Ein Highlight unserer Stadt ist bald für lange Zeit nicht mehr zugänglich. Das Badische Landesmuseum im Schloss Karlsruhe schließt Ende September 2025. Der Grund: Die einstige Fürstenresidenz ist in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Für die Mitarbeitenden des Landesmuseums bedeutet das viel Arbeit, schließlich müssen teilweise tonnenschwere Ausstellungsstücke hin und her bewegt werden. Und die Besucher müssen über mehrere Jahre auf diesen beliebten Ort im Zentrum Karlsruhes verzichten.
Kaputte Haustechnik: Manche Räume sind unerträglich heiß
Das Karlsruher Schloss war rund 200 Jahre lang Wohn- und Regierungssitz der badischen Royals; seit rund 100 Jahren ist es ein Museum. Nachdem es 1944 im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden war, baute man es 1955 neu auf. Die Fassade wurde dabei originalgetreu wiederhergestellt, die Innenräume als Ausstellungsflächen konzipiert. Seither hat sich nicht viel verändert. “Das Schloss ist seit der Wiedereröffnung nie grundlegend saniert worden”, sagt der Museumsdirektor und promovierte Archäologe Eckart Köhne.
Das spüren die Besucher beim Besuch: Im zweiten Stock ist es teilweise unerträglich heiß, die Luft stickig. “Wir können die Heizung dort nicht mehr richtig regulieren, sie kennt nur an oder aus”, erklärt Eckart Köhne. Das ist nicht nur für die Gäste schwierig, auch die Ausstellungsstücke leiden. “Die Klimaschwankungen sind schlecht für Materialien wie Holz, Metall und Keramik, da es zu Spannungsrissen kommen kann”, so der Museumsdirektor. Er freut sich darum sehr, dass die Technik des Gebäudes nun bald auf den neuesten Stand gebracht wird.
15.000 Ausstellungsstücke müssen umgeräumt werden
Die Sanierung eines Museums ist allerdings nicht einfach. “Wir haben 15.000 Objekte, die sicher verpackt werden müssen”, erklärt Eckart Köhne. Denn bevor die Sanierung beginnt, wird der Westflügel komplett leergeräumt, als Depotfläche hergerichtet und schließlich mit allen Objekten des Museums gefüllt. Wenn der Ostflügel saniert ist, werden die Ausstellungsstücke dort untergebracht. Erst wenn die Sanierung komplett abgeschlossen ist, werden sie an ihren eigentlichen Bestimmungsort gebracht.
Mit unempfindlichen Stücken wäre das schon Arbeit genug. Aber das Museum ist im Besitz zahlreicher sehr fragiler Kostbarkeiten, mit denen extra behutsam umgegangen werden muss, um sie nicht zu beschädigen. Eckart Köhne erzählt von 1.000 Jahre alten Gläsern, einem Kachelofen aus der Renaissance und einer zerbrechlichen Marmorstatue in der Sammlung des Badischen Landesmuseums. Für zwei große Reliefs aus Sandstein wird sogar ein Kran benötigt. “Das wird keine leichte Aufgabe”, so Eckart Köhne.
Voraussichtliche Bauzeit: sechs bis sieben Jahre
Wenn alle Objekte im Westflügel untergebracht sind, beginnt der erste Bauabschnitt im Ostflügel. Zuständig für die Sanierung ist der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Dort rechnet man mit sechs bis sieben Jahren Bauzeit im Schloss Karlsruhe. Das Hin- und Herräumen der Objekte ist darin allerdings nicht eingerechnet. Das Badische Landesmuseum wird also erst Anfang oder Mitte der 2030er Jahre wieder öffnen. Auch die Kosten des Umbaus stehen noch nicht fest, Zahlen kann das zuständige Amt erst nach der Planung im Jahr 2026 nennen.
Tipp: ein letzter Besuch auf dem Schlossturm
Besucherinnen und Besucher können die Sammlungsausstellungen des beliebten Karlsruher Museums noch bis zum 28. September 2025 dienstags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr sowie freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr besuchen. Bis dahin gibt es außerdem die zwei Sonderausstellungen „Unrecht & Profit – Das Badische Landesmuseum im Nationalsozialismus“ und „Kann das weg? – Von Einfällen und Abfällen“ zu erleben.
Was der Museumschef vor der Schließung besonders empfiehlt: ein Besuch auf dem Schlossturm. “Die Aussicht auf die Stadt ist von dort sehr schön“, so Eckart Köhne. Bis Ende September kann der Turm zu den Öffnungszeiten des Museums bis 45 Minuten vor Schließung erklommen werden.
Das Karlsruher Schloss soll offener werden
Nach der Sanierung soll das Schloss ein Platz der Begegnung in der Karlsruher Innenstadt werden. “Wir wollen einen offenen Ort schaffen”, sagt Eckart Köhne. Dafür soll das Café einladender gestaltet werden und ein dauerhafter Durchgang vom Haupteingang zum Schlossgarten geschaffen werden, wie es bereits 2015 zum Stadtgeburtstag einen Sommer lang der Fall war. Ein solcher Transit würde Museum und Schlossgarten enger verbinden. Auch eine Lounge für Besucher, die nicht direkt ins Museum möchten, ist angedacht.
Für die künftige Art der Ausstellung gibt es bereits erste Entwürfe: In Zukunft sollen nicht mehr alle Objekte gleichzeitig gezeigt werden. Eckart Köhne zufolge soll die Ausstellung thematisch zusammenhängender werden, gleichzeitig aber flexibler und öfter wechselnd. “Die jetzigen Schausammlungen werden so nicht mehr zu sehen sein”, sagt der Direktor in Anspielung auf die große Vielfalt seines Museums von Steinzeit bis Kuckucksuhr. Die Sehgewohnheiten hätten sich in den letzten Jahren geändert, darum werde das Haus künftig spielerischer und dennoch für alle Generationen ansprechend sein.
Bis wir das erleben dürfen, wird es noch einige Jahre dauern. Während der Schließung des Schlosses kann ein Teil der Karlsruher Sammlung in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden besichtigt werden, dort sind wechselnde Ausstellungen mit Objekten des Badischen Landesmuseums geplant. Und die Schlosslichtspiele finden auch während der Sanierung statt, die Fassade des Schlosses bildet einen Monat lang im Sommer wie gewohnt die Projektionsfläche für Medienkunst und Musik.
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