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Stefanie Patruno leitet die Städtische Galerie Karlsruhe
Fotos: Carl Forger

Städtische Galerie Karlsruhe soll sich öffnen

Neue Direktorin will mehr Menschen für kommunale Kunstsammlung begeistern

Maske, Abstand, geschlossenes Haus: ein besonderer Start für Stefanie Patruno, die seit Anfang Februar die Städtische Galerie Karlsruhe leitet! Die neue Direktorin folgt auf Dr. Brigitte Baumstark, die sich in den Ruhestand verabschiedet hat.

Das Kunstmuseum der Stadt befindet sich im südlichsten von zehn Lichthöfen des großen Hallenbaus, in dem auch ZKM und Hochschule für Gestaltung liegen. Bisher hat die Städtische Galerie einen starken Fokus auf deutsche Kunst nach 1945.

Digitale Formate anbieten

Stefanie Patruno möchte in den nächsten Tagen und Wochen das Team, das Haus und die Sammlung bis in den letzten Winkel hinein kennenlernen und in Ruhe an Konzepten und Ideen feilen. In dieser Anfangszeit hält sie es für eine angenehme Nebenwirkung der Pandemie, dass sich auch die Arbeit und der Museumsalltag entschleunigt haben.

Stefanie Patruno spricht mit einer Kollegin
Erstmal alle Kolleginnen kennenlernen: Dafür nutzt Stefanie Patruno (r.) die coronabedingte Ruhe

Zunächst zwingt die Schließung zum zweigleisigen Planen, denn das Digitale ist die einzige Verbindung nach draußen. Hier möchte die neue Direktorin anknüpfen und auch in Zukunft Live-Talks und andere digitalen Formate anbieten. „Ohne Digitalisierung kommt man heute nicht weit. Sie ist entscheidend, um wirklich alle erreichen zu können.“ 

Große Zielgruppe ansprechen

Die Städtische Galerie ist mit ihren Künstler:innen, Werken und Ausstellungen lokal verortet, deshalb soll Karlsruhe auch weiterhin im Zentrum stehen. „Ich möchte meine Fühler in die ganze Stadt ausstrecken – auch zu Nicht-Kulturinstitutionen – und mit Veranstaltungen eine große Zielgruppe ansprechen. Karlsruhe ist multikulturell, das muss sich auch in einer städtischen Kunstsammlung widerspiegeln“, sagt die 41-Jährige. 

Lichthof Städtische Galerie Karlsruhe
Der Lichthof der Städtischen Galerie Karlsruhe liegt im selben Gebäude wie ZKM und HfG

Sie möchte in den Dialog mit verschiedenen Zielgruppen gehen, dabei ist Kunst im öffentlichen Raum ein wichtiger Punkt. Bereits für die Kunsthalle Mannheim, in der sie acht Jahre lang tätig war, beschäftigte sie sich viel mit diesem Thema. Ebenso wie in ihrer Dissertation: Sie promoviert über Thomas Hirschhorn im Kontext künstlerischer Strategien im öffentlichen Raum. 

Kunst im öffentlichen Raum

Allein der große Platz vor dem Museum bietet viel Raum für künstlerische Konzepte, etwa in Form von Billboards oder Plakatierungen, findet die Museumschefin. Für den Eingangsbereich der Städtischen Galerie hat sie ebenfalls viele Ideen. Momentan sind dort Museumsshop, Foyer, Garderobe und ein kleiner Kunstvermittlungsbereich untergebracht. 

Außenansicht der Städtischen Galerie Karlsruhe
Vor dem Museum gibt es viel Raum für künstlerische Konzepte, der Eingangsbereich soll sich nach außen öffnen

„Das würde ich gern neu ordnen und diesen Bereich nach draußen öffnen, sodass sich jeder willkommen fühlt. Es soll ein dritter Ort werden, wo man einfach in den Museumshop gehen oder eine kleine Präsentation sehen kann, ohne gleich die ganze Ausstellung anschauen zu müssen.“

Ein großes Projekt ist auch das Weiterentwickeln und Präsentieren der städtischen Sammlung. Daran möchte die Kunstliebhaberin im Dialog mit zeitgenössischen Gegenwartskünstlern und Wissenschaftlern arbeiten und die Sammlung inhaltlich, thematisch, gestalterisch und architektonisch voranbringen. 

International mit mehr Gegenwartsbezug

„Angesichts von Globalisierung, Diversity und Digitalisierung wird es sicher einen stärkeren internationalen Gegenwartsbezug geben als in der Vergangenheit“, beschreibt Stefanie Patruno ihr Vorhaben. Das Haus und seine Sammlung kennt sie bereits sehr gut: Am Institut Mathildenhöhe Darmstadt, wo sie seit Juni 2016 stellvertretende Direktorin, Kuratorin und Sammlungskonservatorin war, gab es eine Ausstellungskooperation mit der Städtischen Galerie Karlsruhe. „Daher wusste ich genau, in welches Haus ich mich bewerbe.“ Sie schätzt die „tolle Sammlung mit der großen Bandbreite von Romantik zur Gegenwart, mit der Leihgabe Garnatz, aber auch den Fokus auf die Gegenwartskunst nach 1945.“ 

Stefanie Patruno mit Smartphone
Ohne Digitalisierung kommt man heute nicht weit, sagt Stefanie Patruno

Einen Lieblingskünstler hat Stefanie Patruno nicht, vielmehr sind es bestimmte Werke, zu denen eine besondere Beziehung besteht, die sie begleiten, sich festsetzen, weil sie etwas in ihr berühren. Zum Beispiel „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David. Stefanie Patruno erinnert sich noch genau, als sie das erste Mal vor diesem Original stand: „Das Kunstwerk hat eine klare Botschaft aus seiner Zeit, gleichzeitig lässt es so viel Freiheit und Offenheit für die eigenen Gedanken. Es fesselt mich, wenn in einem Werk Emotionen über die Jahrhunderte transportiert werden.“

Sie pendelt aus Mannheim in die Städtische Galerie Karlsruhe

Die Kunsthistorikerin lebt mit ihrem Mann und den Kindern nach wie vor in Mannheim und pendelt nach Karlsruhe. „In den letzten fünf Jahren bin ich in den Norden nach Darmstadt gependelt, jetzt in den Süden. Mit ICE und Fahrrad am Bahnhof ist das sehr gut machbar.“ Die Fächerstadt ist ihr aus vielerlei Gründen sympathisch, etwa, weil ihr Mann hier an der Akademie studiert hat. Dorthin hat sie auch selbst viele Verbindungen, an die sie anknüpfen kann.

Übrigens: Sogar in der Freizeit besucht die Kunstexpertin gern Museen, ihre Urlaube enthalten stets auch einen Kulturteil. Außerdem fährt sie, wenn möglich, zur Biennale nach Venedig: „Es gibt keinen schöneren Kunstgenuss!“ Aber wenn Stefanie Patruno zuhause ist und Zeit hat, liest sie gerne auch mal etwas, das gar nichts mit Kunst zu tun hat. Am liebsten Krimis, dabei kann sie besonders gut abschalten.

1 Kommentar zu 1 Städtische Galerie Karlsruhe soll sich öffnen

  1. C. Lambert
    Eine Museumsleiterin, die SOGAR in ihrer Freizeit Kunst anschaut. Kaum zu fassen! Die enge Verknüpfung der Städtischen Galerie mit der lokalen Künstlerschaft stehen aber ja in einem Widerspruch zum Pendeln und der Abwesenheit im städtischen Kulturgefüge. Schade!

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