„Etwas Überwindung hat es mich gekostet, das erste Mal da rein zu gehen. Aber ich würde es wieder machen. Meine Haut kribbelt und der Muskelkater vom letzten Training schmerzt etwas weniger“, freut sich Hobbysportlerin Elisabeth Prohaska (Foto). Sie liebt Herausforderungen und hat sich an den kältesten Ort Durlachs gewagt: in die Eis-Sauna von Coolinn.
Für Sportler, Wellness-Fans und Schmerzgeplagte
Hierher pilgern unterschiedlichste Menschen, um die Ganzkörper-Abkühlung als Anti-Aging-Mittel, zum Abnehmen oder zur Stärkung ihres Immunsystems zu nutzen. Manche unterstützen damit eine Rheuma-Behandlung oder suchen Regeneration und Leistungssteigerung. „Auch mentale Stärke kann durch den Gang in die Kälte erlangt werden“, sagt Tatjana Utz-Erhardt, eine der Gründerinnen.
Die studierte Betriebswirtin betreibt die Kältekammer zusammen mit ihrer Schwester Rebecca Frank. Deren Mann, Thomas Frank, hat mit seinem Ingenieurbüro Refolution eine umweltfreundliche Eisbox entwickelt. Sie basiert auf der Kaltluft-Technik einer österreichisch-tschechischen Firma: Mirai Intex. „Unsere Kältesauna ist aktuell weltweit einzigartig. Die meisten anderen Hersteller setzen Kältemittel oder Stickstoff ein, unsere Maschine kühlt mit Umgebungsluft statt Chemikalien“, erklärt Chemie-Ingenieurin Rebecca.
Die Durlacher Eisbox funktioniert mit einer Luftkreislauf-Technologie und nutzt die Heizleistung von Luft während der Kompression und der Abkühlung während der Expansion aus. Durch wiederholte Kompressions- und Expansionszyklen werden niedrige Temperaturen von bis zu Minus 115 Grad Celsius erreicht. Im Video erklärt Thomas, wie das genau funktioniert:
Coolinn ist der einzige Betreiber, der auch Eissaunen verkauft. Die Anschaffung dürfte Hotels und Sportvereine interessieren, ist jedoch mit Preisen zwischen 250.000 und 360.000 Euro nicht ganz günstig. Ein einzelner Besuch oder eine Erstberatung mit drei Saunagängen für 59 Euro ist da erschwinglicher. Zunächst geht es mit Badekleidung, Mütze und Handschuhen in eine Minus 60 Grad kalte Vorkammer. Über Kopfhörer wird alle 30 Sekunden die Zeit durchgesagt.
Kälter als in der Antarktis!
Nach der Gewöhnung an die Kälte öffnet sich die Tür zur dreieinhalb Quadratmeter großen Hauptkammer. Das fühlt sich an, als trete man vor eine kalte Nebelwand, berichtet Elisabeth. Immerhin ist die Temperatur mit Minus 115 Grad hier niedriger als in der Antarktis, dem kältesten Ort der Erde! Weil es aber eine trockene Kälte ist, empfinden die meisten sie als angenehm, versichert Gründerin Rebecca.
Hinterher gibts Glückshormone
„Viele Gäste kommen lachend aus der Kammer, weil der Kältekick Endorphine ausschüttet. Durch intensive Durchblutung, die dann einsetzt, kribbelt die Haut. Das fühlt sich an wie ein Pfefferminz-Bonbon von innen!“ Eine Wärmebild-Analyse zeigt, wie die Haut auf Kälte reagiert. Das hilft – zusammen mit dem Body-Mass-Index und den Zielen der Gäste – die Dauer der Anwendung zu bestimmen: Rheuma-Patienten müssen länger in die Kälte als Abnehmwillige.
Nach der Abkühlung chillen die Besucher vielleicht noch bei einem Getränk in der plüschigen Lounge oder genießen eine Massage oder Kosmetik-Behandlung. In Gesundheitseinrichtungen und Hotels im Ausland gehören Eis-Saunen schon länger dazu. Hierzulande werden sie allmählich bekannter. Nach monatelanger Corona-Pause wollen nun auch die beiden Coolinn-Macherinnen wieder voll dazu beitragen.
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