In der Nacht zum Sonntag ist es wieder so weit: Die Uhr wird von zwei auf drei Uhr vorgestellt. Dabei sollte die Zeitumstellung in diesem Jahr eigentlich abgeschafft werden! Aber daraus wird erst einmal nichts.
EU-Parlament stimmte für Abschaffung der Zeitumstellung
Daniel Caspary, Europaabgeordneter für die Region Karlsruhe, erklärt warum: „Wir im EU-Parlament haben Ende März 2019 mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021 gestimmt. Die EU-Kommission wollte sie dann schon 2019 umsetzen, allerdings ging das den meisten Mitgliedsstaaten zu schnell.“
Bisher ist das Thema noch nicht weiter vorangeschritten, da durch die Corona-Pandemie gerade größere Entscheidungen zu treffen sind. Daniel Caspary würde das lästige Umstellen aber gern beenden: „Ich persönlich plädiere für das Abschaffen der Zeitumstellung und für die Entscheidung, immer die Sommerzeit beizubehalten.“
Vor allem Deutsche beteiligten sich an der Umfrage
Das passt zu den Ergebnissen der EU-weiten Umfrage, in der sich Bürgerinnen und Bürger vom 5. Juli bis 16. August 2018 online zur Zeitumstellung äußern konnten. Die Beteiligung an der Umfrage war in Deutschland am größten – hierzulande stimmten 3,79 Prozent der Bevölkerung ab. Von den mehr als 4,6 Millionen Antworten sprachen sich 84 Prozent für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus.
Im März 2019 votierten daraufhin 410 Abgeordnete des EU-Parlaments für die Abschaffung der Zeitumstellung, 192 waren dagegen. Die letztmalige Umstellung sollte demnach im Jahr 2021 erfolgen, danach sollten die Mitgliedsstaaten selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Normalzeit oder die bisherige Sommerzeit beibehalten wollen. Aber darauf können sie sich untereinander nicht einigen. Manche Länder wollen die Winterzeit abschaffen, andere wollen sie behalten …
Warum gibt es die Zeitumstellung in Europa überhaupt? Im April 1916 wurde sie erstmals im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn eingeführt, weil die neue Sommerzeit die Schlachten des Ersten Weltkriegs unterstützen sollte. Man versprach sich an den langen Sommerabenden eine Energieeinsparung durch weniger künstliche Beleuchtung. Als Reaktion darauf führten auch die Kriegsgegner noch im selben Jahr die Sommerzeit ein.
Kriegsmaßnahme zum Energiesparen
1919 schaffte Deutschland diese ungeliebte Maßnahme wieder ab, um die Sommerzeit dann allerdings 1940 erneut aus Gründen der Energieeinsparung einzuführen. Bei Kriegsende verständigten sich die Alliierten auf eine einheitliche Uhren-Umstellung zur Sommerzeit. 1947 gab es sogar die so genannte „doppelte Sommerzeit“ mit zwei Stunden Unterschied, die allerdings bereits nach sieben Wochen wieder aufgegeben wurde.
1949 einigten sich Bundesrepublik und DDR auf ein Ende der alljährlichen Umstellung der Uhren, viele andere Länder schafften die Sommerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls ab. Erst als Reaktion auf die Ölkrise von 1973 führte Frankreich 1976 die Sommerzeit mit der Begründung des Energiesparens wieder ein. Alle anderen EU-Mitgliedstaaten schlossen sich zur Harmonisierung des gemeinsamen Binnenmarktes dieser Entscheidung an, aber so richtig beliebt war das Ganze nie. Jedes Jahr aufs Neue gab es Diskussionen um eine Abschaffung, denn während manche Menschen die Zeitumstellung über sich ergehen lassen, leiden andere darunter sehr.
Manche Menschen leiden unter der Zeitumstellung
Mediziner wissen, dass das am gestörten Schlaf-wach-Rhythmus liegt, den bereits kleine Veränderungen des biologischen Rhythmus’ verursachen können. Dauerhaft gefährlich ist das nicht, weil sich ein gesunder Organismus daran anpassen kann, etwa beim Jetlag aus dem Urlaub. Der kann ebenfalls ein paar Tage anhalten und wird individuell sehr unterschiedlich erlebt. Was sagen Menschen in Karlsruhe zur Zeitumstellung, die jetzt wieder ansteht?
Paul (55) ist sie völlig gleichgültig: „Ehrlich gesagt, ich würde es nicht mal bemerken. Meine Uhren stellen sich automatisch um, sodass eigentlich alles ganz normal weiterläuft. Daher ist es mir auch egal, ob die Umstellung abgeschafft wird oder nicht. Aber ich kann verstehen, dass manche Leute davon genervt sind.“
Britta (52) aus Dettenheim leidet da schon mehr: „Das Uhrenumstellen kann man sich doch echt sparen! Mir fallen die ersten drei Wochen danach immer schwer, das fängt mit dem Essen an und hört beim Schlafen auf. Ich gehe aber fast davon aus, dass wir mit der Zeitumstellung noch eine ganze Weile leben müssen, wenn die Damen und Herren in der EU sich nicht einig werden.“
Ganz praktisch sieht der 18-jährige Ron die Umstellung auf Sommerzeit: „Für mich ist es blöd, gerade im Frühjahr, weil es dann morgens plötzlich wieder dunkel ist. Ich fahre mit dem Fahrrad zur Schule, da nervt das. Und auch das Aufstehen fällt mir im Hellen leichter.“
Mit Sport den Biorhythmus ausgleichen
Sporttherapeutin Martina Scholl vom SSC Karlsruhe hat einen Tipp für alle, die sich nach der Zeitumstellung schlapp und müde fühlen: „Bei vielen Leuten gerät der Biorhythmus durch die Zeitumstellung aus dem Gleichgewicht. Hier kann Sport helfen, denn regelmäßige Bewegung unterstützt die Bildung von Serotonin im Gehirn, was wiederum die Produktion des Schlafhormons Melatonin am Abend begünstigt.“
Welche Art von Bewegung man macht, ist dabei egal, sagt Martina. Aber besonders an der frischen Luft ist sie hilfreich, da sich der Körper für seinen Tag-Nacht-Rhythmus an den Lichtverhältnissen orientiert. Vermeiden solltet ihr allerdings intensiven Sport kurz vor dem Schlafengehen, denn das kann kontraproduktiv wirken. Abends empfiehlt sich eher der kleine Spaziergang um den Block.
0 Kommentare Zeitumstellung: Heute Nacht eine Stunde vordrehen!