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Schulmuseum Palmbach Trudel Zimmermann
Fotos: Linda Calmbach

Unterricht wie früher: Das Schulmuseum in Palmbach

Originaleinrichtung und eine aufgeweckte Schul-Expertin machen die Geschichte lebendig

Wenn Fräulein Lehrerin mit der Haselnuss-Rute auf das Pult klopft, schweigen sogar Oberbürgermeister Mentrup und Kulturbürgermeister Käuflein respektvoll. Neben vielen anderen Besucher*innen durften auch die beiden Stadtoberen bereits eine historische Unterrichtsstunde bei Trudel Zimmermann erleben, der Vorsitzenden des Badischen Schulmuseumsvereins. Seit 2014 bringt sie in der ehemaligen Waldenserschule in Palmbach ihren Gästen den strengen Schulalltag um 1900 näher. Zuvor war die historische Ausstellung auch schon in Durlach, Grötzingen und Grünwinkel untergebracht.

Schulmuseum Palmbach Unterrichtsraum
Stillsitzen und zuhören! Der Unterricht bei Trudel Zimmermann findet im historischen Klassenzimmer statt

Auf drei Etagen des Badischen Schulmuseums könnt ihr die Geschichte regionaler Lehranstalten aus zwei Jahrhunderten erleben. Im Erdgeschoss befindet sich das historische Klassenzimmer mit alten Schulbänken, großer Tafel und Holzofen. Hier schlüpft Trudel Zimmermann in ihre Paraderolle des Fräulein Lehrerin und zeigt, wie man früher geschrieben hat, wie sich die Kinder zu verhalten hatten und wie karg die damaligen Verhältnisse waren: Für den Holzofen mussten die Schüler zum Beispiel von zu Hause Holzscheite mitbringen, sonst blieb das Klassenzimmer kalt. Wer es sich leisten konnte, gab seinem Nachwuchs zusätzlich Bestechungs-Naturalien mit in den Unterricht. „Speck und Eier geben Einsen und Zweier“, hieß es damals, wie Trudel augenzwinkernd erklärt.

Schulmuseum Palmbach Dachs
Präpariert zu Anschauungszwecken: Dachs und Fuchs waren früher Teil des Klassenzimmers

Im ersten Stock liegt ein weiterer Schulraum, dieser ist im Stil der 1950er-Jahre ausgestattet. In Schaukästen gibt es Exponate rund um das Thema Unterricht zu sehen. Zum Beispiel das Badische Realienbuch, mit dem die Schüler damals Physik, Naturkunde und Geschichte paukten. „Weil darin so gut wie keine Bilder waren, mussten die Kinder anhand von ausgestopften Tieren lernen, was einen Dachs von einem Marder unterscheidet,“ erklärt Trudel Zimmermann. Einige dieser Präparate stehen noch heute in den Regalen des alten Schulhauses.

Unterm Dach der ehemaligen Waldenserschule hat der Verein eine kleine Lehrerwohnung eingerichtet, wie sie wohl um 1890 ausgesehen hat. Vertrauensvoll öffnet Trudel Zimmermann den Schrank und das darin enthaltene Geheimfach für Schmuck und Geld. Sogar die Unterwäsche der Lehrerschaft wird hervorgezogen, damit die Besucher*innen die schönen Häkelarbeiten daran bewundern können!

Wieder freigelegt: Die Palmbacher Märchenwelt

Neben alten Schulbänken, Büchern und Rechenschiebern könnt ihr im Schulmuseum das Wandgemälde Palmbacher Märchenwelt von 1929 entdecken. Es stammt von Hans Fischer-Schuppach und zeigt Motive aus den Märchen Gebrüder Grimm, aber auch aus anderen Quellen. „In einer Zeitungsmeldung von 1929 steht, dass der Künstler zwölf Märchen in seinem Bild verewigt hat – ich habe inzwischen aber schon über 60 Stück entdeckt“, lacht Expertin Trudel. Mit seinen Maßen von 6,30 Meter auf 1,60 Meter bedeckt das Kunstwerk einen großen Teil der Rückwand des Klassenzimmers im Erdgeschoss. Lange Zeit war das Gemälde von neueren Wandbelägen verdeckt, bis man es 2014 bei Renovierungsarbeiten freilegte, weil sich ein ehemaliger Schüler daran erinnerte.

Schulmuseum Palmbach Märchenwelt
Dieses historische Wandgemälde von 1929 war lange hinter Gipskartonplatten versteckt

Jener damals schon ältere Herr ist auf dem Bild als Flötenspieler verewigt, denn der Künstler nahm die Kinder der Klasse von 1929 als Modelle für seine Märchendarstellungen. So wurden aus den kleinen Palmbacher*innen Dornröschen, Aschenputtel, Rotkäppchen und Co. Aber auch weniger bekannte Märchen wie Die weiße Schlange, Das Einhorn oder Die Schnecke sind abgebildet. „Die abgebildete Hexe aus Hänsel und Gretel ist übrigens der früheren Handarbeitslehrerin nachempfunden. Zeitzeugen haben bestätigt, dass sie wirklich eine Hexe war,“ lacht Trudel Zimmermann.

Passend zu dem beeindruckenden Wandgemälde zeigt das Schulmuseum, das über 600 Märchenbücher besitzt, derzeit eine Sonderausstellung zu Märchen aus aller Welt. Besuchen könnt ihr das Palmbacher Museum an jedem ersten Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Für Sonder- und Gruppenführungen zahlen Erwachsene vier Euro und Kinder zwei Euro. Zudem besteht die Möglichkeit, für Gruppen eine historische Schulstunde zu buchen.

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