Am Pinguin sollt ihr sie erkennen. Singles, die nicht mehr allein durchs Leben gehen wollen, haben es während der Corona-Pandemie besonders schwer: Dating in Karlsruhe ist fast unmöglich, wenn keine Kneipen und Sportvereine offen haben, keine Reisen und Stadtbummel möglich sind.
Singles haben es im Lockdown schwer
Konzepte wie Single-Wandern, Single-Kochen oder Speed-Dating pausieren aktuell, digitale Angebote haben zwar massiven Zulauf, aber Tinder und Parship sind nicht für alle das Richtige. Wo also einen neuen Partner finden?
Das hat sich auch Kerstin Hoffmann (Foto oben) gefragt: „Nach einem Jahr On-Off-Lockdown habe ich überlegt, wo Singles sich treffen können. Ohne After-Work, Partynächte und das obligatorische erste Date beim Essen oder Kaffeetrinken haben sie es schwer.“
Menschen sind doch kreativ, dachte sich die 38-Jährige. Wenn die Umstände er verlangen, finden sie schnell neue Lösungen. So gibt es Home-Office und Home-Schooling, die Geschäfte bieten Click-and-Collect an – aber was ist mit Dating in Karlsruhe? „Im Rahmen der COVID-Maßnahmen fiel mir nur eine Option ein, die aktuell unter Einhaltung des Mindestabstands möglich ist: ein Begegnungsspaziergang!“
Kerstin hat nicht lange gezögert und selbst die Initiative ergriffen: Ihr Maskottchen ist der „Pinguin mit Übergewicht“, ein Zitat des Song-Texts von Jennifer Rostock, in dem der dicke Pol-Bewohner als Eisbrecher dient. Jetzt will die einfallsreiche Karlsruherin in der Fanny-Hensel-Anlage in Mühlburg Menschen auf Spaziergängen zusammenbringen.
Dating in Karlsruhe neu gedacht: Die Wege kreuzen sich im Park
Die Runde für den Single-Walk verläuft zwischen Blücherstraße und Händelstraße und findet jeden Sonntag von 14 bis 16 Uhr statt. In der Parkanlage werden Pinguin-Aufkleber an Interessierte verteilt, so erkennen sich die Singles gegenseitig. Single-Männer flanieren im Uhrzeigersinn, Single-Ladies entgegen des Uhrzeigersinns, damit alle sich begegnen.
„Das Konzept ist anonym, spontan, lokal, kostenfrei. Der Pinguin bietet nur die Anregung zum Spaziergang und einen abgesteckten Begegnungsraum an. Jeder kann spontan ohne Anmeldung kommen und so kurz oder lange spazieren, wie er oder sie mag“, erklärt Kerstin. „Die Chance, anderen Singles beim Sonntagsspaziergang im Park zu begegnen, ist derzeit höher als an jedem anderen Ort“, glaubt die gebürtige Berlinerin, die seit drei Jahren in Mühlburg lebt.
Das Projekt Pinguin mit Übergewicht kommt vom Prinzip her einem After-Work-Event am nächsten: lockere Atmosphäre, sehen und gesehen werden. Sollte das Konzept funktionieren, kann Kerstin sich auch vorstellen, die Idee auszubauen. „Man könnte die Spaziergänge auch an anderen Orten anbieten oder speziell für die Gay-Community. An all das habe ich zuerst gar nicht gedacht, aber natürlich ist das möglich“, sagt Kerstin Hoffmannt, die als Projektmanagerin in der IT-Branche arbeitet. Pinguin mit Übergewicht betreibt sie privat und ohne kommerzielles Interesse.
Kann man öfter teilnehmen? Das ist eine Frage der Motivation und natürlich auch eine Frage des Erfolgs. „Vermutlich steigen die Chancen auf eine Unterhaltung, wenn man sich bereits ein oder zwei Sonntage zuvor begegnet ist. Wer mutig ist, kann natürlich gleich mit einem ‚Hallo!‘ den ersten Schritt wagen oder über die lokale Telegram-Gruppe ‚Pinguin mit Übergewicht‘ anonym Kontaktdaten austauschen“, erklärt die Gründerin. Wie dieses neue Dating in Karlsruhe genau funktioniert, steht auf der Website.
Je mehr Singles, desto besser
Am Sonntag, den 14. März, feiert das Projekt seine Premiere. Aber was, wenn gar niemand kommt, oder wenn zu viele Frauen oder nur Männer auftauchen? „Das ist möglich, aber unwahrscheinlich“, meint Kerstin. „Je mehr Singles die Idee kennen, desto besser wird es sein. Erste Rückmeldungen sprechen für ein ausgeglichenes Mischungsverhältnis.“
Im schlimmsten Fall hat man nach der Pinguin-Aktion einen kleinen Sonntagsspaziergang gemacht und ein paar Lächeln ausgetauscht. Im besten Fall hat man einen neuen Kontakt geknüpft. „Es gibt nichts zu verlieren und man hat in jedem Fall bessere Chancen auf einen Flirt als zu Hause auf der Couch. Außerdem muss sich niemand gleich beim ersten Mal den Pinguin-Sticker holen, sondern kann das Ganze auch erst mal beobachten“, so Kerstin.
Kostenfreies und coronakonformes Dating in Karlsruhe
Garantien gibt es keine und auch um die eigene Sicherheit muss man sich selbst kümmern, denn der „Pinguin mit Übergewicht“ ist kein Unternehmen. Kerstin liefert nur die Idee für diese reale, lokale und kostenfreie Event-Alternative, die unter Einhaltung der COVID-Maßnahmen funktioniert. Mit Leben füllen müssen die Singles sie aber selbst. Ob dem Kennenlernen im Park ein Eis am Fliederplatz folgt, liegt also in der Hand der SpaziergängerInnen.
6 Kommentare Dating in Karlsruhe: Jetzt wird im Park spaziert!