In der Rintheimer Straße 1 wartet hinter großen Schaufenstern Kunst darauf, entdeckt zu werden. Diesen Donnerstag ist Vernissage zur Kaleidoskopie-Ausstellung im ehemaligen Unverpackt-Laden Tante M, der im Juli das Geschäft in der Oststadt aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben musste. „Ich kann es nicht leiden, wenn Immobilien leer stehen“, so Vermieterin Anne Krohmann. Also fragte sie kurzerhand Philipp Zunftmeister und Bastian Paeper, ob sie ihre Kunst in dem leeren Ladenlokal ausstellen würden. „Philipp ist ein Sandkastenfreund meiner Tochter und Bastian der besten Freund von meinem Sohn“, erzählt Anne. Der Dritte im Bunde, Oliver Juliano, sei ihr quasi zugelaufen. „Ich hab die Kunst im neuen Schaufenster gesehen, geklingelt und gefragt, ob ich etwas dazuhängen darf“, lacht Oliver. Im Gegensatz zu den beiden anderen ist er nicht der Urheber der Werke, sondern hat sie von Pila, einer Künstlerin aus Bangkok erworben. „Bei meinem letzten Thailandbesuch hab ich spontan sechs Bilder von ihr mitgenommen, um sie in Deutschland auszustellen und zu verkaufen“, erzählt der Kunstliebhaber. Er freue sich, dass er seiner Künstler-Freundin auf diesem Weg eine Ausstellung in Deutschland ermöglichen kann.
Für Bastian Paeper ist es die erste Ausstellung. Der gelernte Fotograf arbeitete lange in der Werbebranche. „Vor drei Jahren hatte ich genug davon, immer nur die Wünsche meiner Kunden umzusetzen. Ich wollte nur noch das fotografieren, worauf ich Lust habe“, erzählt er. Seit drei Jahren arbeitet er deshalb völlig branchenfremd bei der Flugsicherung und betreibt die Fotografie nur noch nebenher. „Zurzeit experimentiere ich viel mit KI, das finde ich total spannend. Ansonsten mache ich viele Reportagen sowie Architektur- und Naturfotografie.“ Die Chance, im Leerstand auszustellen, hat er sofort genutzt. „Ich wollte endlich etwas von mir zeigen, das stand auf meiner Bucketlist“, lacht der Fotograf.
Zur Kunst gefunden in Lützerath
Für Philipp Zunftmeister ist es bereits die achte Ausstellung in diesem Jahr. Der Stuckateur-Meister hat 2022 acht Monate in Lützerath verbracht und fand dort zur Kunst. „Ich hatte einen Kreuzbandriss, als Reha-Maßnahme wollte ich eine Radtour nach Den Haag machen und bin unterwegs in Lützi hängen geblieben“, erzählt der Karlsruher. Zusammen mit zwei weiteren Künstlern baute er dort eine alte Holzhalle zum Atelier um. „Ich habe erst dort mit Kunst angefangen und seither kann ich es nicht mehr lassen.“ Seit der Räumung Lützeraths im Januar lebt er in Maastricht und stellt seine Kunst über das Kollektiv Lützer Art aus.
Ende Oktober wird hier das Café Iaro seine zweite Filiale eröffnen, dann muss die Kunst wieder ausziehen. „Wir machen mit der Ausstellung dann aber im kleinen Schaufenster um die Ecke weiter“, kündigt Vermieterin Anne an, der das komplette Gebäude gehört. Im kleinen Schaufenster zur Rintheimer Straße verkauft sie schon seit zwei Jahren Schmuck und Kleinmöbel ihrer Mutter. „Ich bin Architektin, da liegt mir das im Blut, dass ich Räume auch gestalten will!“
Neben Sekt, Tee und Snacks wird es auf der Vernissage die Möglichkeit geben, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. In einer Video-Projektion werden zudem alle drei Künstler*innen vorgestellt und man erhält einen Einblick in den Entstehungsprozess der Werke. Die Vernissage beginnt am 19. Oktober um 18.30 Uhr.
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