Wie wirken Leuchten? Wohin fällt das Licht und wie wird es durch den Leuchtenschirm beeinflusst? Solche Fragen stellten sich die Designer Johannes Marmon und Johannes Müller, die hinter dem Karlsruher Label Nyta stehen. Ergebnis ihrer Überlegungen ist eine minimalistische Leuchte mit ausgeklügeltem System: die Tilt. Der Clou ist ihr Schlitz im Schirm, durch den sich dieser ohne Gelenke weitgehend frei um ein Leuchtmittel herum drehen und kippen lässt – das Licht scheint immer dorthin, wo es gewünscht wird.
„Entscheidend dabei war zu verstehen, wie sich ein hängender Schirm verhält – sein Schwerpunkt kommt immer unter seinem Hängepunkt zu liegen“, erläutert Johannes Müller. „Wenn man den Hängepunkt ändert, dreht man den Schirm also um seinen Schwerpunkt. Eigentlich einfach, aber eben doch speziell.“ Die Tilt hat mittlerweile zahlreiche Designpreise erhalten, es gibt sie als Hänge-, Wand- und Stehleuchte, in Kegel- oder Kugelform und in verschiedenen Farben. Die Nachfrage ist groß, mittlerweile hängen Tilts in Hotels, Läden und Restaurants in den USA, Europa, Asien und Australien.
Zuerst kamen nur Absagen
Dabei wollten die beiden Designer ursprünglich gar nicht gründen. „Das war für uns lange ein rotes Tuch. Wir hatten ab 2007 ein Designbüro namens jjoo design und entwarfen Möbel, Leuchten und andere kreative Produkte für verschiedene Hersteller. Von Marketing und Vertrieb hatten wir bis dahin keine Ahnung“, erzählt Marmon und Müller ergänzt: „Als wir einen Hersteller für die Tilt suchten, kamen erstmal nur Absagen. Es gäbe keinen Markt für verstellbare Pendelleuchten, hieß es damals. Wir wollten aber von Beginn an eine relativ hohe Stückzahl produzieren und auch außerhalb von Karlsruhe verkaufen.“
Als die beiden HfG-Absolventen schließlich Fabian Maier von lighting architects kennenlernten, der den Kontakt zu einem Vertriebspartner herstellte, kam alles ins Rollen. Seit 2012 gibt es das Label Nyta nun schon, seit vergangenem Jahr liegen Showroom, Büro und Lager unter einem Dach in der Sophienstraße. Warum eigentlich Karlsruhe? Nach dem Abschluss ihres Produktdesign-Studiums wollten die beiden bewusst in der Stadt bleiben – auch, weil sich hier in kreativer Hinsicht einiges tut!
Preisgekröntes Produktdesign
Mittlerweile sind die beiden Gründer mehr Unternehmer als Designer, deshalb haben sie sich mit Simon Diener einen weiteren Kollegen ins Haus geholt. Dessen Entwurf Pong bildet nun eine zweite, neuartige Leuchtenfamilie im Hause Nyta: eine batteriebetriebene, mobile LED-Pendelleuchte für den Innen- und Außenbereich, die durch einen Bewegungssensor gesteuert wird. LED-Chip und Akku sind aufwendige Eigenentwicklungen, auch diese Lampe wurde preisgekrönt.
Übrigens: Nyta – gesprochen „Nüta“ – ist ein Kunstwort! Der skandinavische Anklang ist dabei jedoch kein Zufall, denn den Nyta-Stil zeichnen Charakteristika aus, wie man sie auch im nordischen Design zu schätzen weiß. „Im Entwicklungsprozess hinterfragen wir uns ständig und versuchen, alles Überflüssige zu vermeiden. Wenn am Ende die ursprüngliche Designidee noch immer klar identifizierbar ist und in einen gelungenen Prototyp übersetzt wurde, dann haben wir unser Ziel erreicht“, betonen die beiden Johannesse.
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