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Konstantin Beck und Ruth Mathilda Meigen
Fotos: Elisa Walker

Mini-Häuschen zum Aufklappen

Auf dem Durlacher Campingplatz sollen Tiny Houses mit allem Drum und Dran entstehen

Tiny Houses liegen im Trend! TV-Shows wecken Entdeckerlust mit mobilen Häuschen auf Rädern oder umgebauten Schiffscontainern. In der Messe Karlsruhe findet seit 2018 das New Housing statt, ein Tiny House-Festival, das viele Besucher anzieht. Es gibt sogar eine lokale Tiny House-Initiative.

Architekturwettbewerb „Tiny Timber Tourism“

Auch bei der Neugestaltung des Durlacher Campingplatzes wurde an Tiny Houses gedacht: Das Fachgebiet Baukonstruktion am KIT hat zusamen mit dem Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft den Wettbewerb Tiny Timber Tourism durchgeführt. 30 Architektur-Studierende setzten darin die Vorgabe eines Holz-Häuschens als Camping-Unterkunft für zwei bis drei Personen mit Schlaf- und Essplätzen, Kochgelegenheit und Bad um. Ihre Entwürfe wurden jetzt im Durlacher Rathaus vorgestellt.

Ausstellung Tiny Timber Tourism
Entwürfe für Tiny Houses wurden im Gewölbekeller des Durlacher Rathauses vorgestellt

Wichtig war die Integration in den Campingplatz-Kontext, das architektonische Gesamtbild, Funktion, Umsetzbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Vom bewachsenen Dach über das klimatechnisch vorteilhafte Kuppelhäuschen mit Schlafnetz bis hin zum Mini-Containerhaus waren unterschiedlichste Entwürfe zu sehen. Allen gemein ist eine meist bodentiefe Fensterfront für natürliche Helligkeit, was die Häuschen optisch vergrößert.

Erster Entwurf wird 2021 umgesetzt

„Ich war total überwältigt! Die Teilnehmer haben Monate an ihren Entwürfen gearbeitet und das sieht man“, sagt Anne Sick, Leiterin des Amtes für Hochbau und Gebäudewirtschaft, bei der Preisverleihung. „Deshalb hoffe ich sehr, dass wir nächstes Jahr einen der Entwürfe umsetzen können.“ Sechs Stellplätze mit Versorgungsanschlüssen stehen für den Bau von Tiny Houses bereit, so Oliver Sternagel von der Karlsruher Bädergesellschaft. Die Häuschen sollen künftig auch Studierenden einen vorübergehenden Schlafplatz bieten, die bei  Semesterbeginn noch auf Wohnungssuche sind.

Entwurf von Moritz Wiedenmann und Lukas Keßler
Der Entwurf „Living in layers“ von Moritz Wiedenmann und Lukas Keßler

Neben Anne Sick saßen deren Kollegin Julia Altenbrand, KIT-Professor Ludwig Wappner, die Dozenten Peter Hoffmann und Falk Schneemann, Holz-Experte Jonas Frammelsberger von Frammelsberger Holzbau sowie Tom Dueck vom Stadtamt Durlach in der Jury.

Den 3. Platz gewann die 25-jährige Lisa Reinhardt, deren Konzept durch charmante Einfachheit besticht, denn es basiert auf der Form eines klassischen Satteldach-Hauses. Eine Besonderheit: Die per Seilzug ausklappbare Terrasse und zwei große Dachfenster zum Sternegucken.

Häuschen mit LKW versetzbar

Das Zweierteam Konstantin Beck und Ruth Mathilda Meigen (beide 25, großes Foto) errang den zweiten Platz mit einem Bungalow, dessen zwei Terrassen man über Nacht hochklappen kann, um mehr Privatsphäre zu schaffen. Das Haus besteht aus drei Modulen wie bei einem einschiebbaren Möbelstück. „Man könnte es auch auf einen LKW packen und versetzen“, erklärt Professor Wappner.

Nur drei mal sieben Meter groß ist „Die Urhütte“ – der Sieger-Entwurf von Merve Simsek und Mena Ghaly: Das rötliche Lärchenholz der Außenfassade greift optisch den für die Region typischen Sandstein auf. Die Jury lobte die klare Struktur mit Aufklapp-Möglichkeit, die einem Campingbus gleicht: „Auf kleinstem Raum wurde viel Platz geschaffen – einfach, aber sehr raffiniert!“

Mena Ghaly
Mena Ghaly vor dem Sieger-Entwurf, den er Teampartnerin Merve Simsek erarbeitet hat

Merve und Mena war wichtig, dass ihr Tiny House Intimität und Geborgenheit ausstrahlt. Deshalb ist es auf einer Seite komplett geschlossen und auf der anderen ins Grüne zu öffnen. Licht kommt durch ein Oberfenster, das sich wie ein Band über die Länge des Hauses legt. „Der Vorteil ist, dass alle Fenster den Standardmaßen entsprechen, das macht es wirtschaftlich im Bau“, erklärt der 24-Jährige Mena.

Camping-Kundenstamm erweitert

„Wir haben mit unserem Entwurf den Kundenstamm für den Campingplatz erweitert, denn unser Tiny House können sich beispielsweise zwei junge Paare teilen“, sagt er. Es gibt ein raumhohes Schlafzimmer und ein weiteres Doppelbett in Form einer gemütlichen Koje oberhalb des Badezimmers. Damit man das Haus jederzeit auseinandernehmen und umsetzen kann, werden die Verbindungen beim Bau geschraubt statt geleimt. Und weil kein Styropor als Dämmung verwendet wird, ist es zudem nachhaltig.

Extra Schlafplätze vor Semesterbeginn

Wie viel eine Übernachtung im Tiny House in Durlach künftig kosten wird, zeigt sich erst nach dem Bau. Auf dem Campingplatz liegt eine Übernachtung in der Hauptsaison mit eigenem Wohnwagen derzeit bei 14 Euro, mit einem Drei-Personen-Zelt bei sechs Euro. Der Tiny House-Rohbau soll nach Pfingsten mit den Studierenden und Berufsschülern der Karlsruher Zimmererschule in einer Seminarwoche realisiert werden. „Unser Traum ist, quasi auch ein KIT-Gästehaus zu bekommen“, sagt Professor Wappner augenzwinkernd.

2 Kommentare Mini-Häuschen zum Aufklappen

  1. Herfried Dr. Frank
    Da wir in der Planung von einem Tiny house sind, wären wir beispielsweise an einem Plan der Architekten interessiert. Mit freundlichen Grüßen Herfried (Vorname) Frank (Nachname)
    • Hallo Herr Frank, bitte wenden Sie sich mit Ihrer Anfrage direkt an das Sekretariat des Fachgebiets Entwerfen und Baukonstruktion der KIT-Fakultät für Architektur: mayerling.wolf@kit.edu. Dort kann man Ihnen sicher weiterhelfen.

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