Überall Post-its und dein Desktop quillt über? Damit bist du nicht allein. Viele Menschen müssen mit einer Unmenge an Informationen arbeiten – oft fehlt der Überblick. Mit der Software Infinity Maps, die im CyberLab in der Karlsruher Hoepfner-Burg ertüftelt wird, können Anwender ihr Chaos ordnen: Die zoombare Wissenslandkarte stellt große Datenmengen übersichtlich dar, bildet Hierarchien ab und ermöglicht einfache und schnelle Navigation durch Inhalte.
Kombiniert verschiedene Methoden
Wie das geht? Die Software basiert auf der iMapping-Methode des Karlsruhers Heiko Haller, der zum Thema Informationsdesign promoviert hat. Dabei werden vier Elemente kombiniert: Whiteboard, Mindmap, Graph und Google Maps – es entsteht also ein Mix aus Wandtafel, baumartiger Darstellung und der Möglichkeit zum Zoomen.
Das Start-up wendet sich an Studis, die gerade ihre Abschlussarbeit oder eine Doktorarbeit schreiben, an Berater aller Couleur oder auch an Lehrkräfte. Buchautoren können ebenfalls von Infinity Maps profitieren, wenn sie bei der Recherche sehr viele Infos wie etwa Zeitungsartikel, Notizen oder Tweets anhäufen.
Konzerne grafisch darstellen
„Unser Programm kann Projekte organisieren oder Organigramme erstellen. Aber es gibt eigentlich nichts, wofür Infinity Maps nicht angewendet werden kann“, erklärt Geschäftsführer Johannes Grenzemann. Diese Erfahrung durfte er schon selbst machen, als er bei seinem Arbeitgeber Arvato in Baden-Baden anfing. Damals hatte er gerade Heiko Haller im Karlsruher Gründerzentrum Perfekt Futur kennengelernt, der ihm die iMapping-Methode vorstellte.
Mit ihr orientierte sich Johannes an seinem neuen Arbeitsplatz, der ein Teil der Bertelsmann-Gruppe ist. Er „mappte“ erst sich selbst, dann seine Abteilung. Irgendwann kam er bei einer grafischen Darstellung an, die den kompletten Konzern abbildete – inklusive der ersten 1.000 Kollegen, mit denen er in Berührung gekommen war. Damals begann Johannes zu ahnen, dass iMapping „ein mächtiges Tool“ mit Potenzial ist – und stieg nebenberuflich in das Projekt ein.
Liebe zum Software-Design
Der ausgebildete IT-System-Kaufmann und studierte Wirtschaftsinformatiker entdeckte die Liebe zum Software-Design während seines dualen Studiums: Wie man Ideen entwickelt und in Projekte umsetzt, das faszinierte ihn. „Seither mache ich nichts anderes mehr – nur der Kontext ändert sich gelegentlich“, sagt Johannes.
Ursprünglich kommt er aus dem Schwarzwald, als Kind ist er innerhalb Baden-Württembergs häufig umgezogen, hat auch im Elsass gewohnt. Und weil seine Mutter gebürtige Peruanerin ist, wuchs er zwischendurch sogar dreisprachig auf: mit Deutsch, Französisch und Spanisch.
Dass vieles zusammenkommt, ist Johannes mittlerweile fast schon gewohnt: In den vergangenen drei Jahren gründete er für seinen Arbeitgeber das InnoLab, ein Innovationslabor, in dem es um Start-up-Methoden und neue Geschäftsideen geht. Außerdem hat er geheiratet und mit seiner Frau zwei Kinder bekommen. Und dann war da eben auch noch der Einstieg als CEO bei Infinity Maps, das seit 2020 im IT-Accelerator CyberLab angesiedelt ist.
Blue Yonder-Gründer eingestiegen
Seit Herbst ist ein Investor mit an Bord des Start-ups: Blue Yonder-Gründer Prof. Michael Feindt. Er sagt, das Konzept dieser smarten Wissensplattform hätte ihn vom ersten Pitch an überzeugt, weil Komplexität und große Datenmengen heute allgegenwärtig sind. „Eine Anwendung, die dafür individuelle Lösungen bietet, hat Zukunftspotenzial”, glaubt der Risikokapitalgeber.
„Wir möchten jetzt laut sein und Reichweite erzielen, die Software weiterentwickeln und ausbauen. Das ist ziemlich anspruchsvoll und wir suchen noch Entwickler“, sagt Geschäftsführer Johannes Grenzemann. Er und die anderen im Team hätten eine „riesige Road-Map an Ideen.“ Momentan arbeiten sie an Importen für studentische Formate, etwa zum übersichtlichen Sammeln von Zitaten, die während einer Doktorarbeit zusammenkommen.
Überblick über 50.000 Papers
Außerdem tüfteln die Macher an einem Informationsmanagement-Projekt für das KIT: Infinity Maps soll einen Überblick über 50.000 verschiedene Papers zum Thema Antibiotika-Resistenz bringen! Neben der Wissenschaftskommunikation würde Johannes das Programm gerne auch mit Managern, Start-ups oder Juristen ausprobieren.
Das muss aber noch etwas warten, weil auch der enthusiastische Entwickler manchmal eine kleine Auszeit braucht. Dann schätzt er „Gespräche mit klugen Köpfen und guten Ideen“, in denen verschiedene Perspektiven und auch mal extreme Standpunkte zugelassen sind. Und ein White Russian, Johannes’ Lieblings-Cocktail.
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