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Fassade Rotes Haus Rüppurr
Fotos: Nina Setzler (1), Linda Calmbach (2)

Das Rote Haus: Inspiration tanken und Leute treffen

Heute ist das letzte erhaltene Gebäude des Rüppurrer Schlosses ein Therapie- und Begegnungszentrum

Wer mit der Straßenbahn durch Rüppurr fährt, kennt wahrscheinlich die Haltestelle „Schloss Rüppurr“ oder auch die angrenzende Straße, „Am Rüppurrer Schloss“. Ein Schloss sucht man hier jedoch vergeblich, da es bereits 1762 abgerissen wurde. Auf dem Parkplatz zwischen Rastatter- und Bad Herrenalberstraße findet sich nur noch ein letzter Rest des herrschaftlichen Gebäude-Ensembles. Dort steht die alte Meierei des ehemaligen Schlosses, wegen ihres markanten Anstrichs besser bekannt als das Rote Haus.

Andrea Menges-Fleig und Hans Robert Hiegel
Andrea Menges-Fleig und Hans Robert Hiegel füllen das Rote Haus mit Leben

Ein bisschen aus der Zeit gefallen wirkt das historische Gebäude auf dem asphaltierten Parkplatz. Viele kennen das Haus nur von außen, dabei gibt es im Inneren viel zu entdecken. Dafür sorgen Dr. Andrea Menges-Fleig, Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ihr Lebenspartner, der Architekt und Stadtplaner Hans Robert Hiegel. Die Fachärztin führt hier seit 2016 ein Therapie- und Begegnungszentrum. Therapien finden im Roten Haus schon seit über 30 Jahren statt. Auch Andrea Menges-Fleig nutzt die Räume für ihre Arbeit.

Das denkmalgeschützte Gebäude verschlingt viel Geld

Als die Vorbesitzerin das Haus verkaufen wollte, hat sie das Potenzial erkannt und es gekauft. Aber: „Alte Häuser brauchen viel Pflege und viel Geld, da ständig irgendwas kaputt geht“, seufzt die Medizinerin. Deswegen hat das Paar 2019 den Freundeskreis Rotes Haus Karlsruhe ins Leben gerufen, der das Denkmal erhält und schützt. Dieser besteht aus zwölf Mitgliedern, denen der Erhalt des Gebäudes am Herzen liegt. Zwei bis dreimal im Jahr versammeln sie sich, um zu besprechen, was zu tun ist: Gartenarbeit, Bespielen der Website, Suche nach Geldgebern. Die Aufgaben sind vielfältig.

Veranstaltungsraum Rotes Haus
Im Erdgeschoss befindet sich ein großer gemütlicher Raum, in den der Freundeskreis zu seinen Veranstaltungen einlädt

Neben dem Freundeskreis gründeten die beiden auch die „Akademie Rotes Haus“. Deren Ziel ist es, das Rote Haus zu einem Raum der Begegnung und des Austauschs zu machen. Jedes Jahr gibt die Akademie ein neues Programm aus Vorträgen, Diskussionen oder Lesungen heraus. Die Themenbereiche sind vielfältig: Von Medizin, Pädagogik und Philosophie bis zu Architektur, Kunst und Geschichte. Da widmet sich ein Abend dem Austausch darüber, was Träume über uns selbst verraten oder es wird ein Vortrag über Verschwörungserzählungen gehalten, aber auch ein Abend mit der Kriminalautorin Eva Klingler steht regelmäßig auf dem Programm. „Wir legen großes Gewicht auf Vernetzung, Begegnung und Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren und der Öffentlichkeit“, betont Hans Robert Hiegel. Wer die Veranstaltungen besucht, ist für die Initiatoren immer wieder eine Überraschung, da die Themen so vielfältig sind. Im Veranstaltungsraum im Erdgeschoss heißt es übrigens Schuhe ausziehen, damit der weiche Teppichboden sauber bleibt. Bei schönem Wetter werden die Events gerne mal in den Garten verlegt.

Ein Haus voller Geschichten und Geschichte

„Das Haus bietet einfach eine heimelige Atmosphäre. Wenn man hier einen interessanten Vortrag hört und danach noch zusammen im Garten sitzt und sich austauscht, dann gibt das als Gesamtpaket viel her“, findet Andrea Menges-Fleig. Sie wohnt mit ihrem Partner in Mühlburg, verbringt aber einen Großteil ihrer Zeit im Roten Haus. „Vor allem in Corona-Lockdown-Zeiten war das unser Paradies, da waren wir jeden Sonntag hier“, schwärmt die Hausbesitzerin.

Seit sie das Haus bespielt, hat sie durch Zufall immer wieder etwas über seine Vergangenheit erfahren. Zu einer Veranstaltung kam ein ehemaliger Bewohner, der hier in den 50er-Jahren aufgewachsen war und erzählen konnte, wie es früher aussah. Eine weitere Begegnung ergab sich, als die Akademie für die Veröffentlichung ihrer Textsammlung eine Druckerei suchte. Beim ersten Termin erzählte der Chef der Firma ihnen, dass das Gebäude ihm gut bekannt sei: In der in der alten Meierei hatte er vor über 40 Jahren seine erste Druckerei eröffnet. So kommt es immer wieder zu inspirierenden Begegnungen im Roten Haus, das auch im Buch „111 Orte, die man in Karlsruhe gesehen haben muss“ vertreten ist. Für das Rote Haus aber gilt: Man muss es nicht nur gesehen, sondern vor allem erlebt haben!

1 Kommentar zu 1 Das Rote Haus: Inspiration tanken und Leute treffen

  1. Sehr schönes Haus und schönes Bild vom Interior! Buntsandstein verleiht einem Raum einfach einen besonderen Charme. Wir sollten uns mehr um den Erhalt unserer Geschichte und historischer Gebäude kümmern. Vielen Dank für den Artikel!

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