunden. Etwas ungewohnt fühlt es sich an, ohne Männer im Club. Der Faktor „jemanden kennenlernen“ fällt für die meisten weg. Dennoch ist dieser frühe Club-Besuch auch bei alleinerziehenden Müttern beliebt, weil sie bis Mitternacht leichter einen Babysitter finden.
Mama-Partys füllen eine Lücke. Das beweist auch die Tatsache, dass sich hier etliche kinderlose Frauen tummeln. Bevor wir also – obwohl wir Lust auf Party und Musik haben – nicht zum Feiern gehen, um am nächsten Tag fit zu sein, macht eine Früh-Party Sinn. Nicht nur für den Schlaf-Wach-Rhythmus. Auch für die Ökonomie der Clubs, denn statt gähnender Leere bis Mitternacht füllt sich die Hütte schon zeitig. Also: Bitte mehr Early-Bird-Partys – gern mit verschiedenen Musikarten und natürlich auch mit Männern!
Kontra: Mama-Partys fördern überholte Rollenbilder
von Jule Rabe
Mama-Partys zementieren alte Rollenbilder, die wir längst überwunden haben sollten! Klar, sie kommen gut an und wären für Eltern sicher eine willkommene Abwechslung vom Familienstress. Aber sie werden nun einmal nicht als „Eltern-Partys“ beworben.
Nein, es sind explizit „Mama-Partys“. Die Botschaft, die mitschwingt, ist klar: Papa kann ohnehin immer feiern, wann er möchte. Denn Kinder, Haushalt und andere Nichtigkeiten kümmern ihn nicht. Wenn das Kind morgens eine Stulle für die Schule braucht oder das Baby in seiner nassen Windel liegt – nicht sein Problem! Aber Mama, die muss morgens “fit für ihre Liebsten sein”, so steht es in den Anzeigen für diese Partys. Papa? Der kann morgens wahlweise den Rausch von seiner langen Nacht im Club ausschlafen oder schnell ins Büro huschen, um seine Karriere voranzutreiben. Wollen wir dieses überholte Familienbild wirklich unterstützen?
Natürlich gibt es auch Frauen, die sagen: „Hey, ist doch toll, endlich mal ein Abend im Club ohne grabschende und gaffende Männer!“ Das ist verständlich. Schließlich leben wir noch immer in einer Gesellschaft, in der sexuelle Belästigung weit verbreitet ist. Um das zu überwinden, brauchen wir sicherlich noch viele Jahre. Bis es soweit ist, sind Schutzräume für Frauen, in denen sie sich sicher fühlen können, eine traurige Notwendigkeit.
Bei manchen Mama-Partys sind aber ohnehin Männer erlaubt. Für diese Partys ist das Argument eines besonderen Schutzraumes irrelevant. Und bei den Mama-only-Partys wäre es sinnvoller, sie als Raum zu bewerben, in dem Frauen ohne Angst vor Belästigung tanzen können.
Um aber den Mamas eine Auszeit vom Stress mit den Kindern und dem Haushalt zu ermöglichen, brauchen wir keine einzige dieser Veranstaltungen. Was wir brauchen, sind Männer, die mindestens die Hälfte der Hausarbeit und Kinderbetreuung übernehmen. Dann kann Mama richtig feiern – auch auf normalen Partys.
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