Einhundert Jahre Wäsche-Kompetenz: „Lulu im Weiherfeld“

„Wenn du etwas in der Stadt nicht kriegst, dann gehst du zu Lulu“, raunen sich Ortskundige zu. Gemeint ist Lulu im Weiherfeld, ein kleines Bekleidungsfachgeschäft mit riesiger Auswahl. Den Shop gibt es seit über einhundert Jahren, gegründet wurde er von Marie Harbrecht als Kurzwaren-Laden in Durlach. 1924 der Umzug ins damalige Neubaugebiet Weiherfeld. Der Name Lulu stammt von Ludwig Harbrecht, Maries Sohn, der das Geschäft 1947 mit 17 Jahren übernahm und mit seiner Frau Gerda bis ins hohe Alter führte. Zu dem Spitznamen wurde seine Mutter in Frankreich inspiriert, wo sie in jungen Jahren Au-pair-Mädchen war.

Riesige Auswahl auf kleinem Raum

Heute gibt es bei Lulu alles, was Frau, Mann oder Kind an Freizeitbekleidung braucht: Von Hosen und T-Shirts bis hin zu Nachthemden und Schlafanzügen. Im Sommer kommt noch Bademode dazu. Besonders stolz ist man hier auf die Dessous-Abteilung, die sogenannte Miederware: BHs gibt es ab Größe 65 A bis 120 G. „Wenn die großen Geschäfte in der Innenstadt nicht weiter wissen, schicken sie die Leute zu uns“, erklärt Alexander Harbrecht, einer von Ludwig Harbrechts Söhnen (Bild oben mit Nichte Maria). Für das Sortiment im Laden sind seine Schwester und deren Tochter zuständig. Sie besuchen regelmäßig Messen und suchen die Ware aus, das Sortiment umfasst bekannte Wäsche-Marken wie Schiesser, Mey, Pfau und Calida.

Das Besondere an Lulu im Weiherfeld ist, dass sich der Einzelhändler als einziger in Weiherfeld bis heute gehalten hat. Dass liegt daran, dass man sich immer treu geblieben ist und keiner Mode hinterherläuft, glaubt Alexander Harbrecht. „Wir sind ein Fachgeschäft, hier gibt es das Vollsortiment in großer Bandbreite. Wir führen alle Größen von 36 bis 58 – bei den Herren-Shirts gehen die Größen sogar hoch bis zehnmal XL!“ Auch der Kundenservice folgt keinen Trends und ist von der alten Schule: Hier wird die Ware persönlich gezeigt und die Kundschaft individuell beraten. Zudem ist das Lulu ein Familienbetrieb, bei dem alle mitarbeiten, unterstützt von zwei Angestellten.

Kundschaft schätzt persönliche Beratung

„Unsere Philosophie: Wir verkaufen nichts, damit es verkauft ist. Wenn etwas nicht passt, sagen wir das und unsere Kundschaft dankt es uns“, erklärt der Wäsche-Spezialist. Einige Kunden halten dem Weiherfelder Laden sogar über den Atlantik hinweg die Treue. So kommt etwa eine nach Kanada ausgewanderte Familie immer wieder mit leeren Koffern auf Heimatbesuch, um sie im Lulu für den Heimflug aufzufüllen!

Und wenn die älteren Kund*innen es nicht mehr in den Laden schaffen, kommt die Ware einfach zu ihnen. Dafür fährt Alexander Harbrecht jeden Donnerstag ins nahegelegene Senioren-Wohnstift und bringt eine kleine Auswahl mit. „Ich find es einfach schön, mit den Kunden zu schwatzen. Es soll ja ein Einkaufserlebnis sein. Auch im Geschäft machen wir gern mal die Kaffeemaschine an“, freut sich der Einzelhändler. So lange wie seine Mutter Gerda Harbrecht, die mit über 80 Jahren noch im Laden stand, möchte er den Job aber nicht machen. Die vierte Generation steht schließlich schon in den Startlöchern: Maria Zeller, die Tochter von Alexanders Schwester Gabriele, hat ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau abgeschlossen und wird das Geschäft zusammen mit ihrer Schwester übernehmen. „Die beiden geben dem Laden dann ihre persönliche Note und das ist auch gut so“, blickt Alexander zuversichtlich in die Zukunft.