Die Städtische Galerie Karlsruhe ist zurück – seit April war sie sanierungsbedingt geschlossen – und eröffnet am Freitag um 18 Uhr gleich drei neue Ausstellungen. Dabei lädt das Haus auch zu einer Zeitreise durch die eigenen Bestände ein, denn seine Kunstsammlung ist mittlerweile auf über 20.000 Werke gewachsen.
Sammlung neu entdecken
Unter dem Titel „Update! Die Sammlung neu sichten“ lädt die Städtische Galerie dazu ein, 140 Arbeiten von 80 verschiedenen Künstler*innen zu entdecken. In fünf Themenräumen präsentiert das Museum Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Videokunst. „Wir sind in unsere Bestände, Datenbanken und Depots hineingegangen und haben geschaut, was uns die Künstler*innen aus den letzten 120 Jahren erzählen“, sagt Galerie-Direktorin Stefanie Patruno. Herausgekommen ist unter anderem ein Raum, in dem halbjährlich die Werke ausgetauscht werden, damit die Besucher*innen immer wieder Neues entdecken können. Außerdem gibt es nun ein Schaudepot im Museum.
Der Rundgang durch die Neupräsentation rückt mit ausgewählten thematischen Schwerpunkten unterschiedliche künstlerische Aspekte und Geschichten ins Zentrum. Es geht um Geschlechtergerechtigkeit und Sichtbarkeit von Künstlerinnen, das Verhältnis von Natur und Nachhaltigkeit und unser gesellschaftliches Miteinander im Kontext von Traditionen und Gewohnheiten. „Dazu gibt es einen Audioguide, der kostenlos auf dem Handy angehört werden kann. Jede Kuratorin hat sich für ihren Themenraum einzelne Werke herausgepickt und ihre Gedanken eingesprochen“, freut sich die Museumsdirektorin.
Neu: Video, Installation und Performance
In der neuen Präsentationsreihe „zwischenräume“ werden Arbeiten von Künstler*innen aus den Bereichen Video und Installation ausgestellt. Damit soll die Medienkunst in der Galerie gestärkt werden. Eine Ausstellung dieser Reihe könnt ihr bereits am Freitag im Erdgeschoss anschauen: In „It has a golden Sun and an elderly grey Moon“ von der Karlsruher Künstlerin Ulla von Brandenburg werden Film, Performance und Tanz miteinander verbunden.
Eine Ausstellungswand im Zentrum des Lichthofes wird zur Projektionsfläche für den gleichnamigen Film „It has a golden Sun and an elderly grey Moon“, in dem sieben Tänzer*innen verschiedenfarbige Stoffbahnen vor sich halten. Der Film umkreist Themen, die auch in weiteren Arbeiten der Künstlerin wiederkehren: Farbe, Rituale, Bewegung und Textilien. „Das Thema Stoff kommt in dieser Ausstellung in allen Arbeiten vor. Die Decke im Film fungiert zum Beispiel auch als Cape, Transportmittel und Bild“, erklärt Ulla von Brandenburg.
Die Musik für ihre Filme komponiert die Künstlerin größtenteils selbst. „Für den Film ‚Blaue und gelbe Schatten‘ habe ich Textpassagen aus Goethes Werk ‚Zur Farbenlehre‘ genutzt. Der gesprochene Text wurde dann in Musik übersetzt“, sagt Ulla, die Malerei und Grafik an der Kunstakademie unterrichtet. Der Film beschäftigt sich mit der Erotik von Senior*innen. „Es ist kein Sexfilm geworden, aber es geht um die Erotik von drei älteren Menschen, die miteinander tanzen und sprechen. Erotik wird älteren Menschen in unserer Gesellschaft oft abgesprochen, weil sie angeblich der Jugend gehört“, sagt die Karlsruherin.
Nachwuchskünstler im Projektraum
Im Projektraum im Erdgeschoss, der ein Schaufenster zur jungen, zeitgenössischen Kunst sein soll, könnt ihr eine weitere kleine Sonderausstellung entdecken. Der japanische Künstler Tenki Hiramatsu hat 2019 sein Studium an der Karlsruher Kunstakademie abgeschlossen und wurde 2022 mit dem Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung gewürdigt, den er am Freitag bei der Wiedereröffnung verliehen bekommt. In seiner Ausstellung „Unendliche Zigarettenpause“ zeigt der Maler kleinformatige Bilder aus Ölfarbe auf Papier und Holztafeln.
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