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Innenhof Kulturküche Innenstadt-Ost
Fotos: Karla Wolff

Die Kulturküche, ein Ort der Begegnung

Vortrag, Konzert, Sprachkurs – hier gibt es viel mehr als nur Mittagessen

Für viele Menschen in Karlsruhe ist die Kulturküche ein zweites Wohnzimmer. Urig in einem der ältesten Häuser unserer Stadt gelegen – der Alten Seilerei von 1723 – handelt es sich nur auf den ersten Blick um ein Café und Restaurant. Die Köche Andrew, Yannis und Gordan zaubern jeden Tag mindestens ein vegetarisches und ein veganes Gericht aus regionalen Zutaten, die gerade Saison haben.

Neuerdings gibt es auch freitagabends etwas zu essen. Damit haben die Macher der Kulturküche auf den Wunsch von Gästen reagiert, die es in der Mittagspause nicht zu ihnen schaffen. Dieses gemeinsame Entscheiden ist das Markenzeichen der Einrichtung: Soziokratie nennt das Team seine Organisationsform, bei der die Meinung aller Beteiligten gleichwertig zählt.

Kulturküche Karlsruhe Innenraum
Gemütliche Atmosphäre im denkmalgeschützten Gebäude der Alten Seilerei, Kaiserstraße 47

Zu diesem Thema gibt es sogar Vortragsabende in der Kulturküche, denn der Ort bietet weit mehr als nur Mahlzeiten. Hier sollen Menschen sich begegnen, sei es beim Spieleabend, beim Konzert oder beim Deutschkurs für Geflüchtete. Alle Veranstaltungen finden auf Spendenbasis statt und sollen in erster Linie den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.

Das Projekt lebt von ehrenamtlicher Hilfe

Möglich wird dieses Angebot durch die „Engel“, die vielen freiwilligen Helfer*innen in der Kulturküche. Denn das soziokulturelle Quartiersprojekt hat etwas geschafft, wovon andere Vereine nur träumen können: großes Engagement zu aktivieren! Das Team aus 20 Festangestellten wird von 200 Ehrenamtlichen Menschen unterstützt.

Sarah Tzitzikos Kulturküche
„Nicht motzen, sondern machen“ lautet das Motto von Mit-Initiatorin Sarah Tzitzikos

Wie das geht? Jeder kann sich in jedem Bereich und zu jeder Zeit einbringen: in der Küche Karotten schnippeln, Essen rausbringen, einen Workshop oder Service anbieten, Gemüse auf dem Acker in Grötzingen einpflanzen, bei Konzerten die Bar betreuen oder einen selbst gebackenen Kuchen zum Verkauf spenden.

Die warmen Speisen sind äußerst günstig, weil sie zum Selbstkostenpreis über die Theke gehen. Gemüsecurry auf Reis kostet etwa 5,61 Euro, Kartoffel-Lauch-Suppe 4,48 Euro. Für die Getränke könnt ihr eine Spende dalassen, Brot und Wasser gibt es kostenlos. „Der Selbstkostenpreis unserer Essen setzt sich aus je einem Drittel Roh-Waren, Personal- und Fixkosten für das Gebäude zusammen“, erklärt Sarah Tzitzikos, die Mit-Initiatorin der Kulturküche.

Zuschüsse von Stadt, Firmen und privaten Stiftungen

Die studierte Sonderpädagogin kümmert sich als eine von drei „Finanz-Feen“ um den Geldfluss der Kulturküche. Das gemeinnützige Projekt arbeitet nicht gewinnorientiert, es finanziert sich über die Einnahmen seiner Gastronomie und darüber hinaus durch Spenden von Bürgerinnen und Bürgern, Zuschüsse der Stadt Karlsruhe sowie Sponsoring von Firmen. Auch private Stiftungen unterstützen das Karlsruher Unikum. „Vor allem der Lions Club hat während der Pandemie dazu beigetragen, dass wir überhaupt überleben konnten“, erzählt Sarah.

Silke und Sury Ruff
Mutter und Tochter: Silke (l.) und Sury Ruff sind zwei von 200 ehrenamtlichen Helfern der Kulturküche

Kurz nachdem die Kulturküche Ende 2019 an den Start ging, begannen die Corona-Maßnahmen. Notgedrungen verkauften die Initiatoren deshalb Essen zum Mitnehmen, Veranstaltungen mussten aufgeschoben werden. Mittlerweile sieht es zum Glück wieder anders aus: Zum Mittagstisch und bei Events sind Haus und Hof gut besucht. An zwei Tagen in der Woche geht es in dem gemütlichen alten Gemäuer besonders lebendig zu, wenn sich im Untergeschoss das Frauencafé trifft und in der oberen Etage Menschen aus der Ukraine Deutsch lernen. Besonders beliebt ist auch der vegane Brunch: Er findet einmal im Monat statt, jeder bringt etwas mit und meist gibt es eine Warteliste.

Auch Sury Ruff und ihre Mutter Silke sind begeisterte Mitstreiterinnen der Kulturküche und von Anfang an dabei. „Als das Ganze noch im Aufbau war, bin ich durch Zufall auf die Website gestoßen. Als die Kulturküche dann real wurde, war ich mit Mama und Oma gleich hier essen“, erzählt Soziologie-Studentin Sury. Auch ihre Mutter Silke war direkt begeistert von dem Konzept, ließ ihre Telefonnummer da und stand zwei Wochen später als Ehrenamtliche in der Kaiserstraße 47.

Das Wichtigste: der Kontakt zu den anderen!

Noch heute ist die hauptberufliche Erzieherin zweimal in der Woche zum Spülen vor Ort. Wieso sie das freiwillig macht? „Es geht dabei nicht ums Abwaschen an sich, sondern ums Dabeisein, den Kontakt zu den ganzen tollen Leuten hier“, erzählt die 50-Jährige lächelnd. Die Gemeinschaft in der Kulturküche fühlt sich für Silke an wie in einer kunterbunten Welt – wie bei Pippi Langstrumpf, sagt sie. Auch ihre Tochter Sury ist mit ganzem Herzen dabei: „Hier darf jeder so sein, wie er ist. Ich habe durch die Arbeit hier viel über Menschen gelernt und dadurch mehr Selbstsicherheit gewonnen!“

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