Schloss Karlsruhe und Großherzog-Karl-Friedrich-Denkmal bei Nacht
Fotos: Stadt Karlsruhe, Moxy Hotel/Matthias Hamel, Karlsruhepuls (Jule Rabe, Julie Studt, Karla Wolff)

Karlsruhe will Übernachtungsgäste zur Kasse bitten

Am 25. März stimmt der Gemeinderat über die geplante City Tax ab

Die Karlsruher Stadtverwaltung plant eine Steuer auf Hotel-Übernachtungen ab dem 1. Juli 2025. Über die sogenannte City Tax stimmt der Gemeinderat am 25. März ab. Mit den Einnahmen daraus sollen sich Gäste an den Ausgaben der Stadt beteiligen. So soll der Haushalt entlastet und eine Streichung von Investitionen verhindert werden. Was kommt mit der neuen Gebühr auf Besucher*innen der Fächerstadt zu? Wofür werden die neuen Einnahmen konkret eingesetzt? Wir haben für euch nachgefragt.

Hotelbett The Niu Karlsruhe c Julie Studt-Karlsruhepuls
In Karlsruher Hotels wie The Niu soll künftig ein Aufschlag pro Übernachtung fällig werden

Das Konzept für den Karlsruher Übernachtungszuschlag hat die Stadtverwaltung zusammen mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg (Dehoga) sowie der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe (IHK) erarbeitet.

Wer muss die Übernachtungssteuer bezahlen?

Gäste sollen künftig für alle Übernachtungen in Karlsruher Hotels, Hostels, Ferienwohnungen und Airbnbs eine City Tax bezahlen. 2025 soll dieser Zuschlag pro Nacht 3,50 Euro betragen, 2026 vier Euro und 2028 schließlich 4,50 Euro. Einige Ausnahmen sind geplant: „Mir war es wichtig, dass alle unter 18 Jahren von dieser Steuer befreit sind“, betont die Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz (CDU) bei der Pressekonferenz zur City Tax. Auch Übernachtungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen fallen nicht unter die Übernachtungssteuer. Und wer sein Zimmer vor dem 25. März gebucht hat, für den gilt die City Tax ebenfalls nicht.

Nicht nur in Karlsruher Hotels wie hier dem Moxy, auch in Aibnbs und Ferienwohnungen soll die City Tax gelten

Bezahlt wird die Übernachtungssteuer direkt vom Gast, abgerechnet über die Rechnung des Hotels. „Es war uns wichtig, dass es möglichst unbürokratisch ist“, sagt Patrick Seiffert, Vertreter des Dehoga Baden-Württemberg. Darum ist der Betrag auch immer gleich, egal, ob der Gast in einem Fünf-Sterne-Hotel oder in einem günstigen Hostel schläft. „Die Besucher erhalten schließlich immer das gleiche touristische Programm“, betont Pascal Rastetter, Geschäftsführer der KTG Karlsruhe Tourismus GmbH.

Wofür werden die Mehreinnahmen eingesetzt?

Mit 2,45 Millionen Euro Einnahmen durch die neue Übernachtungssteuer rechnet Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz für das Jahr 2025. Für 2026 erwartet sie 5,2 Millionen Euro und ab 2027 geht sie von 6,3 Millionen mehr in der Haushaltskasse aus. Wofür die Zusatzeinnahmen verwendet werden, steht noch nicht endgültig fest – grundsätzlich sind Steuereinnahmen nicht zweckgebunden. Allerdings plant die Stadt einen Beirat aus Stadtverwaltung, Dehoga, IHK, KTG und Karlsruhe Marketing und Event, der Vorschläge für die Verwendung der Gelder erarbeiten soll.

Teilnehmende der Pressekonferenz City Tax neben einer Hotel-Stele
Patrick Seiffert (Dehoga), Torsten Dollinger (Stadtkämmerer), Gabriele Luczak-Schwarz (Erste Bürgermeisterin) und Pascal Rastetter (Karlsruhe Tourismus) (v.l.) präsentieren einen Stelen-Bildschirm für größere Karlsruher Hotels

Gabriele Luczak-Schwarz könnte sich vorstellen, dass etwa 30.000 Euro in ein Stelen-Projekt von Stadtverwaltung, DEHOGA und IHK Karlsruhe fließen. Dabei handelt es sich um Bildschirme in Hotels, auf denen touristische Angebote in Karlsruhe angezeigt und angeklickt werden können. Sie wurden von der KTG entwickelt. „Wenn jemand auf Geschäftsreise in der Hotellobby steht, klickt er vielleicht auf der Stele herum und entdeckt etwas, das ihn so begeistert, dass er seinen Aufenthalt in Karlsruhe verlängert“, hofft Patrick Seiffert vom Dehoga. Hotels mit mindestens 20 Zimmern sollen die Stelen vorerst für drei Jahre erhalten.

Trotz Übernachtungsrekord: viele leere Betten

Mehr Übernachtungsgäste wären super für Karlsruhe. Denn obwohl es im Jahr 2024 einen neuen Rekord mit gut 1,3 Millionen Übernachtungen gab, gibt es viele leere Betten in der Fächerstadt. Der Grund: „Im Jahr 2016 gab es ein Gutachten mit horrenden Wachstumsprognosen bei den Besucherzahlen. Diese Prognosen sind aber nie eingetreten“, erklärt Patrick Seiffert. Denn Corona und der Trend zu Online-Meetings kamen dazwischen.

Eine Stadtbahn fährt am IntercityHotel Karlsruhe vorbei
Hotel-Boom in Karlsruhe: Zuletzt wurden etliche große Häuser wie hier das IntercityHotel am Hauptbahnhof gebaut

Dennoch planten viele Investoren auf Grundlage des Gutachtens neue Hotels in Karlsruhe. Und da der Bau eines Hotels etwas dauert, schossen in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Übernachtungsbetriebe aus dem Boden. Jetzt gibt es mehr als genug Hotels in der Fächerstadt. „Wir müssen schauen, dass wir die bestehenden Hotelbetten zu einem gesunden Grad füllen“, sagt Dehoga-Vertreter Patrick Seiffert.

Potenzial gibt es, ist sich Tourismus-Chef Pascal Rastetter sicher. „Der Trend geht zu Reisen in Städte in der zweiten Reihe“, erklärt er. Tourist*innen würden nicht nur Metropolen wie Berlin und Hamburg aufsuchen, sondern vermehrt kleinere Städte wie Karlsruhe. Und die Fächerstadt habe mit Attraktionen wie dem Zoo oder dem ZKM einiges zu bieten. Pascal Rastetter ist darum zuversichtlich, dass auch in Zukunft Gäste in Karlsruher Hotels kommen.

Gäste zahlen für die Infrastruktur der Stadt

Ausgangspunkt für die geplante Übernachtungssteuer war im November 2023 ein Gemeinderatsantrag der Partei Die Linke auf eine sogenannte „Bettensteuer“. Nicht alle Parteien waren davon begeistert, beispielsweise gab die CDU die ohnehin schon hohe Steuerlast der Menschen zu bedenken. Die Linke argumentierte jedoch, dass die Steuer von Tourist*innen übernommen wird, welche die Infrastruktur der Stadt ansonsten kostenlos nutzen würden. SPD, Grüne, Karlsruher Liste, Die Partei und die Linke stimmten für den Antrag mit voraussichtlicher Einführung der „Bettensteuer“ zum 1. Juli 2025. Daraufhin kam es zu „zähen Verhandlungen“ mit Dehoga, Stadtverwaltung und IHK Karlsruhe, wie sich Patrick Seiffert vom Dehoga erinnert. „Anfangs waren wir nicht begeistert von der Idee“, gibt der Hotelier zu. Mit der Pauschalsteuer sei nun aber ein Kompromiss gefunden, mit dem alle zufrieden sind.

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