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Thomas Kowalski und Karla Wolff mit Bienen
Fotos: Karla Wolff

Imker aus Karlsruhe: Voller Einsatz für die Bienen

Drei KI-Gründer und drei Hobby-Halter arbeiten für biologische Vielfalt

Bald gehen Millionen Bienen in Winterruhe, von November bis Januar sitzen sie in den Stöcken dicht zusammen und wärmen sich gegenseitig. Der Honig, den sie während des Sommers produziert haben, könnte ihnen dann als Nahrung dienen. Allerdings streichen wir Menschen uns die süße Masse so gern aufs Frühstücksbrot und mampfen den Insekten streng genommen die Vorräte weg. Doch die Imkerinnen und Imker aus Karlsruhe, mit denen wir gesprochen haben, sorgen natürlich für Ersatz. Sie versorgen ihre Tiere in der kalten Jahreszeit mit Zuckerlösung oder speziellem Bienenfutter.

Nicht alle Bienen kommen durch den Winter

Oststadt-Imker Philipp Albrecht spricht dennoch von Herausforderungen, wenn es darum geht, seine Bienen durch den Winter zu bekommen. „Da muss man auch mal mit Verlusten rechnen, wenn sie durch eine Milben-Behandlung geschwächt wurden oder zu wenig Futtervorrat hatten“, weiß der Bauingenieur aus Erfahrung. 

Imker Philipp Albrecht aus Karlsruhe
Philipp Albrecht ist der „Oststadt-Imker“, im Hauptberuf aber Bauingenieur

Er entdeckte das Imkern vor drei Jahren, als er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Fußball spielen konnte und ein neues Hobby suchte. So landete er in einem der vielen Kurse für Jung-Imkerinnen und Jung-Imker in Karlsruhe. „Ein Jahr muss man dafür schon einplanen, um jedes Stadium der Bienen einmal mitzuerleben. Das sind ja Lebewesen, da braucht man ein solides Grundwissen.“

Honig über lokale Liefer-Plattform

Mittlerweile hält Philipp fünf Bienenvölker und verkauft Blütenhonig über die Plattform The Local One. „Richtige Stadtbienen sind es nicht, denn sie leben in Ettlingenweier auf einer Streuobstwiese meines Onkels. Das ist eine Win-win-Situation: Ich kann viel Zeit draußen verbringen, er bekommt Bäume voller Obst“, erklärt Philipp. Bienen leisten nämlich einen wichtigen Beitrag für unser Ökosystem, indem sie Pflanzen und Blüten bestäuben. Seit einiger Zeit erleben wir jedoch einen bedrohlichen Rückgang der Bienenvölker. 

 

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Die genauen Gründe dafür versucht ein Karlsruher Start-up mit modernster Technologie herauszufinden. Apic.ai erfasst über Kameras am Eingang alle Bewegungen in und aus dem Bienenstock. Eine künstliche Intelligenz wertet diese Daten aus. „Das System erfasst die Farben der Pollen und lässt dadurch Rückschlüsse auf die Biodiversität zu“, beschreibt Gründerin Katharina Schmidt.

Künstliche Intelligenz gegen Insektensterben 

Ihr System hat sie zusammen mit  Programmierer Frederic Tausch und Elektrotechniker Matthias Diel entwickelt. Durch ihre Aufzeichnungen gewinnt das Trio Erkenntnisse über das Ökosystem der Umgebung. Das hilft etwa Entwicklern von Pflanzenschutzmitteln dabei, die Sicherheit ihrer Produkte zu verbessern. Auch Saatgut-Hersteller und die Stadt Karlsruhe nutzen das KI-System, um zu messen, wie gut sich ihr Standort für Insekten eignet.

Katharina Schmidt von apic.ai
Katharina Schmidt von Apic.ai: Die Bienen werden beim Ein- und Ausfliegen gefilmt

In den Jahren 2019 und 2020 hat das Start-up viele Daten über Bienen und die Imkerei gesammelt. Deshalb weiß man jetzt, dass in Karlsruhe auf jede Einwohner*in 70 Honigbienen kommen. Die über 20 Millionen Exemplare sind in 1.900 verschiedenen Stöcken in der ganzen Stadt zu Hause. Neun davon stehen im Garten von Catrin und Thomas Kowalski in Durlach. 

Imkern als gemeinsames Hobby 

Als das Paar vor einigen Jahren seinen Umzug von Wuppertal in die Fächerstadt geschafft hatte, schenkte Catrin ihrem Mann einen Imkerkurs. Sie hatte schon länger den Wunsch, Bienen zu halten, wurde nach dem Kurs aber erst mal skeptisch – wegen des großen Platzbedarfs. Ihr Mann (Foto oben mit Autorin Karla Wolff) hatte da aber schon seine Begeisterung für das Imkern entdeckt und konnte sie schließlich doch überzeugen. Jetzt imkern die beiden schon das dritte Jahr in Folge. 

Catrin Kowalski mit Bienenwachs
Aus dem Wachs ihrer Bienen will Catrin Kowalski bald Mittelwände für den Bienenstock gießen

„Durch die Arbeit mit den Bienen bekommt man einen anderen Blick auf die Natur, beobachtet viel häufiger, was gerade blüht“, erzählen die Kowalskis. Seit sie in Honig machen (diesjährige Ausbeute: 90 Kilogramm) kaufen sie nur noch bienenfreundliche Blumen und Sträucher für ihren Garten, etwa Lagerströmie, Goldrute oder Fetthenne. Am Imkern reizt sie, dass man viel Neues lernt und dass stets etwas Unerwartetes passiert. 

Spektakulärer Schwarm im Garten

„Letztes Jahr sind uns zwei fremde Bienenvölker zugeflogen. Das war spektakulär, diesen großen Schwarm im Garten landen zu sehen“, freut sich Catrin über das Erlebnis. Lachend erinnert sie sich, wie ihr Mann für ein solches Ereignis schon vorgesorgt hatte. „Und ich habe ihn vorher noch ausgelacht, weil ich dachte, dass wir das ganze Equipment niemals brauchen würden.“ 

1 Kommentar zu 1 Imker aus Karlsruhe: Voller Einsatz für die Bienen

  1. Sehr interessanter und toller Artikel von der talentierten Nachwuchsautorin Karla Wolff.

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