Auf dem Gemüsemarkt kommen vor allem ältere Herrschaften auf Sven Weigt zu. „Ich bin so froh, dass Sie kandidieren“, gesteht eine Dame, als der Kandidat ihr seinen Programmflyer in die Hand drückt. Weigt tritt bei der Wahl des Karlsruher Oberbürgermeisters am 6. Dezember mit Unterstützung von CDU und FDP an. Falls ihn alle Anhängerinnen und Anhänger der beiden Parteien wählen, könnte das – gemessen am Wahlergebnis der vergangenen Kommunalwahl – etwa für ein Viertel der Stimmen reichen.
Tendenziell fällt es der CDU in Großstädten seit einigen Jahren eher schwer, jüngere Wählerinnen- und Wähler anzusprechen. Das würde auch die Strategie erklären, auf den Plakaten nicht zu erwähnen, auf welchem Ticket Sven Weigt fährt. Zudem hat das Plakat einen grünen Farbton! Eine jüngere Großstadt-Wählerklientel, die eher Positionen links der Mitte vertritt, wird sich aber wohl schwertun, ihm zu folgen.
Klimaschutz soll wirtschaftlich sein
So will der 49-Jährige etwa eine fachliche Priorisierung von Klimaschutz-Projekten vornehmen – die wirtschaftlichsten sollen umgesetzt werden. Darüber gab es vor Kurzem eine heftige Auseinandersetzung im Gemeinderat, wobei die CDU die Linie vertrat, einzelne Klimaschutzmaßnahmen unter ökonomischen Vorbehalt zu stellen. Sie erhielt dafür im Wesentlichen Zustimmung von FDP und AfD.
Sven Weigt – selbst dreifacher Vater – will die Wahlfreiheit der Eltern bei Kinderbetreuung und Schulangebot stärken. Damit könnte er mehr Erfolg bei einer breiten Wählerschicht haben, dafür aber an der Mehrheit im Gemeinderat scheitern, die unter anderem auch die Gemeinschaftsschule stark unterstützt. Die kommt in seinem Wahlprogramm noch nicht einmal vor. In puncto Wohnraum will Weigt im Zweifelsfall neue Flächen ausweisen lassen.
Jahrelange Verwaltungserfahrung
Punkten möchte der amtierende Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard mit seiner jahrelangen Verwaltungserfahrung. Die ermögliche es ihm, einen soliden Haushalt zu erstellen, wie er in den Podiumsdiskussionen immer wieder betont. Genau diese Fähigkeit fehlt seiner Meinung nach dem Amtsinhaber Frank Mentrup. Gewinnt Sven Weigt die OB-Wahl in Karlsruhe, will er den berühmten „Kassensturz“ machen und laufende Projekte ganz genau anschauen. Die großen Projekte in Karlsruhe laufen seiner Meinung nach schlecht, beispielsweise der Neubau am Badischen Staatstheater. Man müsse alle Vorhaben „richtig planen und den Kommunalpolitikern ehrlich sagen, was sie kosten. Diese Berechnung müsse dann natürlich stimmen.“
Die Kritik, dass er bislang in einem eher kleinen Ort Verwaltungschef ist, lässt Sven Weigt nicht gelten. „Der Sprung ist sicherlich groß, aber eigentlich reden wir ja über 440.000 Menschen“, hält der OB-Kandidat dagegen. Er meint die Landkreisbevölkerung und den Kreistag, in dem er für die CDU sitzt. Dort ist der begeisterte Hobby-Sportler, der im Wahlkampf gerne auch (potenzielle) Unterstützerinnen und Unterstützer zum Joggen einlädt, erster Stellvertreter des Landrats. Die Tatsache, dass er seit 14 Jahren stellvertretender Vorsitzender einer Lebenshilfe ist und sich in vielen Ehrenämtern engagiert, zeige auch, dass er Großstadt kann, findet Sven Weigt.
0 Kommentare Der Kandidat, der aus dem Umland kam