
Metzgerei Lust
Traditionelle Dorfmetzgerei. Das Fleisch kommt von kleinen Höfen aus der Region. Dienstags frische Maultaschen.
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„Hier oben ist es unendlich grün und wir haben immer frische Luft – ein, zwei Grad kälter als unten in der Stadt“, sagt Pfarrerin Anne Helene Kratzert, die seit zehn Jahren mit ihrer Familie in Hohenwettersbach wohnt. Der Ort gehört neben Palmbach, Stupferich und Grünwettersbach zu Karlsruhes Bergdörfern. Kaum zu glauben, dass dieses Natur-Paradies mit seinen üppigen Wiesen und dichten Wäldern früher mal ein Dürre-Problem hatte. Doch tatsächlich taucht das Dorf als Durrenweterspach erstmals in Urkunden auf. Im 13. Jahrhundert gab es hier noch keinen Brunnen. „Heute kursieren immer noch alte Mythen im Ort, dass die Hohenwettersbacher in alter Zeit zum Wasserholen nach Grünwettersbach mussten – und die Grünwettersbacher an der Quelle immer Vorrang hatten“, weiß die promovierte Theologin Anne Helene.
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Karlsruhes Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm machte dann endlich Schluss mit dem Wassermangel, indem er den Ort kaufte, sich ein kleines Lustschloss baute und im Park einen Brunnen anlegen ließ. Von da an hatte das Dorf genug Wasser und wurde in Hohenwettersbach umbenannt. Das Schloss von damals existiert heute nicht mehr, doch der Lustgarten zeugt von seiner früheren Funktion als Schlosspark. Die Güter in Hohenwettersbach vermachte Karl Wilhelm seiner unehelichen Tochter Karolina Luisa, die mit Wilhelm Friedrich Freiherr von Schilling zu Canstatt verheiratet war. Ihr Sohn ließ um 1760 ein Herrenhaus bauen, das heute als Hohenwettersbacher Schloss bekannt ist. Das benachbarte Hofgut betrieben die Nachfahren der Schilling zu Canstatts bis ins 20. Jahrhundert. 30 Mitglieder der Adelsfamilie liegen auf dem alten Teil des Hohenwettersbacher Friedhofs beerdigt. Auf den royalen Grabsteinen deutlich erkennbar: Das Familien-Wappen mit einem goldenen Kännchen.
Dieses Symbol des Canstatt-Clans ist an mehreren Stellen im Stadtteil zu entdecken, etwa am Gut Batzenhof und auf Grenzsteinen an der Lustgartenhalle. Als das Hofgut noch bewirtschaftet wurde, siedelten sich im 18. Jahrhundert daneben Weber, Schneider und Gärtner als Tagelöhner an. Sie bauten sich kleine Häuser, die noch heute in der Reihenstraße zu besichtigen sind, im Lauf der Zeit aber etwas erweitert wurden. In den Ställen und Scheunen des einstigen Gutshofs liegen heute moderne Loft-Wohnungen. Das Milchhäusle, in dem bis in die 1960er-Jahre hinein die Milch der umliegenden Höfe gesammelt wurde, gehört heute zu einer Kita. „Hierher ziehen viele Familien mit Kindern, die sich den Traum vom Haus im Grünen erfüllen. Ein pulsierendes Stadtleben, wie ich es mag, findet hier oben also eher nicht statt“, gibt Pfarrerin Kratzert lachend zu. Doch sie hat den dörflichen Lifestyle am Rand von Karlsruhe schätzen gelernt. Langweilig wird es ihr hier oben schon dank ihres Jobs nicht, in dem sie täglich die verschiedensten Menschen trifft.
„Ich kümmere mich um alles, was für Geistliche so anfällt: in der Grundschule unterrichten, Gemeindezentren und Kirchen verwalten, Trauungen, Beerdigungen, Konfirmanden-Unterricht und Seelsorge.“ In der Pandemie hatten viele Menschen mehr Gesprächsbedarf. „Nicht nur die Älteren, Alleinstehenden, wie man vermutet. Auch für die Jugendlichen war der Zustand der Isolation schlimm“, so die Erfahrung der Pfarrerin. Wenn wirkliche Nähe lange Zeit nicht möglich ist, fühle man sich in einem Bergdorf wie Hohenwettersbach zusätzlich abgeschnitten …
Normalerweise sei hier oben aber einiges los, vor allem dank vieler Feste von Musik-, Sport- und Nachbarschaftsvereinen. „Da werde ich oft eingeladen, weil mich durch meinen Job viele Leute kennen. Auch bei Events wie ‚Kleinkunst im Kirchenkeller‘ bin ich gern dabei.“ Zu solchen Events ist die Pfarrerin häufig mit ihrem E-Mountainbike unterwegs, mit dem sie von Hohenwettersbach auch fix in die Karlsruher Innenstadt gelangt. Urlaub macht sie dann aber am liebsten in Metropolen wie Paris oder London! Auch Uwe Günzel war viel in der Welt unterwegs – heute arbeitet er vor allem im Homeoffice in Hohenwettersbach.
„Zusammen mit meinem Bruder arbeite ich an Kasuwa.de, einer Plattform, auf der kleine Firmen und Hobby-Kreative ihre selbstgemachten Produkte verkaufen“, erklärt der Tech-Unternehmer. Er gibt zwar zu, im Dorfleben von Hohenwettersbach nicht besonders aktiv zu sein, schwärmt aber von den Straßenfesten, die hier immer wieder stattfinden. Zum Beispiel bei ihm im Wieselweg, wo die Nachbarn sogar einen kleinen Festplatz ausgewiesen haben. Einige Meter weiter beginnt der Wald, dort starten Lehrpfade wie WaldWelt und WaldZeit mit geheimnisvollen Skulpturen und Mitmach-Stationen.
Ein weiteres Natur-Highlight im Ort ist die Pappelallee, deren Existenz allerdings bedroht ist. Die Pappeln pflanzte in den 1960ern die damaligen Besitzerin von Gut Batzenhof – übrigens eine Nachfahrin der Schilling zu Canstatts. Heute nagt der Zahn der Zeit an den Bäumen, die sich laut Stadtverwaltung nicht gut für Höhenlagen eignen, weil sie viel Wasser benötigen. Die Pappeln sollen nach und nach durch Linden ersetzt werden, wogegen Fans der langgestreckten Bäume protestieren. Die Allee sei das Wahrzeichen von Hohenwettersbach und ein beliebtes Fotomotiv, argumentieren sie. Auf der schmalen Straße zwischen den Bäumen wird es am Wochenende oft eng, denn sie führt zu einem beliebten Golfplatz.
Auch Ausflügler ohne sportliche Ambitionen können über die Anlage schlendern, den Spielern beim Abschlagen zusehen und auf der Terrasse des Club-Cafés relaxen. Direkt daneben wohnen Pferde, Ziegen und Gänse auf Gut Batzenhof. Gerhard Kögler und seine Familie bauen hier Zuckerrüben, Mais und Getreide an. Bis vor einigen Jahrzehnten wurde in Hohenwettersbach zudem auch Wein kultiviert, der laut Zeitzeugen gar nicht schlecht geschmeckt haben soll. Dennoch wurden die Reben zurückgebaut, heute erinnert die Straße „Alter Weinberg“ daran. Das Areal wurde dann als Baugrund verkauft und ist heute mit seinen halbrund angeordneten Flachdach-Häusern ein architektonischer Hingucker!
Text:
Johanna Fischer, Nina Setzler
Fotos:
Bruno Kelzer, Linda Calmbach, Nina Setzler, Romy Picht
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