Waschen, schneiden, legen im Vintage-Interieur

Betritt man den Old Barber Shop in Grünwinkel, fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Der Raum ist eingefasst von mondänen Frisiertischen aus dunklem Holz und Marmor. An den Wänden hängen Streichriemen für Rasiermesser und alte Blechschilder, daneben Fotos von ranghohen Militärs der amerikanischen Armee.

Herrenfriseur mit Armee-Vergangenheit

Der Laden ist ein klassischer Barber-Shop, also ein Herrenfriseur der alten Schule. Einer der Frisierplätze war sogar schon auf der großen Leinwand zu sehen – in Operation Walküre mit Tom Cruise aus dem Jahr 2008. Salon-Gründer Darko Novoselic erstand die 100 Jahre alte Requisite bei einem Antiquitätenhändler. Daneben finden sich weitere nostalgische Frisierstühle aus dem Amerika der 1920er-Jahre.

Darko Novoselic führt in der Durmersheimer Straße einen Herrenfriseur der alten Schule

Seine Ursprünge hat der Salon in der Karlsruher Nordstadt in jener Zeit, als die US-Army noch im Paul-Revere-Village zwischen Michiganstraße und Kanalweg stationiert war. Dort hat Gründer Darko Novoselic in einem klassischen Friseur-Salon seine Ausbildung gemacht. Eines Tages sprach ihn eine Amerikanerin aus der Armee-Siedlung an. „Ich erinnere mich bis heute an sie, da ich ihr alles zu verdanken habe“, erzählt Darko. Sie erwähnte, dass die hier stationierten Soldaten einen Friseur bräuchten und fragte ihn, ob er sich das nach seiner Ausbildung vorstellen könne. Darkos Englisch war passabel, also ergriff er die Chance und eröffnete einen Salon im damaligen Ami-Einkaufszentrum PX, in dem sich heute der Kliver-Supermarkt befindet.

„Die Amerikaner haben mich direkt zum Manager ernannt – da sind sie schon smart: Verteilen gleich schöne Titel und motivieren einen damit richtig“, lacht Darko. Ihm gefiel der Umgang mit der Army-Community, also blieb er ihr treu. Sein Weg führte ihn in die Rheinlandkaserne nach Ettlingen und anschließend nach Heidelberg, dem damaligen Standort des Nato-Hauptquartiers. Er bekam eine Wohnung gestellt und schnitt dort 15 Jahre lang Haare – bis zum Abzug der Amerikaner.

Mit Personenschutz zum Haarschnitt

„Ich habe damals hauptsächlich Generäle frisiert, eine besondere Ehre“, so der Friseurmeister. Noch heute erinnern viele Bilder, Widmungen und Ehren-Medaillen in seinem Salon an diese Zeit. Darko fallen dazu viele Geschichten ein. Zum Beispiel, wie die Generäle in den 1980er-Jahren mit bewaffneten Bodyguards zum Friseur kamen, aus Angst vor Terroranschlägen der RAF. Manch einer bestand auch darauf, dass die rangniedrigeren Soldaten aufstanden, wenn sie den Salon betraten. „So ist das halt bei der Armee. Aber die coolen Generäle sagten einfach ganz entspannt: ‚bleibt sitzen‘“, erinnert sich Darko.

Nach seiner Zeit in Heidelberg zog es ihn wieder in die Heimat Karlsruhe, wo auch seine Eltern leben. Die kommen ursprünglich aus Kroatien. „Wir sind eine richtige Friseurfamilie! Mit meinem Sohn Dario ist inzwischen die dritte Generation am Werk“, freut sich der Karlsruher, der sich auch nach Abzug der US-Armee nicht über mangelnde Kundschaft beklagen kann. „Einige Kunden von früher aus Heidelberg fahren heute extra für einen Haarschnitt zu uns nach Karlsruhe.“

Mit ihrem The Old Barber Shop will die Familie Novoselic aber nicht auf der Trend-Welle der vielen Barber-Shops surfen, die in den letzten Jahren überall entstanden sind und zum Teil nur auf Bärte frisieren. „Der Begriff Barber-Shop hat sich immer wieder gewandelt, ganz früher waren Barbiere sogar Zahnärzte und haben Aderlässe gemacht“, erklärt Darko die Tradition, die sich in den dreifarbigen Barber-Poles spiegelt, die sich oft vor den Salons drehen: Rot steht für Blut, Blau für Wasser und Weiß für Hygiene.

Darko, sein Sohn Dario und seine Mitarbeiterinnen legen den Fokus auf akkurate Herren-Haarschnitte – wie all die Jahre zuvor. Und das Konzept überzeugt – für neue Kunden haben sie derzeit leider keine Kapazitäten mehr frei!