In Mühlburg wird ein Radweg verbreitert – und es ist Stadtgespräch! Jedenfalls zogen entsprechende Posts in sozialen Medien am Sonntag und Montag rund 300 Kommentare nach sich. „In einer Nacht- und Nebel-Aktion wird in Mühlburg ein Fahrstreifen zum Radweg umgebaut – und hier hört und sieht man nichts darüber?!“, schreibt ein erschrockener User in die Facebook-Gruppe „Karlsruhe“ mit ihren über 26.000 Mitgliedern.
Seit Sonntag schrumpft die Auto-Spur
Das städtische Tiefbauamt hatte am Sonntag begonnen, die Fahrbahn-Markierungen der Rheinstraße zwischen Entenfang und Philippstraße zu versetzen. „Das kann man nur sonntags machen – an dieser Stelle ist sonst zu viel Verkehr“, sagt eine Mitarbeiterin am Montagmorgen, die bereits den Streckenabschnitt zwischen Philippstraße und Herderstraße in Angriff genommen hat: Autos können nur noch einspurig fahren, der Radweg ist jetzt so breit wie eine Autospur.
Während Passanten und Autofahrer vor Ort gelassen wirken oder die geänderte Markierung noch nicht realisieren, kocht im Web die Stimmung hoch. „Diejenigen, die zu Feierabendzeiten da durch müssen, werden ihren Spaß haben … Eine Verkehrsplanung, die zum Himmel schreit“, findet eine Nutzerin. Wie etliche andere kennt sie wohl die Strecke Kaiserallee-Rheinstraße-Entenfang als Hauptausfallstraße am frühen Abend, etwa für Pendler aus der Pfalz.
Geteilte Meinungen in den sozialen Medien
Manch einer hält wie Gruppenmoderator Eric einen Fahrradstreifen, auf dem auch ein Auto Platz hätte, für überdimensioniert. Viele andere begrüßen dagegen den neugewonnenen Platz für Zweiräder: „Auch Radfahrer wollen Sicherheit … Wenn man sich mal die Niederlande anschaut, funktioniert das mit den breiten Radwegen und Autos super“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Eine andere ergänzt: „Der bisherige schmale Radstreifen hat noch nicht mal erlaubt, einen anderen Radfahrer zu überholen oder mit einem Anhänger am Rad darauf zu fahren.“
Massimo Ferrini vom Bürgerverein Mühlburg fühlt sich derweil übergangen. Mehrfach hätten ihn in den vergangenen Wochen Leute gefragt, was die Punkte auf der Rheinstraße bedeuten. Er vermutete damals Markierungen für eine geplante Verbreiterung des Radwegs, bekam auf seine Frage an die Stadtverwaltung jedoch keine Antwort, schreibt er. Laut Helga Riedel vom Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe hätte er über die Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine informiert sein können.
Stadt: Es wurde informiert
Sie weist auf Nachfrage von Karlsruhepuls darauf hin, dass das Thema Radweg-Verbreiterung in der Rheinstraße bereits im Gemeinderat thematisiert wurde und in diesen Sitzungen immer ein Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine anwesend sei. So heißt es in der Stellungnahme zu einem Antrag der Linken auf Einführung von Pop-up-Radwegen, dass für die Rheinstraße bereits eine dauerhafte Lösung vorgesehen sei: „In der Rheinstraße – Fahrtrichtung stadtauswärts – ist geplant, den überbreiten Kfz-Fahrstreifen auf einen regulären Kfz-Fahrstreifen zu reduzieren und einen Radfahrstreifen statt des heutigen Schutzstreifens zu markieren.“
Zum Hintergrund erklärt das Presse- und Informationsamt, dass seit 2007 in der Rheinstraße in beide Fahrtrichtungen ein überbreiter Kfz-Fahrstreifen existierte, auf dem zwei Pkw nebeneinander fahren konnten – kombiniert mit einem Schutzstreifen für den Radverkehr. „Seitdem wurde die Straßenverkehrsordnung mehrfach geändert. Inzwischen gilt ‚Sicherheit vor Leistungsfähigkeit‘ und ein Überholabstand von 1,5 Meter von Kfz gegenüber Radfahrenden“, so Helga Riedel. Nach wiederholten Beschwerden, der Schutzstreifen werde von Kfz mitbenutzt und der Radverkehr mit zu wenig Abstand überholt, hätte dies auch eine Untersuchung durch das KIT bestätigt.
Vorgabe der Straßenverkehrsordnung
Deshalb habe die Verwaltung beschlossen, die Lösung mit einem Kfz-Fahrstreifen, die seit der Sanierung Mühlburg stadteinwärts besteht, nun auch stadtauswärts anzuwenden, so Sprecherin Helga Riedel. „Es handelte sich um eine verkehrsrechtliche Anordnung, die den geänderten StVO-Vorgaben folgte. Die Information erfolgte im Gemeinderat und im Planungsausschuss.“ Auch in der Stadtzeitung von Anfang Oktober wird in einem Artikel über Pop-up-Radwege die Markierungsänderung in der Rheinstraße in einem Nebensatz erwähnt.
2 Kommentare Dieser Radweg erhitzt die Gemüter