Gemeinsam wollen sie Karlsruhe noch ein bisschen grüner machen: Die gemeinnützigen Vereine Bunch, Draussensein und LoBiN Karlsruhe haben das langfristig angelegte Gemeinschaftsprojekt Be my holobiont gestartet. Auf dem Foto seht ihr einige Vereinsvorstände und Projektteilnehmer.
Symbiotisches Miteinander
Es ist eine künstlerisch-soziale Plastik auf dem Weg zur Umsetzung der Agenda 2030. „Unser Wunsch ist es, zu handeln statt politisch aktiv zu werden“, sagt Carmen Donet García aus dem Bunch-Vorstand. Das Projekt soll den Menschen nachhaltige Lösungen an die Hand geben und sie inspirieren, zuhause im Kleinen zum Beispiel an der Müllvermeidung zu arbeiten.
Grundlage des Konzepts sind die biologischen Erkenntnisse zum „Holobionten“, einem von der Biologin Lynn Margulis 1991 eingeführten Begriff für ein Gesamtlebewesen. Der Begriff meint ein Leben im symbiotischen Miteinander, das aus dem sozialen Mitmachen resultiert. In Be my holobiont geht es um die regenerative Produktion von Nahrungsmitteln und um die Beziehung zwischen Mensch, Pflanzen und Technik.
Eigenwirksames Handeln
Menschen in der Stadt bietet es die Möglichkeit, sich nachhaltig zu betätigen, Methoden zum eigenwirksamen Handeln zu lernen und sich zu begegnen. „Wir freuen uns, wenn wir durch die Methoden, die wir entwickeln, Vorbild sein können“, sagt Carmen.
Kernschauplatz der gemeinsamen Aktionen ist die Kulturküche in der Innenstadt-Ost, die nachhaltiges Essen zum Selbstkostenpreis anbietet. Durch Workshops und Vorträge soll ihr Innenhof im Sinne der Nachhaltigkeit nach dem Vorbild der Permakultur gestaltet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. So verwandelt sich der Außenbereich des denkmalgeschützten Seilerhäuschens von 1723 in ein immer grüneres Kleinod.
„In unserem ersten Workshop ist ein mobiler Solar-Dörrautomat zum Trocknen von Früchten und Gemüse entstanden. Es ist immer noch üblich, auf diese Art zu trocknen. Aber man weiß ja heute gar nicht mehr, wie sowas funktioniert. Wir haben recherchiert, ausprobiert, konstruiert und uns gefragt, wie wir den Automaten transportierbar machen können“, sagt Jörg Stegmann von Bunch.
Ab sofort wird er inklusive Bedienungsanleitung zum Verleih angeboten. Sandra Schmidt, die sich in der Kulturküche um die Beschaffung der Lebensmittel kümmert und ebenfalls zum Konzeptteam gehört, ist begeistert: „Die Auswahl an Streuobst oder Gemüse ist im Winter ärmlicher. Jetzt kann man beispielsweise aromatische Tomaten trocknen und das Essen dann später damit aufpeppen.“
Workshops in privaten Gärten
Auch private Gärten aus Neureut und Durlach nehmen an dem Projekt teil, wo es Workshops zu Baumschnitt und Gemüseanbau gibt. Die Besitzer profitieren von der nachhaltigen Gestaltung ihrer Gärten, die Erzeugnisse gehen teilweise an die Kulturküche. In deren Innenhof wurde im Rahmen des Projekts kürzlich Apfelsaft mit einer selbstgebauten Presse hergestellt …
Zum breitgefächerten Angebot des nachhaltigen Vereins gehört auch der Workshop „bokashi selber“. Das japanische Wort bedeutet „fermentiertes Allerlei“. Im Kurs lernen die Teilnehmer, wie sie mit Mikroorganismen und ganz ohne Garten ihre Lebensmittel- und Pflanzenreste kompostieren können. Das reduziert Müll und ergibt einen vollökologischen Dünger!
„Im Kurs verwenden wir alte Gastro-Eimer, bohren Löcher hinein und stecken dieses Sieb in einen weiteren Eimer. Dort werden nach dem Lasagne-Prinzip organische Küchenreste geschichtet“, erklärt Carmen. Auf den Bioabfall der Kulturküche streut man alle paar Zentimeter etwas Bokashi-Ferment und schichtet weiter.
Am Ende wird der Behälter verschlossen, ohne Sauerstoff beginnen die Mikrolebewesen zu arbeiten und vermehren sich, nach der Fermentation entstehen Flüssigdünger und Erde. „Die können wir dann im Frühjahr verwenden, wenn wir die Hochbeete anlegen und das Gemüse anbauen“, sagt Carmen. So schließt sich der Kreis!
Die Workshops und Vorträge sind offen für alle und kostenlos. Der Bokashi-Kurs findet am 24. Oktober und am 21. November statt, Anmeldung via anmeldung@kulturkueche-karlsruhe.de.
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