Im beschaulichen Stadtteil Daxlanden scheint es eine gewisse Faszination für Rückansichten zu geben! So prangt in der Hahnenstraße seit 1990 ein Kunstwerk namens Daxlander Ärschle. Das Werk ist an einer Natursteinmauer angebracht und dezent von Efeu umrahmt, das Künstlerpaar OMI Riesterer und Barbara Jäger will mit seiner Arbeit aus bunten Tonscherben und Beton zugleich erheitern und provozieren. Ob das Daxlander Ärschle eine Inspiration für die Nachbarschaft war? In der Pfalzstraße wurden jedenfalls in jüngerer Zeit gleich zwei Jeanshosen an einem Hoftor angebracht und fungieren dort quasi als Blumenständer.
Geld stinkt nicht – das Finanzamt-Parfum
Dass Karlsruhe zwar reich, aber nicht unsexy ist, beweist ein Kunstprojekt namens Aerarium. So heißt ein Parfüm, das nach frisch gedrucktem Geld riechen soll, exklusiv erhältlich im Finanzamt Karlsruhe. „Aerarium – Ihr Steuerduft“ verströmt seine spezielle Note unter der Kategorie Kunst am Bau und entstand anlässlich der Errichtung des neuen Finanzamtes in der Karlsruher Oststadt. Die Idee zu dieser speziellen Duftmarke hatte Künstlerin Katharina Hohmann; für sie weisen Duft und Geld durchaus Parallelen auf, denn beide haben die Eigenschaft, sowohl materielle wie auch immaterielle Substanz zu sein (und sich nach einer gewissen Zeit zu verflüchtigen, Anm. der Red.).
Gleichzeitig bezieht sich das Finanzamt-Parfüm auf die „Parfümerie- und Feinseifenfabrik F. Wolff & Sohn“, die bis 1974 auf jenem Gelände produzierte, auf dem heute die Karlsruher Steuerbeamten walten. Als das Kunstwerk 2020 mitten im ersten Lockdown vorgestellt wurde, waren die ersten 600 Flakons rasch ausverkauft. In den vergangenen Jahren wurde das Geld-Parfüm auch in mehreren TV-Shows vorgestellt. „Danach kam es immer wieder zu Wellen von Verkäufen“, so Katharina Hohmann. „2023 haben wir pro Monat etwa fünf bis zwölf Flakons verkauft.“
Riesenwärmflasche auf dem Uni-Campus
Ganz warm ums Herz wird uns nicht nur mit dem Duft des Geldes in der Nase, sondern auch angesichts der Kunst von Erwin Wurm: Auf dem Campus des Karlsruher Instituts für Technologie, kurz KIT hat der österreichische Künstler mit dem speziellen Humor eine riesige Wärmflasche aufgestellt. Das Big Mutter genannte Werk steht vor dem Materialwissenschaftlichen Zentrum für Energiesysteme und bringt auf den Punkt, worum es hier geht – effiziente Energiespeicherung.
Erwin Wurm und seine skurrilen Alltagsgegenstände waren in Karlsruhe übrigens schon häufiger zu sehen: Zum 300. Stadtgeburtstag im Jahr 2015 schuf er einen gebogenen Lastwagen, der scheinbar die Wand hinauf fuhr. Er war drei Monate lang auf dem Marktplatz an der Fassade des Weinbrennerhauses zu bestaunen (und hat Gerüchten zufolge einen Strafzettel vom Ordnungsamt bekommen).
Ansturm auf den Deluxe-Döner
Für viel Aufsehen sorgt auch Karlsruhes längste Döner-Warteschlange mitten in der Fußgängerzone: Bei Kebabi in der Waldstraße gibt es einen Eingang und einen Ausgang wie im Club, manchmal müssen sich die Hungrigen auf Höhe der Kaiserstraße hinten anstellen, um dann gut 20 bis 30 Minuten auf einen Kebab im Brötchen zu warten. Stolze neun Euro kostet das gute Stück, aber Fans finden offenbar, es lohnt sich. Zu fluffig das Backwerk, zu würzig die Saucen und zu frisch das Gemüse, als dass nicht täglich viele Dutzend Menschen ein Stück von diesem Fast Food-Glück wollen, das mit knusprig dünnem Kalbfleisch oder Veggie-Köfte aus Bulgur und Gemüse erhältlich ist.
Und warum dauert es so lange, eins dieser Teile zu bekommen? Weil jeder Kunde vorne an der Theke aus 44 einzelnen Zutaten seinen individuellen Döner zusammenstellen darf. „Mit allem, bitte!“ gibt es hier nämlich nicht – zu viel Auswahl. Darf’s die Tomaten-Chilli-Soße sein oder die Joghurt-Soße ohne Knoblauch? Etwas Rotkraut und Wildkräutersalat dazu oder doch lieber Kichererbsen und Oliven? Die Mitarbeiter an der Theke beraten geduldig und bereiten alle Zutaten täglich frisch zu. Manchmal ist das Kebabi, das werktags bis 20 Uhr geöffnet hat, deshalb einfach ausverkauft.
Geisterbahnen auf der Kaiserstraße
Wer seinen prall gefüllten Kebabi-Döner unfallfrei verspeist hat, dem stellt sich beim weiteren Gang durch die Kaiserstraße eine neue Herausforderung: Phantom-Straßenbahnen! Besonders betroffen sind Menschen, die schon länger als ein Jahr in Karlsruhe wohnen. Ihnen ist das ständige Ausschauhalten nach heranbrausenden Trams aus beiden Richtungen so zur Gewohnheit geworden, dass sie auch heute noch meinen, Fahrgeräusche in ihrem Rücken zu hören – ein Jahr, nachdem die Bahnen in den Untergrund verlegt wurden.
Ob dieses merkwürdige Gefühl verschwindet, hinter sich immer noch den Sound von Eisenrädern auf Schienen zu hören, wenn die Umgestaltung der Kaiserstraße abgeschlossen ist und die alten Schienen entfernt sind?
Riesenvögel in jedem Winkel
Während in der Innenstadt vor allem Tauben herumflattern, sind im Stadtteil Grünwinkel die Krähen los! Zu den intelligenten Vögeln hat Grünwinkel eine ganz besondere Beziehung, da sich der Ortsname von „Krähwinkel“ ableitet. Im ufernahen Gehölz am Rhein sollen früher viele Krähen unterwegs gewesen sein. Und auch heute sind sie im Stadtteil sehr präsent, allerdings im mutierter Form: Zum Stadtgeburtstag haben Vereine und Institutionen insgesamt 34 XL-Krähenstatuen überall im Viertel aufgestellt. Jeder der 1,40 mal 1,90 Meter großen Vögel ist anders gestaltet.
So leuchtet im Innenhof des Mehrgenerationenwohnprojekts „Quartier am Albgrün“ eine Krähe in unterschiedlichsten Grüntönen. Vor dem städtischen Schülerhort in der Koelreuterstraße haben die Kinder ihre Krähe mit Sternen, Herzen und Blumen verschönert. Wer die Pulverhausstraße entlangfährt, kann vor der St. Josef-Kirche eine Krähe im gelbem Federkleid mit bunten Handabdrücken erspähen. Und vor dem GFS Bürotechnik-Geschäft in der Durmersheimer Straße begrüßt eine mit Büro-Utensilien bemalte Vogel-Statue die Kundschaft. Tipp: Macht euch doch mal auf zu einem Spaziergang in Grünwinkel und schaut, wie viele Riesen-Krähen ihr entdecken könnt!
Was gibt es sonst noch Skurriles in Karlsruhe? Gebt uns gern Hinweise oder schickt uns Fotos an info@karlsruhepuls.de!
0 Kommentare Das sind Karlsruhes skurrile Seiten – Teil 1