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Axel Haase bei den Backyard Sessions in Karlsruhe
Fotos: Bruno Kelzer (2), Paul Gärtner (1), Michael Tubach (1)

Hotel-Disko oder Hof-Konzert?

Karlsruher Musik-Szene entwickelt neuen Formate für ihr Publikum

Die Badische Staatskapelle gastiert in Karlsruher Hinterhöfen – jedenfalls Teile von ihr: Als Horntrio, Streichquartett oder Jazz-Combo spielen einige Musikerinnen und Musiker Backyard Sessions in privatem Rahmen. Nur die Anwohner des jeweiligen Blocks bekommen einen Info-Flyer, wegen der Abhängigkeit vom Wetter erst wenige Tage vorher.

Spiel-Ort? Streng geheim!

Vorab wird der Spiel-Ort nicht öffentlich angekündigt, damit keine spontanen Besucher die Corona-Regeln brechen. Im Meidingerblock fand eine Session statt und im Alkerblock, beides große Höfe. „Sie eignen sich für Blechbläser, weil die so laut sind und deshalb mehr Platz brauchen. Wir haben aber auch schon in ganz kleinen Innenhöfen mit drei Balkonen gespielt, da passt dann zum Beispiel ein Geigenduo“, erklärt Initiator Axel Haase.

Backyard Sessions in Karlsruhe
Sebastian Gässlein (l.) und Axel Haase geigen im Hinterhof

Auch der verwunschene Garten in der Weststadt bildet mit seinen Bäumen und Blumenbeeten ein gutes Ambiente für zwei Streicher. Axel Haase und Kollege Sebastian Gässlein platzieren ihre Notenständer zwischen Meerschweinchenstall, Sandkasten und Gartengrill. Wie in Theater-Logen sitzt die Nachbarschaft auf den Balkonen, manche filmen, andere hängen noch schnell ein Stück Wäsche auf oder öffnen sich ein Feierabend-Bier.

Bekannte Opern-Partien

„Wir haben einen Mix aus technisch anspruchsvollen und sehr bekannten Stücken dabei – so möchten wie einen Wiedererkennungswert schaffen, damit die Leute bald zurück zu uns ins Theater kommen, sobald es wieder möglich ist“, sagt Operndramaturgin Deborah Maier, die das Mini-Konzert moderiert. Neben den Violinenversionen von Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ und dem „Schwanensee“-Thema erklingt auch das Trinklied aus „La Traviata“.

DJ unterm Hotel-Fenster

Völlig andere Klänge haben Robin Uhlenbrock und Vanessa Kunsmann im Angebot, wenn sie am 4. Juli zur zweiten Hotelzimmer-Party einladen: Im Innenhof des Hotel Aviva legt ein DJ Chill-out-Tunes und später Party-Mukke auf. Ab 15 Uhr beziehen die Gäste ihre Zimmer, um über die großen, offene Fenster miteinander feiern. Snacks und Getränke bestellen sie per WhatsApp. „Wir starten Club Room Hotel als Day-Party, am Abend wird das Aviva toll beleuchtet und es gibt ein witziges Begleitprogramm mit Bingo“, verrät Robin. Bei der Premiere waren fast 70 Leute dabei, zum Teil aus Pforzheim und Stuttgart. Wenn die Lautsprecher um Mitternacht ausgehen, wird nämlich auf den Zimmern weiter gefeiert und danach einfach ins Bett gefallen – heimfahren muss niemand mehr!

Kulturbühne Karlsruhe
In Logen oder ihren Autos feiern Musikfans vor der Kulturbühne auf dem Messegelände

In der Drive-in Kulturbühne schon. Sie nennt sich zwar neuerdings Kulturbühne Karlsruhe, da die Autos nicht mehr direkt vor der Bühne parken. „Die Corona-Verordnungen erlauben ab 1. Juli 250 Leute auf dem Gelände, ab August dann 500. In unseren Logen können jetzt bis 20 Personen gemeinsam feiern, die 800 Autokonzert-Plätze bleiben bestehen“, erklärt Peter Stöcklin vom Kulturbühne-Team. Das setzt sich aus lokalen Event-Firmen wie Crystal Sound oder Reposit Entertainment zusammen, die das Gelände hinter den Messehallen bespielen. Schlagersternchen Beatrice Egli und Elektro-DJ Fritz Kalkbrenner haben ihre Fans dort schon beglückt, als nächste sind Raschèr Saxophon Quartett und Culcha Candela dran.

Paul Kalkbrenner auf der Kulturbühne
Fritz Kalkbrenner war schon da, bis Ende August spielen weitere Künstler auf der Drive-in Bühne

Auf leise Töne und kleinen Rahmen verlegt sich derzeit die Rock-Kneipe Alte Hackerei, wenn etwa Dave Collide seinen Akustik-Punk und Shitney Beers ihre „Saufschnulzen“ im Biergarten zum Besten geben. Der Eintritt ist frei, Spenden willkommen. Denn wirklich lukrativ sind all diese neuen Performance-Formate kaum, doch man bleibt dadurch im Gespräch und sammelt neue Erfahrungen. Und außerdem ist alles besser, als sich zuhause zu verkriechen!

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