„Man muss das Beste daraus machen“, versucht Silke Mahr trotz Corona optimistisch nach vorne zu blicken. Genau wie alle anderen Kosmetikstudios, Nagelstudios, Friseursalons oder Massagepraxen musste sie ihren Betrieb Anfang November schließen.
Das Geschäft mit der Schönheit ist nicht lebensnotwendig und daher in die Corona-Zwangspause geschickt worden. Ihre Produkte darf die Kosmetikerin online oder auf telefonische Bestellung weiter verkaufen, seit 11. Januar auch per Click and Collect. Zusammen mit den staatlichen Hilfen reicht das aber nicht einmal für die Miete ihres Kosmetikstudios Fühl es, das sie seit 18 Jahren in Durlach betreibt. „Ohne Hilfe von der Familie würde es im Moment nicht gehen“, erzählt Silke.
Weiterbildung statt Freizeit
Doch die finanziellen Einbußen sind nur die eine Seite. Was tun mit der ganzen freien Zeit? Für die Beauty-Fachfrau war klar: Jedenfalls nicht den Kopf in den Sand stecken! Wie schon im vergangenen Frühjahr machte sie Fortbildungen, unter anderem ein Personal Coaching.
Auf Weiterbildung hat auch Tanja Ehrbrecht gesetzt. Die Friseurmeisterin und Fachkosmetikerin durfte immerhin noch bis Mitte Dezember Haare schneiden und konnte mit Überstunden einige Umsätze retten. Schon im ersten Lockdown hatte sie angefangen, für ihren Salon einen Auftritt in den sozialen Medien aufzubauen. Seit einigen Monaten lässt sie sich von einem Experten in Sachen Instagram coachen.
Mittlerweile nutzt sie diese Möglichkeit zum digitalen Kundenkontakt intensiv und ist überzeugt, dass er sich auszahlt: „Die Kunden nehmen unsere Angebote noch mehr an als im März und April.“ Trotzdem sei der Verkauf von Pflegeprodukte nur „ein halber Tropfen auf den heißen Stein“.
Wie Kosmetikerin Silke weiß auch Tanja von ihren Stammkunden, dass diese sehnsüchtig auf eine Wieder-Eröffnung warten. Wütend macht die Beauty-Dienstleisterin, wenn heimlich hinter verschlossenen Türen geschnitten, gefärbt und frisiert wird. Schwarzarbeit in Zeiten des Lockdowns sei leider keine Seltenheit, sagt sie.
Ärger über Schwarzarbeit
Die Nachfrage nach Beauty-Behandlungen unter der Hand spürt auch Nageldesignerin Sabrine Balint in diesen Tagen häufig: „Das sind vor allem potenzielle Neukunden auf der Suche nach jedem, der sich nicht an das Verbot hält.“ Obwohl die alleinerziehende Mutter gerade jeden Cent umdrehen muss, kommt so etwas für sie nicht in Frage.
In ihrem Nagelstudio Beautyline in der Karlsruher Innenstadt hat sie in die ohnehin zahlreichen Hygienemaßnahmen bei ihrer Arbeit investiert und eine Plexiglascheibe anbringen lassen sowie größere Mengen an Desinfektionsmittel und Masken auf Vorrat angeschafft. Der Frust ist daher groß, die bereits gebuchten Termine ein ums andere Mal verschieben zu müssen.
Aus eigener Tasche aufgestockt
So geht es auch Michael Strauß vom Waxingstudio Bella Brasil: „Über 1.000 zusätzliche Telefonate haben wir vergangenes Jahr geführt und durch das aufwendige Terminmanagement sehr viel Zeit in unsere Kundenbetreuung gesteckt. Die Termine musste ein ums andere Mal verschoben werden und immer wieder neu geplant werden.“
Für seine 13 Angestellten – darunter Vollzeit-, Teilzeit und 450 Euro-Kräfte – bekommt er Kurzarbeitergeld vom Staat, das er aus eigener Tasche zum vollen Gehalt aufstockt. „Ich habe gute Mitarbeiterinnen, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Deshalb lasse ich jetzt auch niemanden hängen“, begründet der Geschäftsführer.
Seit Pandemiebeginn hat er aus privater Kasse 40.000 Euro in die Krisenbewältigung investiert. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, hat er zum Beispiel sein Studio in der Kaiserpassage renoviert. „Aber irgendwann ist dann auch alles auf Vordermann gebracht“, so Michael Strauß. Er bangt jetzt, wann die Türen wieder geöffnet werden dürfen. Kosmetikerin Silke Mahr rechnet damit nicht vor März …
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