Entwickelt sich das Ettlinger Tor zum neuen Place to be für Karlsruhe? An dem man sich trifft, bevor man gemeinsam weiterzieht, wie bisher an Pyramide oder Europaplatz? Wenn es nach Bau-Bürgermeister Daniel Fluhrer geht, könnte das so kommen.
Wichtiger Ort für die Innenstadt
Das Ettlinger Tor ist wichtig für Karlsruhes Innenstadt, weil sich hier zwei zentrale Achsen kreuzen: Die Ost-West-Verbindung Kriegsstraße und die „Via triumphalis“ vom Schloss zum Hauptbahnhof. Zudem liegt das Ettlinger Tor auf der Schnittstelle der neuen U-Bahn und des neuen Straßentunnels.
An der Südwestseite des Platzes plant die Landkreisverwaltung einen bis zu 90 Meter hohen Wolkenkratzer als ihr neues Domizil. Schräg gegenüber könnte ein weiteres Hochhaus samt Büro-Bau das Postgiro-Gebäude ersetzen. Und dann erhält ja auch das benachbarte Staatstheater derzeit einen neuen Look.
Für den Neubau des Landratsamts wurde ein Wettbewerb mit 35 Teilnehmenden ausgelobt, elf Architekturbüros sind schon gesetzt. Weitere 23 werden aus über 100 Bewerbern ausgewählt, die Jury soll im Juni tagen.
Das aktuelle Ensmble aus Hochhaus, Langbau und vorgelagertem Kasino wirkt sehr nach innen bezogen, der Blick zur Kriegsstraße und zur restlichen Umgebung bleibt verschlossen. Deshalb eignet sich das Gebäude nicht für den geplanten Boulevard Kriegsstraße.
Vergangenes Jahr rief die Karlsruher Stadtverwaltung zum Werkstattverfahren, um ein neues Konzept für das Ettlinger Tor zu entwickeln. Dabei ging es um Möglichkeiten für eine neue, lebhafte Mitte samt Fußgängerverbindung zwischen Innenstadt und Festplatz. Vier Planungsbüros schlugen Lösungen vor, die Ideen von Max Dudler Architekten aus Berlin und MVRDV aus Rotterdam machten das Rennen.
Nach ihnen richtet sich nun das Städtebauliche Entwicklungskonzept Ettlinger Tor, über das der Karlsruher Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung diskutierte. Das Entwicklungskonzept sieht vor, den Platz als Eingangstor zur Innenstadt zu inszenieren. Nach Wunsch der Stadtverwaltung soll es auch die Grundlage für ein Bebauungsplanverfahren bilden.
Wahrzeichen für die Stadt
Bürgermeister Fluhrer machte keinen Hehl daraus, dass er die Idee spannend findet, das Ettlinger Tor zu einen Treffpunkt und Wahrzeichen für die Stadt zu entwickeln. Schließlich kommen hier in Zukunft viele Menschen vorbei, die aus der U-Bahn in die Stadt oder zum Staatstheater wollen.
Während das Büro von Max Dudler vorschlägt, am Ettlinger Tor die Neu- und Altstadt mit Torhäusern zu verbinden, sorgt der visionäre Entwurf von MVRDV für Wirbel: Die Rotterdamer stellen sich einen Floating Garden als Gegenpol zum Schloss vor. Die Reaktionen auf den Entwurf reichten von „UFO“ bis „Salatschüssel“. Wie auch immer – ein markantes architektonisches Highlight wäre an dieser Stelle ein Gewinn für die Stadt!
Deshalb hätte Bürgermeister Fluhrer am Ende des Jahres gern die Ergebnisse verschiedener Wettbewerbe zu Landratsamt, Staatstheater und Ettlinger-Tor-Platz zusammengeführt. Dieses Tempo der Entwicklungen stieß bei einigen Gemeinderäten allerdings auf Widerstand.
Entwicklung geht Gemeinderäten zu schnell
So stellte Tilmann Pfannkuch (CDU) fest, dass es zurzeit keine städtebauliche Festlegung braucht. Stattdessen muss in Ruhe überlegt werden, wie am Ettlinger Tor eine gute Adresse mit Aufenthaltsqualität entstehen kann. Ein Antrag von CDU, FDP und Grünen, die Vorlage der Verwaltung deshalb nicht zu bestätigen, bekam eine klare Mehrheit.
SPD-Sprecher Michael Zeh erklärte, der Gemeinderat spreche ja jetzt zum ersten Mal über das Entwicklungskonzept. Zwar müsse sich das Areal am Ettlinger Tor verändern, aber die richtige Lösung sei noch nicht dabei. Aljoscha Löffler (Die Grünen) meinte, dass offene Fragen diskutiert werden müssen. Etwa die, ob man am Ettlinger Tor überhaupt noch eine Straße braucht – oder eher einen Platz?
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