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Quidditsch-PSK-Karlsruhe
Fotos: Linda Calmbach

Nicht nur für Potterheads: Das Karlsruher Quidditch-Team

Flying Foxes spielen in baden-württembergischer Regionalliga

Mit dem Besen übers Feld jagen, auf der Suche nach dem goldenen Schnatz geschickt dem ein oder anderen Klatscher ausweichen – was wie eine Szene aus Harry Potter klingt, ist ein normaler Trainingstag bei den Flying Foxes. Das einzige Quidditch-Team in Karlsruhe existiert seit 2017 als Teil des PSK-Vereins in Weiherfeld-Dammerstock.

Kolja-Kühn-Quidditsch-PSK-Karlsruhe
Kolja Kühn, Quidditch-Abteilungsleiter beim PSK, spielt im Team auf der Position des Jägers

„Davor hat sich das Team zum Spielen im Park getroffen. Inzwischen sind wir eine eigene Abteilung des PSK mit 40 Mitgliedern“, erzählt Abteilungsleiter Kolja Kühn. Er selbst ist seit Ende 2017 im Team, ein Kommilitone hatte ihm damals davon erzählt. „Mit Harry Potter hab ich nicht viel am Hut, mich hat einfach die Sportart gereizt“, so der Informatik-Student.

„Geflogen“ wird auf PVC-Rohren

In den Harry Potter-Büchern ist Quidditch die beliebteste Sportart der Zauberer, sie spielen auf fliegenden Besen. Für Muggel, also normale, nicht-magische Menschen, gibt es Quidditch seit 2005: Zwei College-Studenten in den USA haben aus der Buchvorlage einen realen Sport entwickelt, eine Mischung aus Rugby, Handball und Dodgeball. Dabei wird natürlich nicht auf Besen geflogen, aber als Handycap wird dennoch eine Kunststoffstange zwischen den Beinen getragen. Eine weitere Besonderheit sind die gemischtgeschlechtlichen Teams mit jeweils sieben Spieler*innen.

Quidditsch-PSK-Karlsruhe-Training
Für ein Quidditch-Feld braucht es sechs Tore, die aus Kunststoffstangen zusammen gesteckt werden

Die Teams bestehen aus drei Jäger*innen, die versuchen, den Quaffel (einen Volleyball) in eines der drei gegnerischen Tore zu werfen. Die Tore werden von den Hüter*innen bewacht. In jedem Team sind außerdem zwei Treiber*innen. „Die versuchen, die Jäger*innen vom Toremachen abzuhalten, indem sie sie mit einem weichen Dodgeball abwerfen“, erklärt Kolja. Wer getroffen ist, muss zu den eigenen Toren zurücklaufen und diese einmal berühren, erst dann darf er zurück ins Spiel. Die Frage, die sich spätestens jetzt jeder Harry-Potter-Fan stellt ist: Wie machen die das mit dem Schnatz?

Der Schnatz kommt in der neunzehnten Minute ins Spiel

Im magischen Quidditsch ist der Schnatz ein kleiner goldener Ball mit Flügeln, der übers Spielfeld fliegt und von den Sucher*innen gefangen werden muss. Das Team, das den Schnatz fängt, bekommt 150 Punkte und gewinnt damit meistens das Spiel. Im realen Quidditsch ist der Schnatz eine gelb gekleidete Person, genannt Schnatzläufer*in, die am unteren Rücken eine mit Klettverschluss befestigte Socke trägt, in der sich ein Tennisball befindet. Diese Person betritt nach der 19. Spielminute das Spielfeld, kurz darauf die Sucher*innen der jeweiligen Teams. Ihre Aufgabe ist es nun, der Schnatzläufer*in den Ball abzunehmen. Ist das geschafft, endet das Spiel und das erfolgreiche Team bekommt 30 Punkte. Das kann auch mal sehr schnell gehen. „Ich hab schon erlebt, dass der Schnatz nach nur sechs Sekunden gefangen wurde“, erzählt Kolja, der hauptsächlich als Jäger auf dem Feld steht.

Mittlerweile gibt es deutschlandweit 34 Quidditch-Teams und seit 2015 auch ein Nationalteam, das weltweit an Wettkämpfen teilnimmt. 2012 fand die erste Weltmeisterschaft statt, seit 2015 gibt es auch eine Europameisterschaft. Die deutschen Teams spielen zusätzlich um den Deutschen Quidditch-Pokal und neben den großen Turnieren gibt einen Ligabetrieb. Die Karlsruher Flying Foxes spielen in der baden-württembergischen Regionalliga, aus der sie 2018 als Sieger hervorgingen.

Quidditsch-PSK-Spielfeld-Karlsruhe
Die Tore werden mit dem Volleyball erzielt, pro Tor gibt es zehn Punkte

Durch die zunehmende Professionalisierung des Sports entstand in den letzten Jahren der Wunsch, sich vom Harry Potter-Universum zu distanzieren. Teil dieses Prozesses ist die angestrebte Umbenennung in Quadball, auch wegen namensrechtlicher Probleme. Die Begriffe Quidditch, Quaffel oder Schnatz sind lizenzrechtlich geschützt, was das Sponsoring der Mannschaften eingeschränkt, so Kolja.

Kein Platz für Hass auf dem Spielfeld

Auch die transfeindlichen Äußerungen von Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling sind ein Grund für die Umbenennung. „Rassismus, Sexismus und andere Arten von Diskrimierung tolerieren wir nicht, wir legen großen Wert darauf, offen für Menschen verschiedener sexueller Orientierung zu sein“, betont der 24-jährige Abteilungsleiter. „Quidditsch ist natürlich ein medienwirksamer Begriff, aber viele denken auch, dass hier nur ein paar Nerds herumalbern. Mit dem neuen Namen sprechen wir auch Leute an, die keinen Bezug zu Harry Potter haben und einfach eine neue, spannende Sportart ausprobieren wollen.“

Neugierig geworden? Beim Training der Flying Foxes könnt ihr einfach vorbeischauen: Jeden Dienstag und Donnerstag um 18.15 Uhr beim PSK in Weiherfeld-Dammerstock. Für Kinder ab der dritten Klasse gibt es ein Jugendteam, das jeden Dienstag ab 17 Uhr trainiert.

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