Eisbären Kap und Nuka Zoo Karlsruhe
Fotos: Cynthia Lechner/Zoo Karlsruhe (1),Timo Deible/Zoo Karlsruhe (3)

Eisbär-Eltern im Zoo Karlsruhe leben getrennt

Papa Kap darf sich dem süßen Eisbär-Baby nicht nähern

Im Zoo Karlsruhe stehen die Karten für Eisbär Kap schlecht, seinen Nachwuchs bald mit der eigenen Nase zu beschnuppern. Der Eisbär lebt derzeit in einem abgetrennten Gehege neben seiner Partnerin Nuka und dem gemeinsamen Eisbärbaby. Warum das so ist, wie es weitergeht und ob die junge Familie je wieder zusammenkommt, haben wir für euch bei Zoodirektor Matthias Reinschmidt nachgefragt.

Das Eisbärbaby mit Mutter Nuka im Zoo Karlsruhe
Das Eisbärbaby kuschelt mit Mama Nuka kurz nach seiner Geburt

Eisbären sind von Natur aus Einzelgänger. In freier Wildbahn treffen sie nur zur Paarung im Frühjahr aufeinander, erläutert Matthias Reinschmidt im Gespräch mit Karlsruhepuls. Danach sind die Weibchen nicht direkt trächtig, die Schwangerschaft verzögert sich und wird im Herbst fortgesetzt – vorausgesetzt, das Eisbär-Weibchen hat genug Fettreserven. “In der Natur frisst es dann eine Robbe nach der anderen”, so der Zoodirektor. Aus diesem Grund wurde Nuka im vergangenen Sommer besonders gut gefüttert, sodass sie ihre Schwangerschaft im Herbst fortsetzte und am 2. November 2024 Nachwuchs zur Welt brachte.

Eisbär Kap hegt keine Vatergefühle

Eisbär-Vater Kap bekam davon nichts mit, denn er wurde frühzeitig von Nuka getrennt. Aus gutem Grund. “Kap würde das Eisbär-Baby einfach fressen”, erklärt Matthias Reinschmidt. Eisbären hegen nämlich keinerlei Vatergefühle, vielmehr sehen sie in Jungtieren einen nahrhaften Snack. Dazu kommt, dass Eisbär-Weibchen mit Nachwuchs kein Interesse an Paarung haben – ein weiterer Grund für die Männchen, Jungtiere zu verschlingen! “Das Verhältnis echter Eisbären zueinander ist eben nicht so nett wie in den Büchern von Lars, dem kleinen Eisbären”, stellt Zoo-Pressesprecher Timo Deible klar.

Geschwisterchen des Eisbär-Babys gestorben

Aber nicht nur Kap hat seinen Nachwuchs zum Fressen gern: Kurz nach der Geburt vergangenen November erkannten die Karlsruher Tierpfleger zwei Eisbär-Babys in der Wurfhöhle. Davon ist mittlerweile nichts mehr zu sehen, Nuka versorgt nur noch ein Junges. Vermutlich hat sie den anderen kleinen Eisbär aufgefressen, heißt es aus dem Zoo. Wohl aber erst, nachdem sich abzeichnete, dass er zu schwach war oder nachdem er an Schwäche gestorben war.

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„So etwas kommt auch in der Natur vor“, sagt Matthias Reinschmidt. In solchen Fällen bleibt der Eisbär-Mutter nichts anderes übrig, als das Jungtier aufzufressen, um die Höhle sauber zu halten. Allerdings profitiert sie auch von dieser Proteinquelle, denn ansonsten frisst sie in den ersten Monaten gar nichts und bleibt mit ihrem Baby in der Höhle. In diesen Tagen fangen die Mitarbeiter im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe langsam an, Nuka wieder zu füttern. Der kleine Eisbär ernährt sich weiterhin ausschließlich von Muttermilch und wird erst in ein paar Monaten feste Nahrung zu sich nehmen.

Eisbär-Familie kommt vielleicht wieder zusammen

Wenn das Eisbär-Baby in zwei bis drei Jahren ausgewachsen ist, hat Kap eine Chance, ihm näher zu kommen. Allerdings nur, falls das Jungtier, dessen Geschlecht noch nicht bekannt ist, ein Weibchen ist. Dann könnte es mit Kap und Nuka zusammenleben, müsste allerdings Verhütungsmittel erhalten, um Inzucht zu vermeiden. Entpuppt sich das Jungtier jedoch als männlicher Eisbär, muss es auf jeden Fall in einen anderen Zoo ziehen. “Zwei Männer in einem Gehege, das geht nicht”, betont Matthias Reinschmidt. Welches Geschlecht das Eisbär-Baby hat, erfährt der Zoo Karlsruhe bei seiner ersten Untersuchung in ein paar Wochen.

Das Eisbärbaby im Zoo Karlsruhe mit einem Fleck Lachsöl im Gesicht
Dem Eisbärbaby im Zoo Karlsruhe geht es gut – auch ohne Papa Kap

Zoo Karlsruhe entscheidet nicht über Eisbärbaby

Über die Zukunft des Karlsruher Eisbär-Babys entscheidet der Karlsruher Zoo nicht selbst. Klar ist nur, dass es in den kommenden zwei bis drei Jahren bei seiner Mutter bleibt. “Was danach passiert, regelt das Europäische Erhaltungszuchtprogramm”, sagt Matthias Reinschmidt. Dieses Zuchtprogramm ist Teil des europäischen Zooverbands EAZA. Es legt fest, welche Eisbären sich wann vermehren dürfen und in welchem Zoo sie später leben werden. Damit soll sichergestellt werden, dass der Genpool der insgesamt 106 europäischen Zoo-Eisbären gesund bleibt.

Erster Eisbär-Nachwuchs nach 32 Jahren

In Karlsruhe gab es zuletzt 1992 Nachwuchs im Eisbärengehege. Dass es nun endlich wieder geklappt hat, freut Matthias Reinschmidt ganz besonders. “Ich habe zehn Jahre lang darauf hingearbeitet, wieder ein Eisbärenbaby in Karlsruhe zu haben”, erzählt er. Er selbst hat das Jungtier bisher noch nicht mit eigenen Augen gesehen, um die Ruhe vor dem Gehege zu wahren. “Aber den Livestream der Wildtierkamera habe ich den ganzen Tag im Blick”, erzählt er mit einem Lächeln.

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