Am 15. September 2024 findet der 40. Baden-Marathon in Karlsruhe statt. Aus diesem Anlass stellen wir euch einige der vielen hundert Menschen vor, die das Lauf-Event zu einem bunten und abwechslungsreichen Sport-Highlight im Kalender machen. So viel sei vorab schon verraten: Alle sind seit Jahren mit Begeisterung dabei!
„Manche denken, dass hinter dem Baden-Marathon ein Riesenapparat steht. Aber so ist es nicht. Sogar ich als Geschäftsführer und Organisationsleiter habe keine Vollzeit-Stelle“, erklärt Fried-Jürgen Bachl, der sich seit 1999 im Verein Marathon Karlsruhe engagiert. „Wir sind ein kleines, eingespieltes Team, das weiß, woran der andere gerade denkt oder denken sollte. Der kommunikative Austausch in unserer ‚Traditionsmannschaft‘ läuft!“
Ausgeklügelte Strecke quer durch Karlsruhe
Ein wichtiger Mann an Fried-Jürgens Seite: Peter Röll, der seit 2015 die Planung der Strecke beim Baden-Marathon verantwortet. „In einer Großstadt wie Karlsruhe, wo sich allein durch die Baustellen ständig etwas ändert, ist es sehr aufwendig, einen interessanten Kurs zu formen. Man muss die Bedürfnisse des Individualverkehrs berücksichtigen, die Wünsche der Anlieger und natürlich die der Läufer. Außerdem muss die Strecke offiziell vermessen werden – ‚ungefähr 42 Kilometer‘ ist keine Option …“, erklärt Fried-Jürgen. „Wir haben 220 Ordner an jeder Kreuzung und Abzweigung stehen, Verpflegungsstellen alle zweieinhalb bis fünf Kilometer und so weiter. Das alles muss genehmigt werden! Dazu kommt die ganze Öffentlichkeitsarbeit rund um den Lauf.“
Auf der Strecke sorgen Zugläufer wie Heiko Ludwig dafür, dass alle, die mit ihnen laufen, mit ihrer persönlichen Wunschzeit ins Ziel kommen – die nötige Fitness vorausgesetzt. Der begeisterte Ultraläufer ist schon seit 2005 einer der Pacer beim Baden-Marathon und für deren Koordination zuständig. Für die Nicht-Läufer: Diese fitten Tempomacher erkennt man an den großen Ballons mit der gewünschten Endzeit darauf und einer oft stattlichen Menschentraube, die sich um sie schart.
Motivation gefällig? Immer dem Zugläufer hinterher …
„Wir haben in der Regel zwei Pacer für jede Ziel-Zeit, angefangen bei drei Stunden und im Viertelstunden-Abstand weiter nach oben“, erklärt Heiko. Er setzt auf Zugläufer aus regionalen Vereinen und Lauftreffs, gehört selbst dem Karlsruher Lauftreff Memler an. „Dieses Jahr bin ich für die Marathon-Laufzeit von vier Stunden eingeteilt. Beim Baden-Marathon machen auch viele mit, die zum ersten oder zweiten Mal die 42,195 Kilometer laufen. Ihnen möchte ich Sicherheit, Motivation und Hilfestellung geben, um gleichmäßig durchzulaufen.“
Und wenn jemand schwächelt? Dann haben die Pacer ihre Tricks auf Lager: „Ich war einmal mit einem anderen Zugläufer für 4:30 Stunden unterwegs. Eine junge Frau hat sich auf den letzten Kilometern sehr gequält, also versprach der Kollege ihr, dass sie im Ziel seinen Luftballon bekommt. Das war total süß – und hat geholfen!“
Musik, Action und Emotionen entlang der Strecke
Einen weiteren Motivations-Push liefert das Rahmenprogramm des Baden-Marathon: Einzelmusiker*innen, Bands und Tanzgruppen sorgen an der Laufstrecke für Action, Beats und Emotionen. Zum 13. Mal dabei ist „Farida al-Baida“ mit den „Banat el-Hayat“ („Töchter des Lebens“). Die Bauchtanzgruppe um Renate Weiß tanzt in diesem Jahr bei Kilometer 24 in Bulach.
„Im Bauchtanz steckt so viel Bewegung! Mit diesem Tanzstil kannst du jede Art von Musik interpretieren – ägyptische, nordafrikanische und arabische Klänge und sogar Hardrock, wenn du willst!“, begeistert sich Hüftschwung-Chefin Renate, die jahrelang die orientalische Tanzkunst beim SSC Karlsruhe und bei der VHS Leopoldshafen unterrichtet hat. „Wenn wir mit dem ganzen Körper Akzente setzen, sieht das immer toll aus – manche Läufer halten deshalb sogar an, um ein Foto mit uns zu machen!“
„Laufen mit Herz“: Spenden sammeln für die gute Sache
Zum zweiten Mal tritt Dieter Engel als Spendenläufer an. Gemeinsam mit seinem Sohn Christian geht er im Rahmen der Aktion „Laufen mit Herz“ auf die Halbmarathon-Strecke. Die beiden werben mit ihrem Lauf im Bekanntenkreis und bei Geschäftspartnern um Spenden für den Förderverein der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Baden. Neben dem Geld geht es dabei auch um die Öffentlichkeitswirkung des Marathons. „Ich möchte der Sucht ein Gesicht geben“, sagt 71-Jährige, der alkoholkrank war und seit gut 30 Jahren abstinent lebt.
Das Laufen habe ihm nach Zusammenbruch und Entzug geholfen, wieder klarzukommen. „Wenn die Krücke, die Alkohol oder ein anderes Suchtmittel darstellt, erst einmal weggebrochen ist, braucht man eine Alternative, um sich ‚auszutoben‘. Dank des Laufens hatte ich wieder Erfolge, es hat mir den Kopf freigemacht“, erzählt Dieter, der dem Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Karlsruhe vorsitzt. „Jeder von uns kann in eine Sucht oder Abhängigkeit geraten, aber es gibt auch Mittel und Wege, wieder herauszukommen.“
Als waschechten „Marathon-Mann“ kann man Wolfgang Möck bezeichnen, den zweiten Vorsitzenden des Vereins Marathon Karlsruhe. Der 66-Jährige verantwortet seit fast 25 Jahren die Organisation der Startunterlagen. Zusammen mit etlichen Volunteers richtet er die Dokumente, koordiniert deren Ausgabe und regelt die Nachmeldungen am Veranstaltungswochenende. Daneben leitet Wolfgang sein privat organisiertes „Symbadisches Lauftraining“ mit mehreren wöchentlichen Runs und Vorträgen. Gut 15 Leute sind hier in Vorbereitung auf den halben oder ganzen Marathon regelmäßig mit ihm unterwegs.
Wolfgang hat so viele Wettkämpfe auf der Uhr und in den Laufschuhen, dass man ungläubig nachfragt, ob man sich verhört hat. „Seit einigen Wochen sind es tatsächlich 210 Marathons“, bestätigt er lachend.
Der Mann, der 17 Marathons pro Jahr gelaufen ist
Mittlerweile absolviert er „nur noch“ fünf Wettkämpfe pro Jahr, früher konnten es bis zu 17 sein, also mehr als ein Marathon pro Monat. Sein nächster? Natürlich der Baden-Marathon! Dann wartet ein doppeltes Jubiläum auf Wolfgang: Der 40. Baden-Marathon ist gleichzeitig seine 30. Teilnahme in Karlsruhe. „Gerne würde ich deutlich unter fünf Stunden bleiben, idealerweise bei 4:30 Stunden“, sagt er. „Ich hoffe, das Wetter spielt mit und es wird nicht so heiß wie im vergangenen Jahr.“
Fun Facts über den Baden-Marathon
… für alle, die nicht nur mit Lauf-Zeiten, sondern auch mit dem Wissen rund um den Kult-Lauf in der Fächerstadt beeindrucken wollen.
1983
Der erste Marathon in Karlsruhe ist gleichzeitig eine Großübung des Deutschen Roten Kreuzes. Einsatztaktik, Funkverkehr und Versorgung sollen realitätsbezogen geprobt werden. 400 Helfer sind im Einsatz, 691 Finisher kommen ins Ziel.
1999
Das Lauf-Event erhält nach 15 Jahren als „Rot-Kreuz-Marathon“ und einem Jahr als „Karlsruher Stadtmarathon“ den Namen „Baden-Marathon“ und wird es als eines der ersten seiner Art ins Internet übertragen. „Das war damals ein großer technischer Aufwand, auch wenn das Bild total verpixelt war“, erinnert sich Fried-Jürgen lachend.
2000
Ein skurriler Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde ist fällig, nachdem 74 Musiker*innen beim „Marschmusik-Marathon“ die 42,195 Kilometer laufend und auf ihren Instrumenten spielend in etwas über acht Stunden absolviert hatten.
2010
„Runner’s World“ kürt Karlsruhe zu Deutschlands Läufer-City Nummer eins. Die Fächerstadt bietet dem Laufmagazin zufolge bundesweit die besten Bedingungen für Läufer*innen aller Leistungsstufen und mit dem Baden-Marathon eine attraktive Laufveranstaltung.
2013
Unfreiwilliger Halt am Bahn-Übergang: Einige Läufer*innen werden bis zu zehn Minuten lang ausgebremst, als ein Güterzug die offizielle Strecke blockiert. Bye Bye, persönliche Bestzeit.
2018
Start der fünfteiligen Sammel-Medaille, die als Komplett-Satz ein Panorama von Karlsruhe ergibt – mit Schloss, Marktplatz und Turmberg.
2020
Um trotz Corona-Pandemie eine sichere Laufveranstaltung auf die Beine zu stellen, starten die Läufer paarweise und zeitversetzt auf die 21,1 Kilometer. Die Strecke des „GemeinsamRun“ führt fast ausschließlich über Fuß- und Radwege durch grüne, naturnahe Areale von Karlsruhe.
2024
Zum runden Jubiläum wird eine Live-Übertragung auf zwei Videowände im Carl-Kaufmann-Stadion (Start- und Zielpunkt) sowie im Internet realisiert. Dabei kommt ein Übertragungsfahrrad zum Einsatz, das hoch aufgelöste und verwacklungsfreie Videos von der Strecke liefert. Und die Erinnerungsfotos gibt es in diesem Jahr für alle Teilnehmenden gratis! „Man muss eigentlich nur noch lächeln“, so Organisator Fried-Jürgen.
Himmlischer Fakt
Karlsruhe ist der einzige Marathon mit Engeln: Falls gewünscht, dürfen sich Läufer*innen auf den letzten fünf Kilometern über „beflügelnde Unterstützung“ freuen.
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