Seit der Gründung des Vereins queerKAstle im Mai 2022 arbeiten die Macher*innen mit viel Kreativität und Herzblut an der Zukunftsvision eines Zentrums für queere Vielfalt. Die Idee: Im Herzen von Karlsruhe möchten sie Räumlichkeiten aus der Community für die Community schaffen. Diese sollen Safe-Space, Begegnungsort, Kulturplattform, Bildungsanker und Netzwerk-Möglichkeit zugleich sein – diskriminierungsfrei, vielfältig und bunt.
Ein passender Ort zur Umsetzung der Idee ist schon gefunden: Seit Sommerbeginn laufen Ausbau- und Renovierungsarbeiten in der Liebigstraße 10-12 (Weststadt). Sie werden gemeinschaftlich von vielen Freiwilligen gestemmt.
Streichen, bauen und werkeln für queerKAstle
In Nachbarschaft zur Günther-Klotz-Anlage werden bei offenen Baustellen-Terminen Böden abgeschliffen, Wände verputzt, Kabel verlegt, Lampen angebracht, Möbel aufgebaut und vieles mehr. Dazu kommen Orga-Treffen zur Konzeption: Soll es eine erhöhte Bühne mit professionellem Licht und Ton geben oder nicht? Womit kann man den großen Hauptraum für verschiedene Zwecke unterteilen? Wie strukturiert man Öffnungszeiten, Thekendienste und dergleichen?
„Uns ist wichtig, dass es ein Zentrum für die ganze Community wird. Deshalb gestalten wir den Beteiligungsprozess so breit wie möglich, was natürlich auch zu Diskussionen führt. Am Ende müssen wir die beste Lösung für alle finden“, erklärt Alexandria Dritschler, Sprecherin des Vereins queerKAstle gegenüber Karlsruhepuls.
Macht Karlsruhe noch ein Stück bunter: queerKAstle
Sie betont im Gespräch, dass queerKAstle die Stadtkultur bereichern möchte, ohne anderen Angeboten das Wasser abzugraben. „Wir haben also einen Blick in die Community geworfen und geschaut, wo Lücken sind. Da es bereits das queere Jugendzentrum LA ViE gibt, müssen wir bei queerKAstle kein Angebot für queere Jugendliche machen.“ Stattdessen gebe es die Gruppe „Queer älter werden“, die unter anderem Tanztees im Zentrum veranstalten könne. Derzeit finden diese noch in der Adlerstraße statt.
Auch Beratungsangebote möchte queerKAstle weiter ausbauen, beispielsweise für trans* und inter* Personen. Zudem schickt die Bildungsgruppe des Vereins qualifizierte Mitglieder in Schulen, um Aufklärungsarbeit zu leisten. „Die Nachfrage ist riesig!“, freut sich Alexandria und erzählt auch vom Veranstaltungsteam, das Queer-Empowerment-Workshops, Podiumsdiskussionen zum Thema Kirche und queeren Menschen und vieles andere organisiert.
All diese Projekte wollen natürlich finanziert werden. „Generell hat Karlsruhe das Problem: Sparhaushalt! Das merkt man überall. Der CSD-Verein kämpft um eine höhere Förderung, auch das queere Filmfestival Pride Pictures, das es schon ewig gibt. Dass wir als relativ neue Organisation Mietkostenzuschüsse für das Zentrum bewilligt bekommen haben, ist also ein toller Erfolg, selbst wenn sie nach zwei Jahren wieder sinken“, so die Ingenieurin, die bei der vergangenen Gemeinderatswahl als Kandidatin für Die Linke antrat. „Bei anderen Projekten in diese Richtung heißt es oft, das Ehrenamt solle erstmal alles etablieren und sich beweisen. Als Dank wird warm in die Hände geklatscht. Außerdem werden oft nur einzelne Veranstaltungen unterstützt, aber das sind Tropfen auf den heißen Stein. Die offizielle Förderung zu verstetigen, ist und bleibt ein Problem!“
Was also tun? Eine rein kommerzielles Wirtschaftskonzept, zum Beispiel eine Finanzierung über Eintrittsgelder oder den Verkauf von alkoholischen Getränken, kommt nicht in Frage, stellt Alexandria klar. Das liegt an der Gemeinnützigkeit des Vereins, aber auch an Bedenken, das Angebot dann nicht mehr nach Vorstellungen der Mitglieder gestalten zu können. „Am Ende organisiert man nur Events für schwule Männer, weil sie die größte Zielgruppe sind. Wir wollen auch keine Partys machen, auf denen Alkohol in Massen ausgeschenkt wird, nur damit Geld reinkommt!“, so Alexandria. Deshalb hat der queere Verein bewusst keine Schanklizenz beantragt und setzt auf freiwilliges Engagement und Spenden. Bei Betterplace läuft derzeit eine Crowdfunding-Kampagne, mit der ein barrierefreier Umbau der geschlechtsneutralen Toiletten, aber auch Sicherheitsbeleuchtung und einbruchsichere Schließanlagen finanziert werden sollen.
Wer sich mit Rat und Tat einbringen möchte, ist jederzeit bei den Orga- und Baustellenterminen in der Liebigstraße 10-12 willkommen. Die queerKAstle-Webseite und der Instagram-Kanal informieren regelmäßig über aktuelle Events. Als Eröffnungstermin für queerKAstle in der Karlsruher Weststadt wird der 10. Oktober 2024 angepeilt.
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