Mit ihren 31 Jahren hat sie schon eine lange berufliche Reise hinter sich: Ursprünglich wollte Anja Kugele Maskenbildnerin werden – das war ihr dann aber zu „frisurenlastig“. Also studierte sie Kunsttherapie und Grafikdesign, beschäftigte sich am Staatstheater Stuttgart mit Requisite und Bühnenplastik und arbeitete als Stadtführerin.
Gründerin eines Kunstunternehmens
„Ich habe irgendwann gemerkt, dass all das ein Teil von dem ist, was ich gerne machen möchte, aber noch nicht ganz das Richtige“, sagt Anja, die in Bad Liebenzell geboren wurde. „Ich wollte künstlerisch arbeiten, aber auch zusammen mit Menschen. In Eigenregie Kunst-Projekte realisieren und mein Wissen weitergeben – nach diesem Konzept habe ich dann mein Unternehmen moment[aufnahme] entwickelt. Das passt für mich, das ist genau das, was ich schon immer machen wollte.“
Zwei Jahre liegt das jetzt zurück, ihr Projekt ist mittlerweile im Karlsruher Künstlerkollektiv Rudolf 5 angesiedelt. Dort teilt sich Anja ein Atelier mit einer Grafikdesignerin. 30 Künstlerinnen und Handwerker arbeiten in dem Coworking-Space – vom Architekturbüro bis zur Fahrradwerkstatt.
Für Anja war das von Anfang an nicht nur das perfekte Arbeits- und Wohlfühl-Umfeld, sondern auch äußerst inspirierend.
Nun freut sie sich auf die für 2021 geplante Neugestaltung der Räumlichkeiten. „Dann bekommen wir auch endlich eine Heizung!“, schmunzelt die Künstlerin, die am liebsten Porträts zeichnet.
Porträts vom Foto zeichnen
Für ihre Kunden plant sie Wandgemälde und setzt diese selbst um – zum Beispiel im Alnatura-Supermarkt in der Ludwig-Erhard-Allee (siehe Video unten). Zudem bietet Anja Kugele Event-Zeichnen an, bei dem sie auf Veranstaltungen Porträts der Gäste anfertigt. Auf Wunsch zeichnet sie auch Menschen oder Tiere von Fotografien nach, außerdem gibt sie Workshops, in denen man das Zeichnen und Malen lernen kann.
Anja arbeitet mit drei Techniken: Buntstift, Kreide und Bleistift. Ein komplett detailliert ausgearbeitetes Werk erfordert schon mal bis zu vier Stunden Arbeit. Je nachdem, welcher Umfang gewünscht ist, kann eine Sitzung beim Event-Zeichnen aber auch nach 15 bis 20 Minuten fertig sein.
„Das ist der Zeitrahmen, in dem Menschen spontan still sitzen können. Das Spannende ist dabei, wie sich mein Gegenüber anfangs ganz intensiv darauf konzentriert, gezeichnet zu werden. Irgendwann kommt der Punkt, an dem er oder sie sich entspannt. Den sieht man in den Gesichtszügen ganz genau und das ist der perfekte Moment für meine Arbeit“, erzählt die Schwarzwälderin.
Fokus-Punkte im Gesicht finden
Ihre Technik beschreibt sie so: „Man muss lernen, genau hinzuschauen. Und nicht zeichnen, was man im Kopf hat, sondern was wirklich da ist an Flächen, Formen und Farben. Ich fange immer mit den Augen an und versuche dann, Linien und markante Fokus-Punkte im Gesicht zu finden, aus denen sich das Porträt entwickelt.“
Das erfordere viel Konzentration, wenn sie zum Beispiel auf Flohmärkten, Festivals oder Firmen-Events arbeite. „Es ist aber auch eine spannende und wunderbare Art der Interaktion mit dem Gegenüber.“
Wenn Anja vom Foto zeichnet, nimmt sie gerne eine möglichst detaillierte und unbearbeitete Aufnahme. „Ich arbeite absolut realistisch, lasse nichts weg und erfinde nichts dazu. Die Menschen bekommen in meiner Arbeit das, was ich sehe“, beschreibt sie ihre Vorgehensweise.
„Natürlich denke ich manchmal schon, dass ich vielleicht das eine etwas mehr betonen oder das andere weglassen sollte – aber das ist ja nicht der Sinn der Sache“, bekennt sie. Bisher habe sich auch noch nie jemand darüber beschwert.
Sie zeichnet selbst oder bringt es euch bei!
Über Anjas Website kann man die Künstlerin buchen, in ihrem Etsy-Shop Porträts von Fotos in Auftrag geben. Wer von Anja in die Geheimnisse der Porträtkunst eingeweiht werden möchte, findet Ihre Workshops in Karlsruhe zum Beispiel bei Papier Fischer oder bei Nacona im Alten Schlachthof.
3 Kommentare „Ich lasse nichts weg und erfinde nichts dazu“