
Kronenwett-Schreibwaren
Kleiner Kiosk im Wohngebiet. Hier gibt es Schreibwaren, Zeitschriften und Tabakprodukte. Dazu Lotto und kalte Getränke.
Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren
Viele Karlsruher*innen kennen den Spruch: „Wer den Tod nicht scheut, zieht nach Oberreut!“ Dieses Image als Krawall-Viertel kommt dem Rapper Serbo Smilez ganz gelegen: „Damit lässt sich arbeiten“, sagt er und grinst, weil es in seinem Genre bekanntlich häufig um die zwielichtigen Seiten des Lebens geht. Doch selbst Serbo, der bürgerlich Leo Serzenka heißt, betont die hohe Lebensqualität im Stadtteil. Dazu trägt auch der Jugendgarten Oberreut bei, in dem sich Teenies an Graffiti-Wänden austoben, grillen oder Geburtstag feiern können. Auch Serbo hat seine Jugend hier verbracht, heute leitet er das Ton-Studio des Jugendgartens und nimmt dort auch selbst seine Tracks auf. Und es gibt viele weitere Angebote im Stadtteil, die Menschen zusammenzubringen sollen: das Pop-up-Café der Kinder- und Jugendzentren zum Beispiel.
Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren
„Wir bauen unseren bunten Sonnenschirm immer an einer anderen Stelle in Oberreut auf, damit man uns erkennt. Wir haben Tee, Kaffee, Kreide oder Seifenblasen dabei. Dadurch bleiben viele Leute stehen, gerade mit Kindern, und wir kommen ins Gespräch“, sagt Quartiersmanagerin Katharina Wywiol. Sie und ihre Kollegen möchten beim Pop-up-Café über die Projekte im Viertel informieren. Das Elterncafé etwa oder den Mittagstisch im Begegnungszentrum, wo Schüler*innen, Berufstätige und Senior*innen auf Spendenbasis zusammen essen können. Auch die Quartierssprechstunde und das Café O. bieten Raum für alle Themen, die die Menschen bewegen. Die Quartiersmanager unterstützen auf Wunsch bei Anträgen, Ämterschreiben und anderen Dingen, die sonst vielleicht liegen bleiben würden. Dieser Einsatz trägt dazu bei, dass am schlechten Ruf Oberreuts schon lange nichts mehr dran ist. Das bestätigt auch Katharina: „Als ich angefangen habe, hier zu arbeiten, hat mich meine Familie noch gewarnt, dass Oberreut verrufen sei.
Seit ich es selbst kenne, halte ich es aber für einen der schönsten Stadtteile von Karlsruhe“, erklärt Katharina, die jeden Tag zum Arbeiten herfährt. „Oberreut ist übersichtlich, vielfältig und offen. Das schlechte Image stammt aus den 1960er-Jahren, als das Viertel gerade neu entstanden ist.“ Damals wurden Wohnblocks und Hochhäuser gebaut, um während der Sanierung der Karlsruher Altstadt schnell Wohnraum zu schaffen. Viele kinderreiche Familien zogen ein, es gab Jugendgangs und Leute, die auf der Straße herumlungerten. Im Lauf der Jahre hat sich das Viertel herausgeputzt und wirkt heute an vielen Ecken idyllisch. Dazu tragen die bunten Reihen- und Einfamilienhäuser bei, die in Nachbarschaft zu den Wohnblöcken entstanden sind. Mittlerweile ist Oberreut begehrt, immer mehr junge Familien ziehen hierher und es wird fleißig weiter gebaut. Eines der neueren Appartements im Areal „Feldlage“ hat sich Caspar Eberle geschnappt. Er wohnt seit seiner Jugend im Viertel und kennt hier alles und jeden.
„Oberreut ist Heimat, ich habe es nie übers Herz gebracht, wegzuziehen“, sagt der Immobilien-Makler. Er schwärmt von der Infrastruktur im Viertel, die ein Auto überflüssig macht. „Du brauchst höchstens ein Fahrrad, um an den Epple-See zu kommen – in nur zehn Minuten. So schnell bist du mit Bus oder Bahn auch in der Innenstadt“, sagt Caspar. Auch Tickets für Das Fest in der Günther-Klotz-Anlage musste er nie kaufen, weil er die Bands von seinem Balkon aus hört. Die Lage treibt auch die Immobilienpreise in die Höhe. „Für drei Zimmer in Oberreut kannst du heute 420.000 Euro bezahlen – da ist Mühlburg auf den Quadratmeter günstiger“, weiß der Makler.
Gastronomisch hat das Wohngebiet nicht viel zu bieten, es gibt einen Griechen, eine rustikale Kneipe, einen Döner-Imbiss und eine Eisdiele. Die Nahversorgung sichern Bäcker, Apotheken, Arztpraxen und mehrere Supermärkte, darunter zwei mit osteuropäischen Lebensmitteln. In Oberreut gibt es eine große russlanddeutsche Community. „Das rührt daher, dass in den 1990ern viele Deutschstämmige aus der Ex-UdSSR hierher kamen. Sie durften nur 270 DM pro Person ausführen und waren auf öffentlich geförderte Wohnungen angewiesen. Davon hat Oberreut mit 18 Prozent den größten Anteil in ganz Karlsruhe“, so Willi Hartmann vom Bürgerverein Oberreut.
Ein sozialer Brennpunkt ist das Viertel schon lange nicht mehr, bestätigt er. Viele Spätaussiedler aus Osteuropa sind heute in Oberreut heimisch geworden und haben sich hier eine bürgerliche Existenz aufgebaut. „Es zeigt sich immer wieder: Menschen, die den Stadtteil nicht kennen, haben ein deutlich schlechteres Bild von ihm, als alle, die hier wohnen.“ In der Karlsruher Kriminalstatistik 2020 führt Oberreut mit über 50 Gewaltdelikten die Liste der kleineren Stadtteile außerhalb des Stadtkerns an. Dennoch legen die meisten Bewohner*innen Wert auf ein friedvolles und beschauliches Leben. Dabei spielen auch die Kirchen eine wichtige Rolle.
Neben dem ökumenischen Gemeindezentrum, betrieben von evangelischer und katholischer Kirche, haben hier eine russisch-orthodoxe Gemeinde sowie eine Freikirche ihren Sitz. Der Parkplatz vor den Gotteshäusern quillt am Wochenende gerne mal über! Auf den Mäuerchen neben den Gemeindezentren sitzen nachmittags oft Jugendliche, kleinere Kids düsen mit ihren Rädern über die schrägen Rampen der Wohnanlagen. Das Jugend- und Gemeinschaftszentrum Weiße Rose organisiert regelmäßig DIY-Events oder Musik-Veranstaltungen, der Calisthenics Outdoorpark am Waldrand ist stets gut besucht. Willi Hartmann und seine Kolleg*innen vom Bürgerverein tragen mit Festen, Frühshoppen und Boule-Turnieren zum großen Freizeit-Angebot in Oberreut bei.
Seit Jahren kämpfen sie dafür, dass die Sportflächen neben der Anne-Frank-Schule für die Allgemeinheit zugänglich werden. „Das Gelände ist eingezäunt. Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene möchten hier aber außerhalb der Schulzeiten Sport treiben können. Die Fläche mit DFB-Spielfeld, Beachvolleyball und Tischtennis ist ein toller Ort für die ganze Familie. Leider ist sie aber abends, an Wochenenden und in den Ferien aufgrund der Absperrung total verwaist“, sagt Willi. Mehr los ist im Studio des Jugendgartens. Hier hilft Rapper Serbo Jugendlichen ehrenamtlich dabei, an ihrer Musik zu tüfteln und erste professionelle Aufnahmen zu machen. „Das Angebot der Stadt ist heiß begehrt, heute kommen Teenager aus ganz Karlsruhe hierher“, verrät Serbo.
Text:
Nina Setzler
Fotos:
Linda Calmbach, Nina Setzler
Kleiner Kiosk im Wohngebiet. Hier gibt es Schreibwaren, Zeitschriften und Tabakprodukte. Dazu Lotto und kalte Getränke.
Kleiner „Tante Emma“ Laden mit Backwaren, Konserven, Nudeln, etc. Günstige belegte Brötchen, Getränke und Eis.
Kleiner Kiosk mit Schreibwaren, Zeitschriften und Tabak. Versand-Annahme für Post und Lotto. Dazu kleine Grußkartenabteilung.
Comjour Medien
Alter Schlachthof 33
76131 Karlsruhe
© 2023 Karlsruhepuls