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Fotos: Linda Calmbach (2), Nicolas Kawerau (1)

Gemeinwohl statt Profit

Die Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe Oststadt will die Wirtschaft verändern

Unverpackte Trockenware im Supermarkt? Bis vor Kurzem Fehlanzeige! Und die Unverpackt-Läden am Hauptbahnhof oder in der Weststadt? Sind den Oststadt-Bewohnern zu weit weg. Deshalb reifte dort die Idee einer Kooperative für unverpackte Waren im eigenen Viertel. Zwei Jahre nach der Gründung zählt das Projekt 70 Mitglieder und 7.771 vermiedene Verpackungen!

Regionale Produkte, große Mengen

„Wir sind eine unabhängige Einkaufsgemeinschaft, die regionale Produkte der Saison in großen Mengen einkauft und ihren Mitgliedern unverpackt anbietet“, erklärt Michaela Gratzfeld von der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe Oststadt. Ihr Kollege Nicolas Kawerau ergänzt im Video-Interview mit Karlsruhepuls: „Es ist ein partizipatives Projekt. Alle Mitglieder bringen sich als Teil einer Gemeinschaft in die Arbeit ein.“

Johanna Wies im Interview mit der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe
Karlsruhepuls-Autorin Johanna (l.) im remoten Gespräch mit Manuela und Nicolas von der Unverpackt-Foodcoop

Im März ist die Einkaufsgemeinschaft mit ihrem Lager in die Kaiserstraße 41 gezogen, als Untermieter des lokalen Bildungsnetzwerks Lobin. Das betreibt gleich nebenan die Kulturküche und zusammen mit ihr bestellt die Foodcoop alle Produkte direkt bei den Erzeugern. Dadurch gibt es nur eine Lieferung für beide Parteien und die Preise sind günstiger als im Supermarkt, weil der Zwischenhandel keine Rolle spielt.

Verkauf an registrierte Mitglieder

Im Lager der Kooperative gibt es neben Nudeln, Hirse oder Couscous auch Gewürze, Kakao, Zucker, Nüsse, Mehl, Öl oder Tee. „Alle Produkte sind bio und kommen in Papiersäcken oder Pfandbehältern zu uns. Wir beziehen alles aus der Region, was regional verfügbar ist“, erklärt Thomas Oberle, der für das Lager verantwortlich ist. Lebensmittel liefert die bäuerliche Erzeugergemeinschaft OBEG, überregionale Produkte wie Trockenobst und Gewürze die CO2-neutrale Fairtrade-Firma Bananeira, ökologische Spül- und Waschmittel kommen von Sonett.

Lose Spaghetti in der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe
Thomas füllt Spaghetti ab – im Lager der Kooperative in der Kaiserstraße 41

Verkauft wird nur an registrierte Mitglieder der Foodcoop, die ihre eigenen Gefäße mitbringen, um Verpackung zu sparen. Die Corona-Regeln zwingen momentan zum „betreuten Einkaufen“, deshalb ist vorherige Anmeldung Pflicht. „Du trägst dich in eine Liste ein, gehst mit deinen Gefäßen in den Laden und sagst zum Beispiel, du möchtest 500 Gramm Haferflocken, ein Kilo Spaghetti und 50 Gramm Pistazien“, erklärt Michaela aus der Gruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ das unverpackte Einkaufen. Sie studiert am KIT Verfahrenstechnik, spezialisiert auf Lebensmittel. Im Laden helfen zwei Schichtbetreuer beim Einkauf: Sie desinfizieren die Gefäße der Kundschaft und füllen die gewünschten Lebensmittel hinein.

Organisiert in Arbeitsgruppen

Egal ob 20 oder 70 Jahre alt – die Coop ist offen für alle. Jedes Mitglied soll sich pro Monat eine Stunde lang an der Arbeit beteiligen, egal in welcher Form. Es gibt sieben Arbeitsgruppen, zum Beispiel „Sortiment“, „IT“ oder „Visionen“. Nicolas engagiert sich in der Gruppe „Koordination und Kommunikation“ – derzeit aus Lyon, wo er mit dem Austauschprogramm Erasmus sein Wintersemester verbringt.

Eingang der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe
Dort werden Lebensmittel und Drogeriebedarf aus großen Packungen an Mitglieder abgegeben

Eigentlich studiert er am KIT in Karlsruhe Maschinenbau mit Ausrichtung erneuerbare Energien. Durch seine Mitarbeit in der Foodcoop will er zeigen, „dass ein anderes Wirtschaften möglich ist. Nämlich eine Gemeinschaft zu gründen, die nicht profit-, sondern gemeinwohlorientiert handelt.“ Große Entscheidungen würden von allen Mitgliedern gemeinsam getroffen, so Nicolas. Die einzelnen Gruppen hätten aber Spielraum, eigenverantwortlich die Details zu gestalten.

Ein Supermarkt zum Mitmachen

Was will die Unverpackt-Foodcoop in Zukunft erreichen? Sie möchte wachsen und möglichst schnell das einhundertste Mitglied begrüßen! Weiteres Ziel: Einen partizipativen Supermarkt aufbauen, als Verein oder Genossenschaft.

Ihr wollt euch ebenfalls in der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe Oststadt engagieren? Dazu müsst ihr euch registrieren, danach könnt ihr euch zum Shoppen im Lager in der Kaiserstraße 41 anmelden – Gesichtsmaske und Behälter nicht vergessen!

1 Kommentar zu 1 Gemeinwohl statt Profit

  1. Auf den ersten Blick eine gute Idee. Aber nun fährt schon der 3. oder 4. LKW durch die Lande um eine einzige Stadt zu versorgen, ich zweifle hier am Nutzen. Ist es wirklich so schwer, sich auf sein Rad zu schwingen oder gemeinsam in den bestehenden Unverpackt Läden, dem Markt oder im Hofladen einzukaufen? Hätte es eine Einkausgemeinschaft anderer Art nicht auch getan? Sammelbestellungen im näheren Umkreis, einer kauft für viele ein, Abholstellen benennen. Der Markt, Unverpackt Läden, Hofläden schaffen Arbeitsplätze und ermöglichen allen bewusster einzukaufen. Selbst wenn das Argument fällt, dass jedes Alter ja bei der Food coop einkaufen kann, sich lediglich mit 1 Stunde Arbeit beteiligen reicht mir nicht aus. Für einige ist auch das nicht leistbar (alleinerziehend, älter Menschen, Menschen mit Handycap nur um einige Gruppen zu nennen). Und wieder andere möchten keinen Termin zum einkaufen machen, damit Betreuer da sind, die sich um die Einkäufe kümmern. Es gehen tatsächlich Arbeitsplätze verloren, Hofläden machen nach und nach zu oder reduzieren ihre Öffnungszeiten so weit, dass es sich bald nicht mehr rechnet. Unverpackt Läden müssen schließen oder auch runter reduzieren und auch auf dem Markt wird die Luft immer dünner. Gerade bei frischen Lebensmitteln rentiert sich die Herstellung, das betreiben eines Hofes oder die Zeit auf dem Markt nicht mehr. Alle in dieser Branche gehen bereits auf dem Zahnfleisch. Gemeinwohlorientiert? Für Priviligiert! Einige Gruppen bleiben hier außen vor. Da lobe ich mir den Markt, die Unverpackt Läden und die Hofläden und werde diese Menschen und Unternehmen weiterhin unterstützen. Wenn eines Tages die Regierung auf die Idee kommen sollte, dass es nicht privat organisiert werden darf, dann haben wir uns unser Läden, Marktbestücker und Hofläden wegreduziert. Da möchte ich nicht mitmachen. Irgendwie nicht ganz zu ende Gedacht.

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