Ihre Kampf-Namen lauten Effi Biest, DynaMeid oder Rolla die Waldfee. Sie tragen Schutzkleidung am ganzen Körper, denn ihr Job ist es, die gegnerische Mannschaft zu überholen oder die anderen am Überholen zu hindern. Und das Ganze auf Rollschuhen! Rempeleien und Stürze sind bei den rocKArollers also an der Tagesordnung, denn sie spielen Roller Derby, einen Teamsport mit vollem Körperkontakt.
Inspiriert von der Riot-Girl-Bewegung
Wer zum ersten Mal ein Spiel erlebt, hört Schreie, dumpfes Klatschen und Kunststoff, der auf Kunststoff knallt. In den Spielpausen läuft Punkrock. Die moderne Form dieses Sports betreiben heute überwiegend Frauen, sie schwappte um die Jahrtausendwende aus den USA nach Europa und ist von der Riot-Girl-Bewegung der 90er-Jahre beeinflusst.
„Seit mehr als zehn Jahren gibt es Roller Derby auch in Karlsruhe. Anfangs war das ein wilder Haufen, der sich zum Skaten auf einem Parkdeck getroffen hat“, erzählt Maria Oura, die seit 2016 mit dabei ist. Wirkte die Sportart anfangs wie eine Wrestling-Show auf Rollschuhen, für die sich die Fahrerinnen punkig kostümierten, hat sie sich mittlerweile stark professionalisiert und die rocKArollers gehören seit 2013 als Abteilung dem SSC an. Netzstrümpfe und Kriegsbemalung sind passé, man skatet ausschließlich in Sportkleidung, das Regelwerk ist komplex.
Überholen mit vollem Körpereinsatz
Gefahren wird auf einer ovalen Indoor-Fläche, ein Spiel gliedert sich in zwei Halbzeiten à 30 Minuten. In zweiminütigen „Jams“ rollen je fünf Spielerinnen aus jedem Team auf der Bahn – eine Jammerin und vier Blockerinnen. Die Jammerin versucht, an den gegnerischen Blockerinnen vorbeizukommen und damit Punkte zu machen. Mit vollem Körpereinsatz!
„Es sieht gefährlicher aus, als es ist“, versichert Maria. „Bevor du das erste mal in ein Spiel gehst, machst du ein halbes Jahr lang Technik- und Rollschuh-Training. Im Roller Derby gibt es strenge Regeln, man darf zum Beispiel nicht in den Rücken oder auf den Kopf blocken.“ Wer dagegen verstößt, muss 30 Sekunden auf die Strafbank. Alle Spielerinnen tragen Helm, Mundschutz und Protektoren an Knien, Handgelenken und Ellenbogen.
In die Erste Bundesliga aufgestiegen
Dreimal pro Woche trainieren die rocKArollers: mittwochs und freitags in der Daxlander Rheinstrandhalle und sonntags in der Hubhalle in Durlach. Einmal trainieren sie Spielzüge, dann Block- und Bremstechniken und schließlich arbeiten sie an ihrer Fitness. So viel Einsatz zahlt sich aus, in dieser Saison spielt die Mannschaft erstmals in der Ersten Bundesliga!
Gestern hatte das Karlsruher Roller Derby-Team sein Auftaktspiel gegen die Hamburgerinnen von St. Pauli Roller Derby. „Es war knapp! Mit 126 zu 120 Punkten hat es für uns nicht zum Sieg gereicht, aber es war ein toller Start in die Erste Liga!“, freut sich Maria, die auf dem Spielfeld als „Holly Dour“ unterwegs ist. Dour bedeutet im Englischen stur oder verbissen, was gut zu ihrer Position als Blockerin passt. Zudem stammt sie aus der Holledau in Bayern – die Kampfnamen im Roller Derby sind meist Wortspiele mit Bezug zur Person, die ein bisschen gefährlich klingen sollen.
Spielerinnen zwischen 18 und 43 Jahre alt
Doch auch der Spaß kommt nicht zu kurz: Marias Trikotnummer 505 leitet sich vom amerikanischen Polizeicode für rücksichtloses Fahren ab und stammt aus ihrer Anfangszeit auf den Skates, als sie Probleme beim Bremsen hatte, wie die 38-Jährige lachend erzählt. 2016 hat sie mit dem Roller Derby angefangen, gerade ist sie aus anderthalb Jahren Babypause zurückgekehrt. Ihre Mitspielerinnen sind zwischen 18 und 43 Jahre alt.
Wer sich für den actionreichen Sport interessiert, kann zweimal jährlich zum Newbies-Kurs der rocKArollers kommen. Die meist zehn bis zwölf Neulinge werden dann an Technik und die Bremsarten herangeführt und können testen, ob Roller Derby etwas für sie wäre. Fakt ist: Bei den rocKArollers könnt ihr auch nach dem Training was erleben: Nach den Spielen geht es gern mal in den Punkrock-Club Alte Hackerei!
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