Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.
Sabine Höhn Bahnhofsmission Karlsruhe
Fotos: Johanna Fischer

Bahnhofsmission Karlsruhe: Die Engel von Gleis 101

Die gemeinnützige Einrichtung bietet Kontakt für Hilfesuchende und Bedürftige

Das Gleis 101 hat für den Karlsruher Hauptbahnhof eine besondere Bedeutung, denn dort ist die Bahnhofsmission ansässig. Ob Reisende, Obdachlose oder psychisch Erkrankte – hier finden sie Unterstützung und niederschwellige Hilfe. Die Bahnhofsmission Karlsruhe wurde 1902 gegründet und war damals zunächst im alten Hauptbahnhof untergebracht, wo heute das Badische Staatstheater steht.

Ehrenamtliche teilen sich den Thekendienst

Neben vier Hauptamtlichen arbeiten zwei Dutzend Ehrenamtliche in der Bahnhofsmission. „Ohne sie könnten wir unseren Job nicht machen“, sagt Leiterin Sabine Höhn (Bild oben), die einst ebenfalls als Ehrenamtliche hier angefangen hat. Zu den freiwilligen „Engeln“ der Bahnhofsmission gehört Joachim Fassnacht – seit 2015 übernimmt er zweimal pro Woche eine Schicht. Dann kocht er Kaffee und Tee für die Gäste, unterhält sich mit ihnen über Gott und die Welt oder sucht in der hauseigenen Kleiderkammer nach passenden Klamotten für sie. „Meine Frau meinte damals, ich solle doch etwas Sinnvolles in meiner Rente tun. Als militanter Nichtraucher ist der Bahnhof das perfekte Einsatzgebiet für mich“, lacht der 73-Jährige.

Joachim Fassnacht Bahnhofsmission Karlsruhe
Joachim Fassnacht war Lehrer für Pflegeberufe, heute hilft er in der Bahnhofsmission

Die meisten anderen Ehrenamtlichen sind Berufstätige oder ehemalige FSJler. „Wir haben eine Frau, die sich manchmal sogar Urlaub nimmt, um hier Dienst zu tun. Das finde ich bemerkenswert“, freut sich Sabine. Sie selbst kümmert sich hauptsächlich um die Verwaltung und Organisation im Hintergrund. Nur Studierende würden ihnen noch fehlen, dann wäre das Team noch vielfältiger. „Aber wir freuen uns über alle, die ehrenamtlich in der Bahnhofsmission helfen möchten! Hätten wir mehr Personal, könnten wir unsere Öffnungszeiten ausweiten …“, erklärt die Leiterin. Eine Schicht dauere vier Stunden und 45 Minuten, Interessierte können sich unverbindlich bei der Bahnhofsmission melden.

Bahnhofsmission ist offen für alle

Derzeit hat die Karlsruher Bahnhofsmission von Montag bis Sonntag zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr geöffnet, an drei Tagen zusätzlich auch nachmittags. Dann ist jeder und jede willkommen, auf einen Kaffee vorbeizuschauen oder Hilfe jeglicher Art in Anspruch zu nehmen. „Wir bieten auch belegte Brötchen an, das gibt es in kaum einer anderen Bahnhofsmission in Deutschland“, weiß Felix Lenk, der hier sein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. „Zu uns kommen Menschen aus allen sozialen Schichten, unsere Stammgäste sind allerdings meist Obdachlose oder Menschen, die wenig Geld haben“, so der 21-Jährige. Die Menschen kämen vor allem wegen des sozialen Kontakts in die Räume an Gleis 101.

Felix Lenk und Gast Bahnhofsmission
FSJler Felix Lenk (l.) möchte ab Oktober „Soziale Arbeit“ studieren

Auch im Bahnhofsgebäude und an den Gleisen sind die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission unterwegs. Sie helfen zum Beispiel Menschen beim Gleiswechsel oder beim Ticketkauf. „Unsere Umstiegshilfe nehmen vor allem ältere Leute, kleine Kinder oder Menschen mit Beeinträchtigungen in Anspruch. Einfach bei uns anfragen, dann organisieren wir alles“, sagt Felix.

Computer-Dolmetscher überbrückt Sprachbarrieren

Bei seiner Tätigkeit am Bahnhof stößt das Team der Bahnhofsmission immer wieder auf Sprachbarrieren. In solchen Fällen greift es per Tablet auf Live-Dolmetscher*innen zurück, die ein Förderprogramm der Bahnstiftung finanziert. „Das erleichtert unsere Arbeit enorm“, betont Sabine.

Bahnhofsmission Karlsruhe Hauptbahnhof
Im hellen Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission ist jeder Mensch willkommen

Die Bahnhofsmission versteht sich auch als Vermittlung, die Hilfesuchende an passende Stellen weiterleitet. „Wir sind ein erster Anlaufpunkt für Menschen mit Problemen – in die Tiefe gehen können wir aber nicht, dafür gibt es andere Angebote, an die wir vermitteln“, erklärt Sabine. Die Schicksale der Gäste berühren sie besonders, wenn sie auf sehr junge Menschen trifft, deren Leben aus der Bahn geraten ist. Auch für Felix ist das nicht immer einfach, aber die Uniform hilft ihm dabei, Arbeit und Freizeit zu trennen. „Sobald ich die Weste anziehe, bin ich hier, um zu helfen. Wenn ich sie ausziehe, bin ich wieder eine Privatperson“, sagt er.

Bahnhofsmission Karlsruhe
Bei der Bahnhofsmission wird bald eine FSJler-Uniform frei – ihr könnt euch bewerben!

Zwei Träger finanzieren die Bahnhofsmission: IN VIA aus Freiburg und die Karlsruher Diakonie. Zudem erhält die Einrichtung Geld- und Sachspenden von Firmen und Privatpersonen. „Im Winter haben wir unter anderem eine Ladung Schlafsäcke von einem großen Outdoor-Geschäft bekommen. Das hat uns sehr gefreut“, sagt Felix. Sein Freiwilliges Soziales Jahr geht noch bis September, danach will er ein Studium beginnen.

Bei der Bahnhofsmission bewerben

Ab September sucht die Karlsruher Bahnhofsmission deshalb eine neue FSJler*in. Bewerben ist easy: einfach einen Lebenslauf an karlsruhe@bahnhofsmission.de schicken und zum Schnuppern vorbeikommen – ein Bewerbungsschreiben ist nicht nötig. „Hier habt ihr die beste Chance, euch auszuprobieren. Ich wurde toll aufgenommen und es ist wie eine kleine Familie“, versichert  Felix.

0 Kommentare Bahnhofsmission Karlsruhe: Die Engel von Gleis 101

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert