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Designerin Sandra Winter aus Karlsruhe
Fotos: Nastassia Hornung

Sandra Winter: Vom Kinderzimmer ins Fashion-Business

Wegen Corona kam die Karlsruherin auf Umwegen zu ihrem Traum-Job als Designerin

„Alles ist für etwas gut!“ Ganz schön abgedroschen, diese Phrase, mit der man Menschen tröstet, die sich von einem Herzenswunsch, einer vielleicht lange gehegten Hoffnung verabschieden müssen. Sandra Winter hat sich diese Worte im Jahr 2015 selbst gesagt, als die Hochschule Pforzheim sie für den Studiengang Design ablehnte. „Natürlich war ich damals enttäuscht und ich glaube auch heute noch, dass ich dort viel hätte lernen können“, sagt Sandra Winter. „Aber rückblickend glaube ich, dass meine Ablehnung ein Wink des Schicksals war, der mir stattdessen Dinge ermöglicht hat, für die ich heute sehr dankbar bin.“

Sandra Winter lebte fünf Jahre in Australien

Den Trip nach Australien zum Beispiel, zu dem sich die heute 28-Jährige nach der erfolglosen Bewerbung in Pforzheim entschloss. Sechs Monate waren geplant. „Es wurden allerdings fünf Jahre daraus“, lacht Sandra Winter. „Sydney wurde meine zweite Heimat, ich habe dort Marketing studiert und ungefähr tausend Nebenjobs gemacht, um das zu finanzieren. Und natürlich habe ich auch dieses großartige Land angeschaut und eine Menge Leute kennengelernt.“

Doch plötzlich merkte Sandra Winter, dass ihre Zeit in Down Under abgelaufen war. „Ich war irgendwie stehen geblieben, sah keine richtige Perspektive mehr“, erklärt sie. „Da war die Sehnsucht nach neuen Herausforderungen und dieser Traum, doch noch Designerin zu werden.“ Allerdings ist die Welt der Mode ist nun mal keine, die man im Handumdrehen erobert. „Mir war schon klar, dass ich erst einmal einen richtigen Job brauchte“, sagt Sandra Winter. „Den fand ich bei einer Schweizer Airline als Flugbegleiterin. Das reizte mich total, denn Reisen ist meine Leidenschaft.“

Vier Wochen im Job, dann kam Corona

Ganze vier Wochen konnte Sandra Winter den Duft der weiten Welt schnuppern – dann kam Corona und der Job war weg. „Ich bin daraufhin heim nach Karlsruhe, um den Kopf freizubekommen und mir Plan B zu überlegen“, erklärt sie. „Ich zog erst mal wieder bei meinem Vater ein, der sich übrigens riesig freute, dass ich endlich wieder mal da war.“ Irgendwann kam der Moment, als die Pandemie und die damit verbundene Langeweile Sandra an ihre alte Nähmaschine lockten.

„Ich hatte schon früher viel mit Stoffen experimentiert, habe Kleider oder Tops genäht“, erinnert sie sich. „Irgendwann in diesen Tagen im Frühjahr erzählte mir eine Freundin, dass sie ein total cooles Crop-Top gesehen hatte, das allerdings den stolzen Preis von 300 Euro kostete. Und da dachte ich mir: Das krieg‘ ich auch hin!“ So entstand The Fools Gold, ein knappes, gestreiftes Top mit abgrundtiefem Dekolleté.

Zahlreiche Anfragen in kürzester Zeit

Dieses Oberteil war für die Jung-Designerin der erste Pflasterstein auf der Straße zum Erfolg: „Mein Schlüssel war Instagram: Einmal gepostet, bekam ich innerhalb weniger Tage rund 20 Anfragen von jungen Frauen, die dieses Top unbedingt haben wollten“, sagt Sandra Winter. „So entstand meine Brand ‚Sandra Winter The Label‘ – und meine erste Kollektion.“ Alle Stücke sind made-to-order, werden also auf Bestellung nach Maß gefertigt. Lieferzeit: Zwei bis sieben Tage.

Sandra Winter arbeitet an einem Stück ihrer Frühjahrskollektion
Sandra steckt ein Top ihrer neuen Frühjahrskollektion ab

„Ich war vom schnellen Erfolg total überrumpelt“, verrät Sandra, der in diesen ersten Wochen und Monaten quasi Flügel wuchsen. „Die begeisterten Kommentare der Leute auf Instagram, die vielen Re-Posts, das tolle Feedback, all das hat mich total motiviert weiterzumachen.“ Sogar aus den USA kamen Anfragen. „Und eine Bekannte in Australien engagierte mich spontan für ein tolles Projekt: Ich designe im Moment Outfits und Bikinis für ein Unternehmen, das Jachten vermietet“, verrät die junge Kreative. 

Influencerinnen zeigen ihre Mode

Nach wie vor arbeitet Sandra Winter mit ihrer Influencer-Marketing-Strategie: „Ich habe Freundinnen, die meine Sachen auf Instagram zeigen und auch einige Influencerinnen an der Hand“, erklärt Winter. „Ab und zu schreibe ich Leute auch gezielt an. Aber da bin ich wählerisch.“ So managt Sandra Winter derzeit aus ihrem alten Karlsruher Kinderzimmer heraus ihr eigenes Label und freut sich jeden Tag auf die Arbeit.

Aktuelle Kollektion von Sandra Winter
Stücke der aktuellen Kollektion von „Sandra Winter The Label“

„Mode ist für mich der Königsweg, um Menschen schön zu machen“, sagt sie. „Wenn eine Frau sich in ihrer Kleidung wohl und attraktiv fühlt – etwas Tolleres gibt es doch nicht.“ Die Behauptung, dass viele ihrer Kreationen ein bisschen gewagt und vermutlich eher für Frauen mit Size Zero gemacht sind, wischt Sandra Winter lachend vom Tisch: „Ich mache Mode für alle Frauen in allen Größen und ich habe noch eine Menge Ideen“, versichert sie. 

Heimatstadt Karlsruhe erdet sie

Da bleibt zum Schluss nur noch eine Frage: Kann eine aufstrebende Mode-Designerin in einer Stadt wie Karlsruhe beruflich gesehen glücklich werden? „Wir werden sehen“, gibt sich Sandra Winter diplomatisch. „Karlsruhe ist meine Heimat und wird es immer bleiben. Die Stadt holt mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Und das ist in der Fashion-Branche, die so schnelllebig und extravagant ist, nicht das Schlechteste!“   

 

                

                                

1 Kommentar zu 1 Sandra Winter: Vom Kinderzimmer ins Fashion-Business

  1. christa Schwartz
    Toller Bericht. Ich wünsche Sandra viel Erfolg auf Ihrem neuen Weg. 🤗

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