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Heribert Wilhelm vom Marktamt Karlsruhe
Fotos: Johanna Fischer (2), Carl Forger (2), Linda Calmbach (1)

Einzigartiger Job: Marktaufseher „Heri“

Heribert Wilhelm sorgt für einen reibungslosen Ablauf der Karlsruher Wochenmärkte

Auf den Märkten in der Fächerstadt nennen ihn alle „Heri“ – Heribert Wilhelm arbeitet seit über zehn Jahren als Marktaufseher für die Stadt Karlsruhe. Er ist stets dabei, wenn die Stände auf- und abgebaut werden, er weiß genau, wo es welche Produkte zu kaufen gibt und natürlich kennt er alle Standbetreiber*innen persönlich.

Ein offenes Ohr für die Marktleute

„Ich hatte vorher schon einige andere Jobs, aber bei denen wurde es mir nach kurzer Zeit zu eintönig. Auf den Märkten dagegen ist wirklich jeder Tag anders – du weißt nie, was als Nächstes kommt, sagt Heri. Zusammen mit Sachbearbeiterin Sonja Reich betreut er alle 18 Wochenmärkte in der Fächerstadt, die die Stadtverwaltung ausrichtet. Dabei führt ihn sein Weg an sechs Tagen pro Woche von Neureut bis Durlach. Er koordiniert er den Aufbau der Stände, wacht über die Einhaltung der zugewiesenen Stellplätze und hat jederzeit ein offenes Ohr für Anliegen und Probleme der Standbetreiber*innen.

Thorsten Brill und Heribert Wilhelm
Arbeitet eng mit den Marktbeschicker*innen zusammen: Heribert Wilhelm (r.), hier mit Blumenhändler Thorsten Brill

Wer auf den Karlsruher Märkten verkaufen darf, entscheidet das Marktamt nach einem Punktesystem. Bevorzugt werden Eigenerzeuger mit regionaler Ware vor Beschickern mit weitgereister Ware. Außerdem wird Wert auf Spezialisierung gelegt. „Das ist das A und O, um gegenüber den Supermärkten konkurrenzfähig zu sein, erklärt der Marktaufseher, der in seiner Freizeit viel Sport macht und in der Rockband Mrs. Wolf and the Neon Problem singt.

Bevorzugt Eigenerzeuger mit regionaler Ware

Seit Jahren beobachtet Heri, dass weniger Kundschaft auf die Märkte kommt und immer mehr Marktleute aufgeben. „Ihr Job ist hart. Sie haben teilweise 80-Stunden-Wochen und finden kein Personal mehr, weiß er. Als Standbetreiber verdiene man schon lange nicht mehr so viel wie früher, als es noch keine Supermärkte gab und die Märkte der Mittelpunkt städtischen Lebens waren. Für die Grundversorgung werden die Wochenmärkte heutzutage weniger genutzt, weil Supermärkte günstiger und bequemer sind.

Markt Stephanplatz Gemüsestand Pillmann
Bunte Vielfalt aus der Region – trotzdem werden Wochenmärkte wie der am Stephanplatz immer seltener besucht

„Wenn ich möchte, dass die Leute auf den Märkten kaufen, muss ich es ihnen leicht machen. Der Markt muss attraktiv sein und leicht zu erreichen, so der 49-jährige Heri. „Es braucht Werbung in verschiedenen Sprachen, kostenfreies Parken und ein vielfältiges Angebot.“ Auf Marktforen, die er besucht, lernt er die Werbestrategien anderer Städte kennen. „Manche haben digitale Anzeigen an Autobahnausfahrten und Ortszufahrten, auf denen groß für die Wochenmärkte geworben wird. Oder es gibt kostenlose Shuttlebusse, die die Kundschaft zu den Märkten bringt“, sagt der Nordstädter

Mehr Werbung für die Märkte!

„Auch das Karlsruher Marktamt hat hier einige Ideen, allerdings mussten viele Projekte wegen der angespannten finanziellen Lage der Stadt auf Eis gelegt werden“, bedauert Heris Kollegin Sonja Reich. Daher empfehlen die Mitarbeitenden des Marktamts ihren Beschicker*innen, regelmäßig selbst Werbeanzeigen zu schalten. Die kleineren Märkte in den Stadtteilen kommen zudem Unterstützung durch Anzeigen in den Heften der Bürgervereine.

Paradies für Feinschmecker: Frischen Fisch gibt es auf dem Markt vor der Christkönig-Kirche in Rüppurr

In Marktaufseher Heri haben die Karlsruher Märkte den größten Promoter: „Du bekommst hier supergeile Ware, da fällst du vom Glauben ab! Wir haben Stände mit 300 Käsesorten, Brotsommeliers, türkische Delikatessen, eine Putenmetzgerei und vieles andere, das es im Supermarkt nicht gibt.“ Den größten Charme im Stadtgebiet hat aus seiner Sicht der Neureuter Wochenmarkt. „Ich mag die Stimmung dort sehr. Die Auswahl ist genauso groß wie auf dem Stephanplatz – aber es gibt 500 kostenfreie Parkplätze, sagt Heri.

Zukunft der Stadtteil-Märkte ungewiss

Die meisten Stadtteil-Märkte in Karlsruhe werden jedoch auf lange Sicht schließen müssen, glaubt Heri, da viele Beschicker*innen altersbedingt aufhören, jedoch keine Neuen nachkommen. Daher würde der Experte einen großen Markt in zentraler Lage befürworten. „Da können wir 120 Stände hinstellen, das lockt auch genug Kundschaft, sodass es sich für die Beschicker wieder lohnt und sich das Nachfolgeproblem löst. Vom Kundenstrom würde das ganze städtische Umfeld profitieren.

Vorbild Wiener Naschmarkt

Ein zukunftsfähiges Wochenmarkt-Konzept sieht er im Wiener Naschmarkt, wo im Herzen der Stadt neben den Lebensmittelständen viele kleine Buden mit Café- und Bistro-Betrieb liegen. „Das zieht Kundschaft auf den Markt. Wenn man dort etwas Leckeres gegessen hat, kann man sich die Zutaten direkt kaufen, um es zu Hause nachzukochen“, so Heri. Nun sei Karlsruhe natürlich nicht Wien, aber man müsse das Konzept eben maßstabsgetreu herunterbrechen.

Bereits heute sei auch in der Fächerstadt zu beobachten, dass die Leute auf den Märkten nicht mehr den klassischen Wocheneinkauf erledigen, sondern verstärkt Delikatessen und Streetfood suchen. „Die Bewerbungen von Händler*innen im Bereich des traditionellen Wochenmarkt-Sortiments gehen zurück. Dagegen sehen wir bei den Streetfood-Angeboten eine starke Zunahme“, stellt Sonja Reich vom Marktamt fest. Ihr Haus beobachtet diese Entwicklungen genau, derzeit gleichen sich Marktabgänge und Marktzugänge noch aus. Es tut sich also einiges auf den Karlsruher Märkten und es bleibt spannend, wie sie sich weiterentwickeln …

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