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Autonomer Minibus EVA-Shuttle in Karlsruhe
Fotos: Stefan Jehle

Autonomer Mini-Bus: Im Schleichgang durch Karlsruhe

In Weiherfeld-Dammerstock wird die Zukunft der Mobilität getestet. Menschen, die noch selbst fahren, brauchen starke Nerven.

Ella, ein autonom fahrender Mini-Bus, ist in der lang gestreckten Neckarstraße schon von Weitem zu sehen. Langsam kommt er näher, scheint immer wieder kurz zu stocken. Es ist 13.55 Uhr, ich habe das elektrisch betriebene Shuttle auf 14 Uhr gebucht. Ella rollt wie ihre Kolleginnen Vera und Anna noch bis Ende Juni als autonomer Bus im Testbetrieb durch Karlsruhe.

Deutschlandweit einzigartiger Modellversuch

Am Bordstein der Bushaltestelle Belchenplatz holt der kleine Bus zum Schlenker aus. „Das Fahrzeug soll nicht im spitzen Winkel auf die Haltefläche fahren“, erklärt die Sicherheitsfahrerin. Lisa und oder einer ihrer Kollegen fahren immer mit, wenn Passagiere an Bord sind. Falls die automatischen Sensoren versagen sollten oder ein Unfall droht, drückt sie auf den Notknopf.

Sicherheitsfahrerin im EVA-Shuttle
Lisa passt auf: Im autonomen E-Bus fährt eine Sicherheitsfahrerin mit

In dem deutschlandweit einzigartigen Modellversuch der Verkehrsbetriebe Karlsruhe zusammen mit dem FZI Fosrchungszentrum Informatik werden Passagiere on demand befördert. Vorab müssen sie die App Eva-Shuttle herunterladen und eine Fahrt buchen. Dann bringt sie das E-Shuttle von einem beliebigen Punkt des Stadtteils zum gewünschten Ziel. Derzeit fahren oft ältere Leute mit, die sich auf künftige Hilfe beim Einkaufen freuen. Eltern, die ihren Kindern das autonome Fahren erklären wollen. Oder Journalisten, die darüber berichten.

Sechs Personen können mitfahren

Ich steige also in den Mini-Bus ein, jeweils drei Plätze hat er vorne und hinten. Am rechten Türholm steht die Sicherheitsfahrerin mit einer Hand an den Steuerungselementen. Ein Bildschirm zeigt die Route an. Ella fährt los, rollt den Scheibenhardter Weg entlang, vorbei an der Albschule. Die Strecke ist auf dem Rechner eingespeichert, mit dem der Bus verbunden ist. Deshalb biegen wir an der Wehrastraße unweit der Rüppurrer Wiesen links ab. Dabei wird es erstmals richtig spannend, denn von links kommt ein Radfahrer.

Autonomer Minibus EVA-Shuttle wird überholt
Vom Fahrrad überholt: Das erlebt man im langsam fahrenden Shuttle häufiger

Ella scheint irritiert und stoppt. Erst als das Zweirad abgebogen und außer Reichweite ihrer optischen Sensoren ist, fährt der Minibus weiter. Im Rückspiegel stauen sich mehrere Autos, darunter eins der Polizei. Dann wird es ziemlich eng: Links eine Reihe parkender Autos, rechts der Bordstein. Immer wieder stoppt das Shuttle kurz, weil die Sensoren Vorsicht vermitteln. Wenn seitliche Abstände weniger als 40 Zentimeter betragen, reduziert Ella ihre Geschwindigkeit automatisch auf fünf bis sechs Kilometer pro Stunde.

Minibus Ella ruckelt eher, als dass er fährt

Nach der Hälfte der Wehrastraße werden wir von einer Lastenfahrradfahrerin überholt, der das alles offenbar zu langsam geht. Ella ruckelt jetzt eher gemächlich, als dass sie fährt. Sicherheitsfahrerin Lisa erklärt, wann die Sensoren das Fahrtempo noch weiter drosseln: wenn etwa ein Vogel zu nah an die Kameras heranfliegt. Oder wenig später, als ein Kind mit Laufrad am Gehsteig steht. „Safety first“ lautet die Losung des Vehikels.

Autonomer Mini-Bus auf der Albbrücke in Karlsruhe
An einprogrammierten „Langsam-Fahr-Stellen“ wie der Albbrücke bildet sich hinter dem Bus ein Stau

Fast scheint die Strecke geschafft. Als das Shuttle von der Wehrastraße nach rechts in die Belchen- und die Nürnberger Straße einbiegt, werden wir aber erneut langsamer. Die Alb-Brücke ist als „Langsam-Fahr-Stelle“ fest einprogrammiert. Wieder stauen sich hinter uns die Fahrzeuge. Da gibt es mitunter auch böse Blicke, weiß Vielfahrerin Lisa. Das bundesweit einzigartige Testfeld fordert die Geduld mancher Autofahrer heraus.

15 Minuten Fahrzeit für 1,2 Kilometer

Dann kommen wir endlich am Ziel an, dem Abzweig zur Speyerer Straße. „Wir hoffen Du hattest eine angenehme Fahrt“, sagt die Eva-Shuttle-App auf meinem Smartphone an. Ich bin mir noch etwas unschlüssig. 15 Minuten Fahrzeit ist recht lang für 800 Meter Luftlinie und eine reale Fahrstrecke von etwa 1,2 Kilometern. Zumal ich der einzige Fahrgast bin.
Trotzdem lasse ich mich von Ella wieder zurückshutteln, sehe dabei eine große 30 auf dem Asphalt langsam vorbeiziehen. So schnell könnte man hier fahren, denke ich etwas wehmütig … Das EVA-Shuttle darf aber nur auf maximal zwölf Stundenkilometer beschleunigen und reduziert wegen parkender Autos erneut auf die Hälfte. Heil und sicher kommen wir schließlich am Ausgangspunkt an – und ich freue mich über mein Fahrrad, das dort auf mich wartet.

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