Wer auf der Suche nach einer Trainingsjacke aus den 80ern, einem original Biedermaier-Schrank oder einer Majolika-Vase ist, wird in Karlsruhes Südstadt garantiert fündig. Auch günstige Haushaltswaren und Trödel gibt es hier reichlich. In Konkurrenz zueinander stehen die Läden aber nicht, da jeder ein eigenes Konzept verfolgt.
Einzelstücke aus verschiedenen Epochen
Hochwertige Vintage-Kleidung und Möbel aus verschiedenen Epochen gibt es bei The Hunter in der Winterstraße. Hier verkauft Anna Bachmeier ausgewählte Einzelstücke. Die Karlsruherin war lange Stammkundin in diesem Laden, bis sie ihn Anfang 2021 übernahm. „Ich habe davor lange mit dem Gedanken gespielt, einen Laden zu eröffnen. Als mir dann der vorige Betreiber erzählte, dass er aufhört, habe ich keine Sekunde gezögert“, erzählt die studierte Kommunikationsdesignerin.
Ihre Ware erhält sie aus Haushaltsauflösungen oder von einem Vintage-Großhändler in Berlin. Im vorderen Teil des Ladens hängen Flanellhemden, bunte Blusen und Jeansjacken. Im Hinterhof führt eine Treppe in die große Möbelausstellung. „Viele Sachen gefallen mir selbst so gut, dass ich für mich schon die Regel aufgestellt habe: Für jedes Teil, dass ich mit in meine Wohnung nehme, muss ich eines wieder aussortieren“, verrät Anna.
Fat-Lava-Vasen aus den 60er-Jahren
Bei Martin Eysoldt in der Luisenstraße findet ihr nostalgische Schmuckstücke für eure vier Wände. Seit 13 Jahren verkauft Martin in seinem Laden Patina vor allem Majolika-Vasen, Designer-Lampen und Kleinmöbel. Er hat den Laden aus seiner persönlichen Sammelleidenschaft heraus aufgebaut und bezieht die Stücke aus Haushaltsauflösungen oder von Verkäufern, die sie ihm anbieten.
„Ich habe Freude daran, schöne Teile aufzustöbern, sie hier im Laden aufzustellen und an jemanden weiterzuverkaufen, der sich darüber freut“, lächelt der Vintage-Liebhaber, der sehr vieles auch online verkauft – sogar bis nach Singapur oder in die USA!
Hochwertiges aus Wolle und Seide
Schönes Gebrauchtes für den Kleiderschrank findet ihr im Schon wieder Studio am Werderplatz. Janika Kungl und Nino Aptsiauri haben den Laden vergangenen Sommer aufgemacht. „Wir sind beide Vintage-Tanten und viel auf Flohmärkten unterwegs, da haben wir beschlossen, dass wir einen Laden aufmachen müssen“, erzählt Janika, die Malerei und Grafik an der Kunstakademie Karlsruhe studiert hat.
Verkauft werden hier hochwertige Kleidungsstücke aus Baumwolle, Seide und Wolle. „Bei uns sind nur die Regenjacken aus Polyester“, betont Janika. Neben dem Schon wieder Studio arbeitet sie noch als Künstlerin, hat ein Atelier in Beiertheim. Und auch Nino ist nur an zwei Tagen die Woche im Vintage-Shop anzutreffen, denn ihr gehört zusätzlich die Soul Bar in der Marienstraße.
Gegenüber, auf der anderen Seite des Werderplatzes, handelt auch Bonny Xander mit gebrauchter Kleidung: Bei Furore Second Hand kann jeder seine gebrauchten Kleidungsstücke vorbeibringen und auf Kommission verkaufen. Weil Bonny nebenher noch in einem orthopädischen Fachgeschäft arbeitet, empfiehlt sie ihren Kundinnen bei Bedarf auch mal Einlagen oder Kompressionsstrümpfe. „Wer diese Strümpfe schon in jungen Jahren trägt, hat die schönsten Beine bis ins hohe Alter!“, weiß die Händlerin. Neben guten Ratschlägen gibt es bei ihr ein bunt gemischtes Sortiment an Vintage-Kleidung, Taschen und Schuhen zu günstigen Preisen.
Schnäppchen für den Haushalt
Für günstige Haushaltsgegenstände lohnt sich ein Besuch in der Marienstraße bei Tina’s Entrümpelungen. Silvia Djedovic hat den Shop 2007 eröffnet, weil ihr Mann Wohnungen in Karlsruhe und Umgebung entrümpelt. „Kleinere Dinge, die noch zu gebrauchen sind, landen dann in meinem Geschäft.“ Das kann alles Mögliche sein, etwa Haushaltsgeräte, Töpfe, Spielzeug, manchmal auch Kleinmöbel. „Mein Laden ist nicht so groß, deshalb kann ich hier keine Antiquitäten verkaufen. Die wertvollen Stücke einer Haushaltsauflösung nimmt meist sowieso die Familie an sich“, weiß Silvia, die den Laden übrigens nach ihrer Tochter benannt hat.
In der Wilhelmstraße liegen zwei Secondhand-Läden direkt nebeneinander: Uli’s Kruschtelecke mit Haushaltswaren, Deko und Kleinmöbeln, benannt nach Ulrike Löffel, die den Shop seit über 25 Jahren führt. „Zu Beginn hatten wir nur Geschenkartikel, bis wir eine Räumungsfirma gegründet haben. Seither kommen die verwertbaren Sachen von den Räumungen in meinem Laden“, erzählt die 59-Jährige. Ihr Shop richtet sich an Menschen, die nicht viel Geld ausgeben können oder die Altbewährtes wie Geschirrhandtücher aus Leinen schätzen. Direkt nebenan führt Ulrikes Tochter Celia Löffel einen Antiquitätenladen mit Lampen, Möbeln und Bilderrahmen. Bei Antique loves Vintage gibt es günstige Trödelware, aber auch hochwertige Sammlerstücke.
Antikes aus altem Holz
Wer sich für ein Möbelstück aus dem Schaufenster von Bizarre Image in der Augartenstraße interessiert, muss Inhaber Josip Hekman anrufen oder ums Eck in die Werkstatt schauen, ob jemand da ist – feste Öffnungszeiten hat der Laden nämlich keine. Josip ist Restaurator und Händler für Antiquitäten. „Ich versuche grundsätzlich alles zu retten, ob Stuhl, Schrank oder Boden“, betont er.
Eine weitere Adresse für gebrauchte Möbel in der Südstadt ist der Möbel Basar in der Schützenstraße. Auch hier kommt die Ware aus Haushaltsauflösungen oder wird angekauft. Vom modernen Glastisch bis zur antiken Anrichte reicht die Bandbreite des Angebots. Sogar Kühlschränke und Waschmaschinen könnt ihr beim Möbel Basar gebraucht erstehen!
Modelleisenbahnen, Vintage-Deko und Möbel
In der Augartenstraße kombiniert Jürgen Flößer den Vertrieb von alten und neuen Waren: In seinem Krims Krams Eisenbahnlädle kauft er Modelleisenbahnen an und verkauft sie wieder, zudem hat er ein buntes Sortiment an Gebrauchtwaren auf Lager – von Wohnzimmer-Deko über Kleinmöbel bis hin zu Spielwaren.
Neben jenen Läden, die wirklich etwas zum Verkauf anbieten, gibt es in der Südstadt aber auch Schaufenster, die einfach nur hübsch aussehen sollen. Etwa in der Werderstraße 69, wo zwar ein „Antik“-Schild am Haus hängt, jedoch niemals eine Ladentür öffnet. Es handelt sich nämlich nicht um einen Laden, sondern um das Esszimmer von Gisela Löffel (übrigens die Großmutter von Celia Löffel). „Wenn Gäste kommen, rücken wir den Tisch in die Mitte und sitzen hier alle“, erzählt sie gut gelaunt. Früher hat sie mit ihrem Mann einen Antiquitätenhandel betrieben – natürlich ebenfalls in der Südstadt!
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