Unverpackte Trockenware im Supermarkt? Bis vor Kurzem Fehlanzeige! Und die Unverpackt-Läden am Hauptbahnhof oder in der Weststadt? Sind den Oststadt-Bewohnern zu weit weg. Deshalb reifte dort die Idee einer Kooperative für unverpackte Waren im eigenen Viertel. Zwei Jahre nach der Gründung zählt das Projekt 70 Mitglieder und 7.771 vermiedene Verpackungen!
Regionale Produkte, große Mengen
„Wir sind eine unabhängige Einkaufsgemeinschaft, die regionale Produkte der Saison in großen Mengen einkauft und ihren Mitgliedern unverpackt anbietet“, erklärt Michaela Gratzfeld von der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe Oststadt. Ihr Kollege Nicolas Kawerau ergänzt im Video-Interview mit Karlsruhepuls: „Es ist ein partizipatives Projekt. Alle Mitglieder bringen sich als Teil einer Gemeinschaft in die Arbeit ein.“
Im März ist die Einkaufsgemeinschaft mit ihrem Lager in die Kaiserstraße 41 gezogen, als Untermieter des lokalen Bildungsnetzwerks Lobin. Das betreibt gleich nebenan die Kulturküche und zusammen mit ihr bestellt die Foodcoop alle Produkte direkt bei den Erzeugern. Dadurch gibt es nur eine Lieferung für beide Parteien und die Preise sind günstiger als im Supermarkt, weil der Zwischenhandel keine Rolle spielt.
Verkauf an registrierte Mitglieder
Im Lager der Kooperative gibt es neben Nudeln, Hirse oder Couscous auch Gewürze, Kakao, Zucker, Nüsse, Mehl, Öl oder Tee. „Alle Produkte sind bio und kommen in Papiersäcken oder Pfandbehältern zu uns. Wir beziehen alles aus der Region, was regional verfügbar ist“, erklärt Thomas Oberle, der für das Lager verantwortlich ist. Lebensmittel liefert die bäuerliche Erzeugergemeinschaft OBEG, überregionale Produkte wie Trockenobst und Gewürze die CO2-neutrale Fairtrade-Firma Bananeira, ökologische Spül- und Waschmittel kommen von Sonett.
Verkauft wird nur an registrierte Mitglieder der Foodcoop, die ihre eigenen Gefäße mitbringen, um Verpackung zu sparen. Die Corona-Regeln zwingen momentan zum „betreuten Einkaufen“, deshalb ist vorherige Anmeldung Pflicht. „Du trägst dich in eine Liste ein, gehst mit deinen Gefäßen in den Laden und sagst zum Beispiel, du möchtest 500 Gramm Haferflocken, ein Kilo Spaghetti und 50 Gramm Pistazien“, erklärt Michaela aus der Gruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ das unverpackte Einkaufen. Sie studiert am KIT Verfahrenstechnik, spezialisiert auf Lebensmittel. Im Laden helfen zwei Schichtbetreuer beim Einkauf: Sie desinfizieren die Gefäße der Kundschaft und füllen die gewünschten Lebensmittel hinein.
Organisiert in Arbeitsgruppen
Egal ob 20 oder 70 Jahre alt – die Coop ist offen für alle. Jedes Mitglied soll sich pro Monat eine Stunde lang an der Arbeit beteiligen, egal in welcher Form. Es gibt sieben Arbeitsgruppen, zum Beispiel „Sortiment“, „IT“ oder „Visionen“. Nicolas engagiert sich in der Gruppe „Koordination und Kommunikation“ – derzeit aus Lyon, wo er mit dem Austauschprogramm Erasmus sein Wintersemester verbringt.
Eigentlich studiert er am KIT in Karlsruhe Maschinenbau mit Ausrichtung erneuerbare Energien. Durch seine Mitarbeit in der Foodcoop will er zeigen, „dass ein anderes Wirtschaften möglich ist. Nämlich eine Gemeinschaft zu gründen, die nicht profit-, sondern gemeinwohlorientiert handelt.“ Große Entscheidungen würden von allen Mitgliedern gemeinsam getroffen, so Nicolas. Die einzelnen Gruppen hätten aber Spielraum, eigenverantwortlich die Details zu gestalten.
Ein Supermarkt zum Mitmachen
Was will die Unverpackt-Foodcoop in Zukunft erreichen? Sie möchte wachsen und möglichst schnell das einhundertste Mitglied begrüßen! Weiteres Ziel: Einen partizipativen Supermarkt aufbauen, als Verein oder Genossenschaft.
Ihr wollt euch ebenfalls in der Unverpackt-Foodcoop Karlsruhe Oststadt engagieren? Dazu müsst ihr euch registrieren, danach könnt ihr euch zum Shoppen im Lager in der Kaiserstraße 41 anmelden – Gesichtsmaske und Behälter nicht vergessen!
2 Kommentare Gemeinwohl statt Profit