„Unglaublich, wie viele Menschen es nicht schaffen, eine Maske ordnungsgemäß zu tragen. Ich habe beim Einkaufen eindeutig zu viele Nasen gesehen …“, schreibt Emma-Lou in ihr Tagebuch. Auch Querdenker und Maskenverweiger werden dort thematisiert. Das Journal der jungen Karlsruherin ist Teil der Corona-Sammlung des Badischen Landesmuseums, zusammen mit Masken, Desinfektionsmitteln, Hygiene-Haken oder Plakaten wie „Bitte nicht hamstern“.
Seit Beginn der Pandemie dokumentiert das Museum diese besondere Zeit und trägt relevante Objekte als Teil seiner Sammlung zur Gegenwartskultur zusammen. Auch Stimmungsbilder oder Kommunikationsprozesse werden dort festgehalten, die den Umgang der Gesellschaft mit der Pandemie widerspiegeln. Etwa Fotos von Alltagssituationen oder Corona-Memes.
Corona-Sammlung: anders als andere Objekte
Das Badische Landesmuseum möchte die Sammlung zum Mitmachen betreiben und ermuntert deshalb alle Interessierten, jederzeit Vorschläge zu schicken. Brigitte Heck, Oberkonservatorin und Leiterin des Referats Volkskunde, versucht beim Begutachten der Objekte möglichst objektiv zu bleiben. „Seit 20 Jahren legt das Badische Landesmuseum Gegenwartssammlungen an. Aber bei der Corona-Sammlung gibt es große Unterschiede zu den vorherigen“, erklärt sie.
IT-Piece der Pandemie: Ein Hygiene-Haken zum kontaktlosen Öffnen von Türen
Hier ist eine emotionale Komponente spürbar, die auch sie selbst betrifft – obwohl museales Arbeiten in der Regel persönliche Distanz erfordert. „Besonders bewegt haben mich die Objekte einer Pforzheimer Klinik. Zu Beginn der Pandemie mussten Schutzanzüge über den Freundeskreis der Klinik handgefertigt werden und im dortigen Labor wurden FFP2-Schutzmasken zur Wiederverwendung sterilisiert“, sagt die Chefin der Corona-Sammlung.
Als das Virus aufkam, änderten Alltagsobjekte plötzlich ihre Bedeutung und zeigten existenzielle Ängste in der Gesellschaft auf. Mittlerweile haben sich die Menschen in der Pandemie besser organisiert, sodass abseits aller Unsicherheit immer mehr Zeugnisse in die Sammlung kommen, die ironisch mit der Virus-Situation umgehen.
Ironischer Umgang mit dem Virus
Etwa riesige Corona-Hüte zum stilsicheren Abstandhalten (Titelbild) oder Corona-Cartoons des Karikaturisten Holger Faber. Eine Weihnachtskugel mit Maske oder der Bestseller des Weingut Emil Bauer & Söhne – ein Wein mit dem Etikett: „#Fuck You Covid – da hilft nur noch Grauburgunder!“
Die Corona-Sammlung umfasst schon über 300 Objekte und ist als
offene Sammlung angelegt. Wenn auch ihr dem Badischen Landesmuseum eure Zeitdokumente anbieten wollt, schreibt an brigitte.heck@landesmuseum.de.
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