Parken in Karlsruhe wird bald deutlich teurer: Von 2,50 Euro pro Stunde auf vier Euro klettern am 1. Juni 2021 die Gebühren für Parkplätze im Innenstadtbereich. Im restlichen Stadtgebiet darf man für dieselbe Summe zwei Stunden lang parken. Dort waren bislang 2,50 Euro fällig. Diese Entscheidung traf der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung mit 24 Pro- und 18 Gegenstimmen. Die Neuerung ist unter den Mandatsträgern also höchst umstritten!
Entscheidung ist umstritten
Für die Grünen – die größte Fraktion im Gemeinderat – ist diese deutliche Erhöhung ein wichtiges Signal in Richtung mehr Klimaschutz. „Und wir hoffen, dass dann mehr Menschen, die mit dem Auto in die Innenstadt wollen, in die Parkhäuser fahren“, so der stellvertretende Fraktionschef Johannes Honné. Mit den bisherigen Tarifen Parktarifen sei Karlsruhe im Vergleich zu anderen Städten auf einem niedrigem Niveau, sagt er.
Ab Juni liegt Karlsruhe dann gleich auf mit Stuttgart und Freiburg, verlangt aber deutlich mehr als Mannheim (1,80 Euro pro Stunde für die Innenstadt) oder Heidelberg (2,10 Euro). In Baden-Baden werden 2,50 Euro erhoben. Und: Vergleichbare Großstädte außerhalb Baden-Württembergs wie Augsburg, Münster, Mainz oder Bielefeld kassieren in etwa so viel Gebühren wie aktuell die Fächerstadt.
CDU lehnt Erhöhung ab
Diese Anhebung der Preise widerspreche jedem gesunden Menschenverstand, findet hingegen Thorsten Ehlgötz (CDU). Sie sei eine Abzocke derjenigen, die auf das Auto angewiesen sind, deshalb lehne man sie ab – zum Wohl der Bürger und des Einzelhandels.
Für Thomas Hock (FDP) kommt die Verteuerung „in der schwierigsten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg“ zur Unzeit, zumal die Höhe der Anpassung dem Fass den Boden ausschlage. Man schieße völlig über das Ziel hinaus. „Sprechen sie doch mal mit dem Einzelhandel – wenn Karstadt die Segel streicht, dann geht es mit der Stadt rapide nach unten.“
Als Grünen-Sprecher Honné argumentiert, dass die Maßnahmen dem Einzelhandel nicht schaden, sondern sogar helfen, weil mehr Raum für andere Verkehrsteilnehmende in der Innenstadt geschaffen wird, erntet er Gelächter der Gegenseite.
An Gehbehinderte denken
Neben CDU, FDP und AFD sind auch die Freien Wähler dagegen: „Beschämt“ darüber, in welcher Zeit die Erhöhung beschlossen wird, gibt sich Petra Lorenz (Freie Wähler). Man müsse auch an gehbehinderte Rentner denken. Oder an Paare mit Kinderwagen, die mangels Fahrstuhl nicht aus dem zweiten Untergeschoss der Schlossgarage nach oben kommen.
Dr. Paul Schmidt von der AFD hält die Forderung, dass mehr Autos in den Tiefgaragen geparkt werden sollen, für berechtigt. Allerdings müssten dort die Preise gesenkt werden. Das Problem dabei ist, dass die meisten Parkhäuser in der Innenstadt von privaten Firmen betrieben werden. Somit hat die Stadt keinen Einfluss auf die Preisgestaltung hat. Die Verteuerung der Parkplätze sei ein Signal an die Gäste und Kunden aus dem Landkreis, „nämlich: Fahrt lieber woanders hin und gebt euer Geld dort aus“, warnt Schmidt.
SPD: Positiver Lenkungseffekt
Parsa Marvi von der SPD hält dagegen, es gebe keinen empirischen Nachweis für den Zusammenhang von teureren Parkplätzen und Kundenschwund in der Innenstadt. Das Parken in Karlsruhe bewege sich im Preisgefüge vergleichbarer Großstädte und man hoffe mit der Veränderung auf einen positiven Lenkungseffekt, nämlich dass mehr Autos in die Parkhäuser fahren.
Auch Lukas Bimmerle (Die Linke) findet, die Zukunft des Einzelhandels hänge nicht davon ab, ob beim Parken in Karlsruhe ein Laden zwei Minuten schneller zu erreichen ist und stellt klar: „Es gibt kein Anrecht auf einen billigen Parkplatz vor jedem Laden!“
Für Michael Haug (KAL/DIE PARTEI) profitieren alle vom zurückgewonnenen Raum, wenn oberirdisch künftig weniger Autos herumstehen. „Ein Drittel des Verkehrs ist Parksuchverkehr in der Innenstadt“, erinnert er. Öffentlicher Raum sei Gemeingut und stehe allen zu – und parkende Autos nähmen unverhältnismäßig viel Platz ein.
2 Kommentare Parken in Karlsruhe: Chance oder Abzocke?