Er war der mit den Händen! 2018 begeisterte Jonas Denzel bei den Karlsruher Schlosslichtspielen mit der Show hands on, die das Schloss zum klingen und die Zuschauer zum Mitklatschen brachte. Es war das Jahr, in dem er sein Masterstudium „Zeitbasierte Medien“ in Mainz abgeschlossen und die Idee hatte, aus einem normalen City-Fahrrad ein Beambike zu zaubern.
Fast unbegrenzte Möglichkeiten
Zwei Jahre später ist dieses Gefährt real, Jonas kann damit seine Videokunst flexibel an verschiedenen Orten abbilden. „Früher bin ich mit meinem Fahrrad an so vielen Spots vorbeigefahren und habe gedacht, wie cool es wäre, dort eine Projektion zu machen“, erzählt er.
Der gebürtige Karlsruher tüftelte also an einem Prototyp. „Ich habe mir ein günstiges Fahrrad und einen Kinderfahrrad-Anhänger für meine Technik gekauft. Ich musste mir überlegen, wie viel Strom ich brauche, damit der Projektor funktioniert. Am Ende kaufte ich für 30 Euro eine alte Lkw-Batterie auf dem Schrottplatz.“ Dank der UNESCO-Medienförderung der Stadt Karlsruhe konnte Jonas sein Bike aufrüsten, der Projektor wird nun durch zwei Batterien angetrieben, die etwa zwei Stunden Energie liefern.
Projektionen auf Bäumen, Brücken oder Statuen
Das Beambike ist derzeit Teil der Ausstellung Seasons of Media Arts, am Montag stellt Jonas sein Videokunst-Projekt beim Start-up-Event 7×7 – Sieben Kreative Minuten vor. „Ich lasse mich von den Spots inspirieren und passe die Projektionen individuell an die Orte an“, sagt der Künstler. „Es ist interessant, auf wie viele unterschiedliche Oberflächen man projizieren kann: auf einen Baum, eine Statue, einem Brückenpfeiler – oder auf einer Wand mit Graffiti. Dabei entstehen Resultate, mit denen man nie gerechnet hätte.“
Die Kunstwerke leben auch vom Sound ihrer Umgebung, deshalb braucht Jonas keine Musik für die Projektionen. Besonders fasziniert ihn, Augen auf Spots zu projizieren. „Das hat etwas Mystisches.“ Regelmäßig bekommt Jonas Anfragen von Unternehmen und Privatpersonen. „Meine Projektionen sind für alle interessant, das Beambike bringt die Kunst zu den Leuten. Dabei sind die Abbildungen sehr nachhaltig, sie beschmutzen nichts und hinterlassen keine Abfälle“, sagt der 29-Jährige. „Das Objekt sieht nach der Projektion genauso aus wie vorher.“
Projektionen auf der Marktplatz-Pyramide
Jonas, der während des Studiums ein Fulbright-Stipendium für besondere Leistungen erhielt, zeitweise in Philadelphia studierte und anschließend am ZKM volontierte, bekommt viele positive Reaktionen für seine Projektionen. „Die Leute bleiben stehen, sind irritiert, stellen Fragen und zücken ihre Handys für Fotos“, freut sich Jonas. Trotzdem muss Jonas hier und da auch den Denkmalschutz beachten, zum Beispiel auf dem Marktplatz. „Die Pyramide darf ich nicht einfach so bestrahlen. Dafür brauche ich eine Genehmigung.“
2019 durfte Jonas seine Projektionen schon auf dem neuen Bauhaus in Weimar zeigen, dieses Jahr hätte er einen Auftrag in der Innenstadt von Chicago gehabt. Der wurde wegen Corona ins kommende Frühjahr verschoben. Obwohl Jonas’ ungewöhnliche Medienkunst gut ankommt, arbeitet er hauptberuflich als Producer beim Südwestrundfunk in Baden-Baden. „Sicherheit ist mir wichtig und die Pandemie hat gezeigt, dass es wichtig ist, vorausschauend zu denken“, sagt der Medienkünstler, der in seiner Freizeit Schlagzeug in zwei Bands spielt. „Ich bin gerne kreativ. Mein Rhythmusgefühl spiegelt sich auch in meinen Projektionen wieder.“
1 Kommentar zu 1 Wenn Bauwerke zum Leben erwachen