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Sejla Yörük in Sumas Garden in Karlsruhe
Fotos: Linda Calmbach (2), Christina Ittner (1), Too good to go (2)

Günstig genießen statt wegwerfen

Von der App „Too Good To Go“ profitieren Kunden und Gastronomen gleichermaßen

Süße Törtchen, Sandwiches oder auch Smoothies: Einige Restaurants, Hotels, Bäckereien und Cafés in Karlsruhe bieten kurz vor Ladenschluss übrig gebliebenen Leckereien über die App Too Good To Go an. Zum Beispiel Sumas Garden in Neureut (Foto: Sejla Yörük). Die Waren sind dann mindestens 50 Prozent günstiger als sonst.

Gute Lebensmittel landen im Müll

So kann Lebensmittelverschwendung verhindert werden – die Devise lautet: Günstig genießen statt wegschmeißen! „Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem. 18 Millionen Tonnen landen jedes Jahr in Deutschland im Müll – elf Millionen davon wären eigentlich noch perfekt genießbar“, erklärt Too Good To Go-Deutschlandchefin Laure Berment im Brandeins-Podcast.

Brot von Too Good To Go
Tüten mit überschüssigen Lebensmitteln in deiner Nähe gibt es über Too Good To Go

Die Community habe 3,5 Millionen Nutzer in Deutschland, die über die App auf neue Läden, Cafés und Bäckereien in ihrer Nähe aufmerksam werden, so Berment. Wie viele Leute in Karlsruhe bereits mit an Bord sind, wollte uns das Unternehmen auf Anfrage nicht verraten.

Rund 40 Cafés und Läden werden im Stadtgebiet angezeigt, nachdem ihr die App heruntergeladen und euch registriert habt. Mithilfe des Ortungsdienstes findet ihr alle Restaurants und Bäckereien in der Nähe, die am selben Tag oder einen Tag später Überraschungspakete mit nicht regulär verkauften Lebensmitteln anbieten.

Sushi und Sandwiches zum Schnäppchenpreis

Bei La Pizzaria in der Postgalerie könntet ihr zum Beispiel eine Überraschungsbox mit Pizza, Focaccia oder Salat für drei Euro bekommen. Das arabische Restaurant Just Fresh hat vielleicht Shawarma-Sandwich mit gegrillten Scheiben vom Huhn oder Rind für 2,50 Euro übrig. Und bei Sushi-Palace bekommt ihr japanische Häppchen vom Vortag zwei Drittel günstiger. Auch eine Tüte mit Gemüse (Real in der Durlacher Allee) oder Gebäck (Confiserie Gordani Lasch) gibt es über die App immer mal wieder vor der Tonne zu retten.

Gemüse von Too Good To Go
Manche Läden verkaufen auch übriges Obst und Gemüse über die App

Meist werden die Angebote eher kurzfristig eingestellt, da die Betriebe erst wenige Stunden vor Ladenschluss einschätzen können, wie viele Lebensmittel überhaupt übrig bleiben. Dann wird eine genaue Abholzeit angegeben, die von den Kunden eingehalten werden muss. Hungrige müssen mit Too Good To Go also flexibel sein, denn sie haben keinen Einfluss auf Zeit und Inhalt der Tüten.

Bezahlung per Vorkasse

Die Lebensmittelretter müssen vorab bezahlen – um sicherzugehen, dass sie das gerettete Essen auch wirklich abholen. Denn sonst müsste das Geschäft das Essen ja trotzdem wegwerfen – was schade wäre. Der Kaufbeleg der Bestellung kommt elektronisch, bei der Abholung bitte vorzeigen!

Gerettete Törtchen aus Sumas Garden in Karlsruhe
Die Karlsruhepuls-Autorin hat diese Törtchen vor der Tonne gerettet. Ihr Fazit: Lecker!

„Die abgeholten Lebensmittel sind in einem einwandfreien Zustand – und mindestens bis zum nächsten Tag genießbar. Alternativ können sie auch eingefroren werden“, sagt eine Verkäuferin der Bäckerei Köhler in Neureut. Auch die Karlsruhepuls-Autorin konnte sich schon einige Male von der tollen Qualität übriggebliebener Produkte aus diversen Läden überzeugen.

Win-Win-Win-Situation

Bei solchen Food-Rettungsaktionen gewinnen alle: Kunden bekommen einwandfreie Lebensmittel zum Schnäppchenpreis und lernen dadurch womöglich neue Läden kennen.
Betriebe können ihren Kundenkreis erweitern. Ein gutes Beispiel ist Sumas Garden in Neureut: Es ist von außen unscheinbar, da nicht zentral gelegen. Durch die Teilnahme an der App ist das Café mit seinen leckeren Törtchen jedoch zu einem Geheimtipp in Karlsruhe geworden.

Sejla Yörük in Sumas Garden
Sejla Yörük hat über die App auch neue Gäste für das Café Sumas Garden gewonnen

Gastronomen sparen sich mit der App das schlechte Gefühl, gutes Essen wegzuwerfen – und auch die Entsorgungskosten. Stattdessen können sie nachhaltiges Engagement zeigen und Extra-Einnahmen generieren.
Deshalb ist auch die Badische Backstub‘ mit fast all ihren Filialen bei Too Good To Go angemeldet. „Die leckeren Backwaren, die wir täglich bei uns backen und die kurz vor Ladenschluss noch nicht verkauft wurden, sollen zu einem günstigen Preis noch Abnehmer finden“, sagt Geschäftsführerin Susanne Schied. Von Kunden und Mitarbeitern komme gute Resonanz auf diese Resteverwertung in Form von Überraschungspaketen.

Badische Backstub bei Too Good To Go
Die Badische Backstub‘ beteiligt sich mit fast allen Filialen an der Lebensmittelrettung

Angst, durch die Aktion Umsätze einzubüßen, hat keiner der Beteiligten. „Als Kunde kann ich nicht genau planen, was ich bekomme“, sagt Too Good To Go-Deutschland-Chefin Laure Berment. Die Nutzung der App könne deshalb keine normalen Einkäufe ersetzen, aber: „Leute, die zum ersten Mal in einer Bäckerei eine Portion abholen, kommen zu 76 Prozent als reguläre Kunden wieder“, weiß Berment.

Suche nach neuen Partnern

Ihre App profitiert mit etwa einem Euro von jeder geretteten Portion. Diese Provision fließt in die Entwicklung der App, in die Kommunikation mit den Kunden und die Betreuung der Partner. Deshalb ist der Aufwand für teilnehmende Läden minimal. Auf der Website des Unternehmens können sich Betriebe registrieren, um übriggebliebene Lebensmittel doch noch an den Mann und an die Frau zu bringen.

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